Jeff Bezos' Klimaspende

"Wir lassen uns vom guten Zweck blenden"

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Jeff-Bezos-Maske
Wenn Superreiche wie Jeff Bezos viel Geld spenden, machen sie damit auch Politik, kritisiert Rudolph Speth: Denn sie und nicht die Gesellschaft entscheiden, wofür das Geld verwendet wird. © imago images/ZUMA Press
Rudolph Speth im Gespräch mit Julius Stucke · 18.02.2020
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Amazon-Chef Jeff Bezos hat angekündigt, zehn Milliarden Dollar für den Klimaschutz zu spenden. Politologe Rudolph Speth ist skeptisch, ob solche Spenden letztlich wirklich eine gute Sache sind. Besser für Demokratien wären höhere Steuern.
Amazon-Chef Jeff Bezos gilt laut Forbes als reichster Mensch der Welt. Er gilt aber auch, gemessen an diesem Reichtum, auch als eher weniger freigiebig mit seinem Geld. Jetzt will Bezos aber zehn Milliarden Dollar (9,2 Milliarden Euro) in einen neuen Fonds für den Klimaschutz stecken. Mit dem Geld sollen Wissenschaftler, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen unterstützt werden, die sich einsetzen für den Kampf gegen den Klimawandel, für Bezos "die größte Bedrohung für unseren Planeten". Wie glaubwürdig ist dieses Vorhaben? Und was bedeuten Spenden superreicher Geldgeber für demokratische Prozesse?
Politikwissenschaftler Rudolph Speth, der sich mit Lobbyismus, Zivilgesellschaft und politischer Beteiligung befasst, sagt, dass Jeff Bezos damit bereits ein Ziel erreicht habe: Publicity. "Es wird über sein Vorhaben diskutiert." Die Frage sei, ob das Geld bei den Nichtregierungsorganisationen ankomme und sie damit auch zufrieden seien. "Da bin ich eher am Zweifeln", so Speth.

Reiche betreiben Politik auf eigene Faust

"Wir lassen uns immer leicht blenden von dem guten Zweck in unseren Augen: für das Klima, für die Verbesserung der Gesundheit und so weiter. Was ist aber, wenn jemand, der relativ viel Geld hat, beschließt, für die Verhinderung von Abtreibungen zu spenden? Oder wenn jemand sagt: 'Der Islam muss eingedämmt werden?' Dann sieht die Sache ganz anders aus. Diejenigen, die Geld haben, betreiben auf eigene Faust Politik. Es wäre schon etwas besser, wenn diejenigen, die Geld haben, auch mehr Steuern zahlen würden."
Spenden wie diese schafften Abhängigkeiten. Der Geldgeber habe Macht über den Geldfluss. "Das wirkt sich natürlich auf das Verhalten derjenigen aus, die dieses Geld erhalten", sagt Speth. In Demokratien gebe es ein anderes Verfahren: Man sammle Geld ein, damit gewählte Vertreter entscheiden können, was damit gemacht werde.
(leg)
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