"Jede Aufführung war neu"
Das Berliner Babylon-Kino zeigt bis in den Januar hinein Opernfilme des legendären Intendanten und Regisseurs Walter Felsenstein. Für Felsensteins Sohn Christoph, der maßgeblich an der Wiederentdeckung der lange verschollenen Filme beteiligt war, sind diese "Zeitgeschichte aus den 50er-, 60er-Jahren".
Andreas Müller: Im Berliner Babylon-Kino werden ab heute bis in den Januar hinein filmische Raritäten auf der großen Leinwand zu sehen sein – Opernfilme des legendären Intendanten und Regisseurs Walter Felsenstein, die lange verschollen waren und erst vor zwei Jahren in einer aufwendig gemachten DVD-Edition wieder auftauchten. Dafür gesorgt hatte Felsensteins Sohn Christoph, der, wie er selbst sagt, in der Komischen Oper aufgewachsen ist und selber auch als Schauspieler gearbeitet hat. Jetzt ist er bei uns zu Gast. Schönen guten Tag!
Christoph Felsenstein: Schönen guten Tag!
Müller: Ja, Sie sind in der Komischen Oper aufgewachsen, waren ganz nah dran an der Arbeit des Vaters. Wie haben Sie denn den Regisseur und seine Arbeit erlebt?
Felsenstein: Sowohl mit ihm im Zuschauerraum oder auf den Proben, oder auch auf der Bühne. Ich habe ja selbst auch unter seiner Leitung gespielt, als Elfjähriger bereits den Knaben in der "Zauberflöte", später den Puck in Benjamin Brittens "Sommernachtstraum", und auch noch in "Fiedler auf dem Dach" den Perchik. Also das Haus war wirklich meine Geburtsstätte, wenn ich das so sagen darf, und auch Zeit meines Lebens ist ... dieses Haus hat eine ganz besondere Bedeutung für mich.
Müller: Was immer man über seine Probenarbeit liest, bei Felsenstein taucht immer wieder auf, es sei intensiv, es wurde geprobt bis an den Rand der Erschöpfung, es flossen Tränen, es war extrem. Wie ist denn das, wenn man da den Regisseur zum einen und den Vater zum anderen hat?
Felsenstein: Nicht immer leicht, aber er war so überzeugend, auch für seine Darsteller, dass sie ihm folgten, und viele konnten dann im Laufe der Jahre ... Sie wuchsen ja an diesem Institut mit heran, wenn ich denke an Hanns Nocker, Irmgard Arnold, Melitta Muszely – sie wuchsen mit ihm und verstanden dann auch, seine Ansprüche des Musiktheaters umzusetzen. Es gab ja niemals irgendwie antiquierte Oper, sondern jede Aufführung war neu, Felsenstein bekannt für seine langen Probenzeiten, wie Sie das ja auch ansprachen, mit sechs Monaten, ehe so eine Produktion herauskam. Das hörte nicht damit auf. Es wurde auch an den laufenden Produktionen immer wieder probiert, um dem Publikum jeden Abend das unmittelbare Musiktheater zu vermitteln.
Müller: Sie haben sich dann aber abgesetzt, Sie haben einen ganz anderen Weg eingeschlagen, Sie haben Ihr Kapitänspatent erworben, sind große Schiffe gefahren. Warum denn das? Wobei andererseits, man ist ja vielleicht als Kapitän auch ein bisschen Regisseur, aber es ist ja doch ein bisschen auch sehr weit weg von Theater.
Felsenstein: Ja. Ich bin mit beiden Leidenschaften groß geworden, mit dem Schauspiel, ich habe ja Schauspiel studiert. Es war eine Identitätsfrage später. Es ging mir sehr gut am Theater, ich war lange Zeit auch am Schillertheater beschäftigt, aber die eigene Identität zu finden war dann dieser ganz andere Weg mit der Seefahrt, den ich seit Kindesbeinen ... mit unserem Anwesen auf Hiddensee hatte das zu tun und zeit meines Lebens hatte ich einen Kutter, und habe dann das Diplom in der DDR an der Hochschule Warnemünde/Wustrow absolviert und bin dann als dritter, zweiter, erster Offizier, und wurde dann später berufen zum Kapitän, bin als Kapitän dann 25 Jahre gefahren, habe aber diese Laufbahn, die Theaterlaufbahn und den Bezug zum Theater nie verloren.
Ich habe auch, während ich schon Kapitän war in der Freizeit, in den Monaten, wo ich an Land war, immer wieder gespielt, Fernsehen, und zuletzt bei Harry Kupfer den Bassa Selim in der "Entführung aus dem Serail". Also es ist ungewöhnlich für den Zuschauer, zu verstehen, wie man mit diesen beiden Welten quasi umgehen kann. Ich war ja auch Kapitän auf Passagierschiffen. Der Bezug auch zum Publikum, und Sie haben auf Passagierschiffen ja auch eine Gruppe von 1000 und mehr Passagieren, umzugehen, das hat auch, sehen Sie es mir nach, hat auch etwas mit Theater zu tun.
Müller: Sie sind tatsächlich dann für eine Zeit auch an Land gegangen, um die schon erwähnte DVD-Edition zu produzieren. In welchem Zustand fanden Sie denn das Originalmaterial?
Felsenstein: Ja, das war ein großes Anliegen von uns, dieses Vermächtnis von Walter Felsenstein aufzubereiten, die Filme lagerten beim DRA, waren zum Teil sehr verschlissen.
Müller: Das ist das Deutsche Rundfunkarchiv, DRA.
Felsenstein: Richtig, das Deutsche Rundfunkarchiv. Und das hatte einen Vorlauf von über zehn Jahren. Es ging um rechtliche Ansprüche, urheberrechtliche Ansprüche, die wir dann im Laufe der Zeit klären konnten in Kooperation mit dem DRA und rbb media, und nachdem dann die Sachen soweit urheberrechtlich geklärt waren, haben wir uns als Erbengemeinschaft damit auseinandergesetzt. Ich habe mich sieben Monate dann beruflich freistellen lassen und ausschließlich dieser Arbeit gewidmet. Es war ja nur möglich mit einem Sponsor, um diese Filme minutiös und in Einzelbildretusche aufzuarbeiten. Ja, das ist dann gelungen, und wie Sie erwähnten, dann die Edition 2008 erschienen und auch im selben Jahr von der Deutschen Schallplattenkritik mit dem Preis, mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Müller: Im Deutschlandradio Kultur spreche ich mit Christoph Felsenstein über seinen Vater Walter Felsenstein. Einige dessen Opernfilme sind ab heute im Berliner Babylon-Kino auf der großen Leinwand zu sehen. Für viele jüngere Musiktheaterfreunde ist Felsenstein wahrscheinlich nur noch ein Name, die werden wahrscheinlich wenig mit seiner Arbeit verbinden, die sind vielleicht auch eher geprägt vom Regietheater, die werden vielleicht das, was sie da sehen, vielleicht erst mal sehr verwundert betrachten. Wie wichtig ist die Aufführung dieser Filme vor diesem Hintergrund für Sie?
Felsenstein: Ich glaube, dass sich das Berliner Publikum für die wir diese Edition jetzt auf großer Leinwand als Weihnachtsgeschenk sozusagen vorbereitet haben, sehr entspannt zurücklehnen können und die Sache auf sich wirken lassen. Es sind Zeitdokumente, es ist wirklich Kultur, Zeitgeschichte aus den 50er-, 60er-Jahren im damals geteilten Deutschland. Es wird eröffnet die Filmvorführungsreihe mit dem einzigen Opernfilm von Walter Felsenstein "Fidelio", der in den 50er-Jahren in Wien entstanden ist, Drehbuch Walter Felsenstein und Hanns Eisler im damals russisch besetzten Wien noch. Das ist eine ganz spannende, besondere Produktion, aber auch dann die anderen Verfilmungen – "Schlaues Füchslein", "Othello", "Hoffmanns Erzählungen", "Ritter Blaubart" –, das sind Vermächtnisse Walter Felsensteins, die der Zuschauer eben auch heute sehr aktuell erfahren kann, was Musiktheater bedeutet hat und auch für die Zukunft bedeuten soll.
Es sind also historische Dokumente, komplett restauriert, aber auch für die Nachwelt zu erhalten, und der Zuschauer möge beurteilen, wie aktuell diese Dokumente sind, auch für Regisseure eben nicht Regietheater, sondern Ensembletheater. Im geteilten Deutschland strahlte ja dieses Institut über die Grenzen weit hinaus, auch mit Gastspielen, Westberliner Publikum, das ... Die Komische Oper bestand 70 Prozent aus Westberliner Publikum. Das änderte sich schlagartig 1961 mit dem Mauerbau. Es dauerte eine Zeit, bis auch das DDR-Publikum heranwuchs und ihr Theater wieder gefüllt war. Es war also eine äußerst schwierige Zeit, und darüber zu berichten und zu zeigen und diese Dokumente vorzustellen, ist glaube ich ein einmaliges Ereignis.
Müller: Es müssen auch filmische Qualitäten zu finden sein, denn "Othello" von 1969 findet sich eigentlich in jedem ordentlichen Filmlexikon wieder, also das, wo man auch sagt, das ist jetzt nicht einfach nur eine gelungene Operninszenierung, die dort abgefilmt wurde, sondern es ist eine filmische Qualität auch.
Felsenstein: Richtig. Felsenstein hat ja diese Produktion extra für den Film aufbereitet, und hat dann diese szenische Umsetzung dann eben in der Dramatik, in der Poesie minutiös ausgearbeitet. Also Felsenstein kommt ja vom Schauspiel, er war unter Heinrich George am Schillertheater, hat dann später die Komische Oper 1947 übernommen und zu einem weltweiten Operninstitut, Musiktheaterinstitut entwickelt.
Müller: Abschließend noch gefragt: Haben Sie unter all denen einen Lieblingsfilm, oder können Sie da gar nicht sagen, das ist das, was herausragend für mich ist?
Felsenstein: Ich glaube, die Mischung ist hochinteressant von diesen Werken, mit dem "Fidelio" beginnend, dann "Das schlaue Füchslein", das ganz besondere Vermächtnis Felsensteins von Janáček, das er in den 60er-Jahren produzierte, die Premiere war ja bereits in den 50er-Jahren. Und das ist glaube ich ein ganz besonderes Beispiel, dieser Zeit von damals und dieser Opernzeit zu folgen.
Müller: Walter Felsensteins Opernfilme ab heute auf der großen Leinwand im Berliner Babylon-Kino, beginnend mit "Fidelio", es gibt dann noch zu sehen "Das schlaue Füchslein", "Othello", "Hoffmanns Erzählungen" und am 16. Januar dann abschließend "Ritter Blaubart". Das war Christoph Felsenstein, der Sohn Walter Felsensteins. Vielen Dank!
Felsenstein: Ich danke Ihnen!
Christoph Felsenstein: Schönen guten Tag!
Müller: Ja, Sie sind in der Komischen Oper aufgewachsen, waren ganz nah dran an der Arbeit des Vaters. Wie haben Sie denn den Regisseur und seine Arbeit erlebt?
Felsenstein: Sowohl mit ihm im Zuschauerraum oder auf den Proben, oder auch auf der Bühne. Ich habe ja selbst auch unter seiner Leitung gespielt, als Elfjähriger bereits den Knaben in der "Zauberflöte", später den Puck in Benjamin Brittens "Sommernachtstraum", und auch noch in "Fiedler auf dem Dach" den Perchik. Also das Haus war wirklich meine Geburtsstätte, wenn ich das so sagen darf, und auch Zeit meines Lebens ist ... dieses Haus hat eine ganz besondere Bedeutung für mich.
Müller: Was immer man über seine Probenarbeit liest, bei Felsenstein taucht immer wieder auf, es sei intensiv, es wurde geprobt bis an den Rand der Erschöpfung, es flossen Tränen, es war extrem. Wie ist denn das, wenn man da den Regisseur zum einen und den Vater zum anderen hat?
Felsenstein: Nicht immer leicht, aber er war so überzeugend, auch für seine Darsteller, dass sie ihm folgten, und viele konnten dann im Laufe der Jahre ... Sie wuchsen ja an diesem Institut mit heran, wenn ich denke an Hanns Nocker, Irmgard Arnold, Melitta Muszely – sie wuchsen mit ihm und verstanden dann auch, seine Ansprüche des Musiktheaters umzusetzen. Es gab ja niemals irgendwie antiquierte Oper, sondern jede Aufführung war neu, Felsenstein bekannt für seine langen Probenzeiten, wie Sie das ja auch ansprachen, mit sechs Monaten, ehe so eine Produktion herauskam. Das hörte nicht damit auf. Es wurde auch an den laufenden Produktionen immer wieder probiert, um dem Publikum jeden Abend das unmittelbare Musiktheater zu vermitteln.
Müller: Sie haben sich dann aber abgesetzt, Sie haben einen ganz anderen Weg eingeschlagen, Sie haben Ihr Kapitänspatent erworben, sind große Schiffe gefahren. Warum denn das? Wobei andererseits, man ist ja vielleicht als Kapitän auch ein bisschen Regisseur, aber es ist ja doch ein bisschen auch sehr weit weg von Theater.
Felsenstein: Ja. Ich bin mit beiden Leidenschaften groß geworden, mit dem Schauspiel, ich habe ja Schauspiel studiert. Es war eine Identitätsfrage später. Es ging mir sehr gut am Theater, ich war lange Zeit auch am Schillertheater beschäftigt, aber die eigene Identität zu finden war dann dieser ganz andere Weg mit der Seefahrt, den ich seit Kindesbeinen ... mit unserem Anwesen auf Hiddensee hatte das zu tun und zeit meines Lebens hatte ich einen Kutter, und habe dann das Diplom in der DDR an der Hochschule Warnemünde/Wustrow absolviert und bin dann als dritter, zweiter, erster Offizier, und wurde dann später berufen zum Kapitän, bin als Kapitän dann 25 Jahre gefahren, habe aber diese Laufbahn, die Theaterlaufbahn und den Bezug zum Theater nie verloren.
Ich habe auch, während ich schon Kapitän war in der Freizeit, in den Monaten, wo ich an Land war, immer wieder gespielt, Fernsehen, und zuletzt bei Harry Kupfer den Bassa Selim in der "Entführung aus dem Serail". Also es ist ungewöhnlich für den Zuschauer, zu verstehen, wie man mit diesen beiden Welten quasi umgehen kann. Ich war ja auch Kapitän auf Passagierschiffen. Der Bezug auch zum Publikum, und Sie haben auf Passagierschiffen ja auch eine Gruppe von 1000 und mehr Passagieren, umzugehen, das hat auch, sehen Sie es mir nach, hat auch etwas mit Theater zu tun.
Müller: Sie sind tatsächlich dann für eine Zeit auch an Land gegangen, um die schon erwähnte DVD-Edition zu produzieren. In welchem Zustand fanden Sie denn das Originalmaterial?
Felsenstein: Ja, das war ein großes Anliegen von uns, dieses Vermächtnis von Walter Felsenstein aufzubereiten, die Filme lagerten beim DRA, waren zum Teil sehr verschlissen.
Müller: Das ist das Deutsche Rundfunkarchiv, DRA.
Felsenstein: Richtig, das Deutsche Rundfunkarchiv. Und das hatte einen Vorlauf von über zehn Jahren. Es ging um rechtliche Ansprüche, urheberrechtliche Ansprüche, die wir dann im Laufe der Zeit klären konnten in Kooperation mit dem DRA und rbb media, und nachdem dann die Sachen soweit urheberrechtlich geklärt waren, haben wir uns als Erbengemeinschaft damit auseinandergesetzt. Ich habe mich sieben Monate dann beruflich freistellen lassen und ausschließlich dieser Arbeit gewidmet. Es war ja nur möglich mit einem Sponsor, um diese Filme minutiös und in Einzelbildretusche aufzuarbeiten. Ja, das ist dann gelungen, und wie Sie erwähnten, dann die Edition 2008 erschienen und auch im selben Jahr von der Deutschen Schallplattenkritik mit dem Preis, mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Müller: Im Deutschlandradio Kultur spreche ich mit Christoph Felsenstein über seinen Vater Walter Felsenstein. Einige dessen Opernfilme sind ab heute im Berliner Babylon-Kino auf der großen Leinwand zu sehen. Für viele jüngere Musiktheaterfreunde ist Felsenstein wahrscheinlich nur noch ein Name, die werden wahrscheinlich wenig mit seiner Arbeit verbinden, die sind vielleicht auch eher geprägt vom Regietheater, die werden vielleicht das, was sie da sehen, vielleicht erst mal sehr verwundert betrachten. Wie wichtig ist die Aufführung dieser Filme vor diesem Hintergrund für Sie?
Felsenstein: Ich glaube, dass sich das Berliner Publikum für die wir diese Edition jetzt auf großer Leinwand als Weihnachtsgeschenk sozusagen vorbereitet haben, sehr entspannt zurücklehnen können und die Sache auf sich wirken lassen. Es sind Zeitdokumente, es ist wirklich Kultur, Zeitgeschichte aus den 50er-, 60er-Jahren im damals geteilten Deutschland. Es wird eröffnet die Filmvorführungsreihe mit dem einzigen Opernfilm von Walter Felsenstein "Fidelio", der in den 50er-Jahren in Wien entstanden ist, Drehbuch Walter Felsenstein und Hanns Eisler im damals russisch besetzten Wien noch. Das ist eine ganz spannende, besondere Produktion, aber auch dann die anderen Verfilmungen – "Schlaues Füchslein", "Othello", "Hoffmanns Erzählungen", "Ritter Blaubart" –, das sind Vermächtnisse Walter Felsensteins, die der Zuschauer eben auch heute sehr aktuell erfahren kann, was Musiktheater bedeutet hat und auch für die Zukunft bedeuten soll.
Es sind also historische Dokumente, komplett restauriert, aber auch für die Nachwelt zu erhalten, und der Zuschauer möge beurteilen, wie aktuell diese Dokumente sind, auch für Regisseure eben nicht Regietheater, sondern Ensembletheater. Im geteilten Deutschland strahlte ja dieses Institut über die Grenzen weit hinaus, auch mit Gastspielen, Westberliner Publikum, das ... Die Komische Oper bestand 70 Prozent aus Westberliner Publikum. Das änderte sich schlagartig 1961 mit dem Mauerbau. Es dauerte eine Zeit, bis auch das DDR-Publikum heranwuchs und ihr Theater wieder gefüllt war. Es war also eine äußerst schwierige Zeit, und darüber zu berichten und zu zeigen und diese Dokumente vorzustellen, ist glaube ich ein einmaliges Ereignis.
Müller: Es müssen auch filmische Qualitäten zu finden sein, denn "Othello" von 1969 findet sich eigentlich in jedem ordentlichen Filmlexikon wieder, also das, wo man auch sagt, das ist jetzt nicht einfach nur eine gelungene Operninszenierung, die dort abgefilmt wurde, sondern es ist eine filmische Qualität auch.
Felsenstein: Richtig. Felsenstein hat ja diese Produktion extra für den Film aufbereitet, und hat dann diese szenische Umsetzung dann eben in der Dramatik, in der Poesie minutiös ausgearbeitet. Also Felsenstein kommt ja vom Schauspiel, er war unter Heinrich George am Schillertheater, hat dann später die Komische Oper 1947 übernommen und zu einem weltweiten Operninstitut, Musiktheaterinstitut entwickelt.
Müller: Abschließend noch gefragt: Haben Sie unter all denen einen Lieblingsfilm, oder können Sie da gar nicht sagen, das ist das, was herausragend für mich ist?
Felsenstein: Ich glaube, die Mischung ist hochinteressant von diesen Werken, mit dem "Fidelio" beginnend, dann "Das schlaue Füchslein", das ganz besondere Vermächtnis Felsensteins von Janáček, das er in den 60er-Jahren produzierte, die Premiere war ja bereits in den 50er-Jahren. Und das ist glaube ich ein ganz besonderes Beispiel, dieser Zeit von damals und dieser Opernzeit zu folgen.
Müller: Walter Felsensteins Opernfilme ab heute auf der großen Leinwand im Berliner Babylon-Kino, beginnend mit "Fidelio", es gibt dann noch zu sehen "Das schlaue Füchslein", "Othello", "Hoffmanns Erzählungen" und am 16. Januar dann abschließend "Ritter Blaubart". Das war Christoph Felsenstein, der Sohn Walter Felsensteins. Vielen Dank!
Felsenstein: Ich danke Ihnen!