Jean-Marie Pfaff

Im Museum einer Torhüter-Legende

06:16 Minuten
Der ehemalige Fußball-Torhüter in seinem Museum in Beveren
Jean-Marie Pfaff zeigt in seinem Museum Erinnerungsstücke seiner Karriere - auch Bilder. © Stefan Osterhaus
Von Stefan Osterhaus · 15.10.2023
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Trikots, Pokale, Urkunden: Der frühere Torhüter des FC Bayern, Jean-Marie Pfaff, zeigt in seinem Museum im belgischen Beveren Exponate seiner Karriere. Seine Popularität ist bis heute groß - nicht nur wegen seines sportlichen Erfolgs.
Die Begrüßung ist zünftig und erinnert ein bisschen an seine Zeit beim FC Bayern München.
„Servus“, sagt Jean-Marie Pfaff. Er empfängt nicht daheim oder in einem Hotel. Sondern im Gemeindehaus von Beveren in der belgischen Provinz Flandern.
Dort hat Pfaff, bis zum Jahresende, ein Museum eingerichtet, in dem er Exponate seiner langen Karriere ausstellt. Trikots, Pokale und Urkunden, Fotos:

„Und hier mit Ronaldo, mit Maradona, mit Beckenbauer, mit Cruyff …“

Pfaff spielte gegen viele Weltstars

Jean-Marie Pfaff ist vielen Weltstars begegnet, er hat mit fast allen Großen auf dem Platz gestanden, mit oder gegen sie gespielt.
Der belgische Torhüter Jean-Marie Pfaff und der argentinische Nationalspieler Diego Maradona bei der WM 1986 in Mexiko.
Jean-Marie Pfaff (links) und der argentinische Nationalspieler Diego Maradona bei der WM 1986 in Mexiko.© picture-alliance / dpa
Ein Museum für einen Fußballer? Pfaff ist der wohl einzige belgische Spieler, bei dem so etwa vorstellbar ist. Denn er wird in seiner Heimat nicht nur als Fußballer wahrgenommen.
Die Pfaff-Familie ist so etwas wie ein öffentliches Gut. In 267 Folgen waren die Pfaffs die Protagonisten einer gleichnamigen Doku-Soap des belgischen Fernsehens.

Das Privatmuseum eines Fußballers: Häufig gibt es so etwas nicht. Im Grunde stellt sich Pfaff damit an die Seite des Portugiesen Cristiano Ronaldo, der auf Madeira die Exponate seiner Weltkarriere den Fans zugänglich gemacht hat.

Auch Pfaffs Karriere begann in Beveren

Ganz so glamourös geht es in Flandern nicht. Für fünf Euro Eintritt und günstig kalkulierte Getränkepreise ist der Fan dabei. Eine Rampe, die einem Spielertunnel nachempfunden ist, führt ins Restaurant.

Jean-Marie Pfaff stammt aus Lebbeke in Flandern, seine Karriere begann er in Beveren, dort, wo nun das Museum ist. In Beveren wurde er zum Nationalspieler. Mit dem kleinen Klub wurde er belgischer Meister.

Fans sind vom Museum angetan

Der Zufall wollte es, dass der Umbau im Gemeindehaus plötzlich Raum für ein großes Museum bot. Pfaff nahm die Gelegenheit gerne wahr. Seine Fans sind angetan:

„Ich war ein bisschen skeptisch, als ich gekommen bin, sein Museum, anzuschauen. Aber als ich das gesehen habe, da war ich dann doch ganz ruhig, und habe gesagt: Wenn man so ein Leben gehabt hat, so eine Karriere, das ist wunderschön, was man hier sieht.“

Ein von einem Fan gemaltes Bild zeigt Pfaff als Fabelwesen - ein Panther mit dem Konterfei des Belgiers.

Die vielen Ausstellungsstücke sind das eine. Die Erinnerungen Jean-Marie Pfaffs das andere. Er hat sie festgehalten in einer Autobiografie, die den Titel „Vom Straßenfußballer zum Welttorhüter“ trägt.

Sein erstes kurioses Gegentor beim FC Bayern

Eine Geschichte hat er zu jedem Bild parat. Es gibt wohl kaum eine Szene aus der Karriere, die er nicht erläutern könnte. Als er damals zu den Bayern wechselte, um die Nachfolge des legendären Sepp Maier anzutreten, wurde er als herausragender Torwart präsentiert.
Doch dann unterlief Pfaff gleich in seinem ersten Spiel für die Münchner ein kurioses Gegentor: Der Gegenspieler Uwe Reinders traf mit einem Einwurf. Weil Pfaff den Ball noch berührt hatte, zählte der Treffer:

Die Kritik an ihm legte sich aber schnell. Die Fans erkannten, dass die Bayern nach Sepp Maier endlich wieder einen Weltklassetorhüter hatten.
Der Wettbewerb zur damaligen Zeit sei härter als heute gewesen, sagt Jean-Marie Pfaff.
Auch in der Bundesliga gab es Weltklasseleute, mit denen sich Pfaff messen musste. Vor allem Toni Schuhmacher aus Köln und der Hamburger Uli Stein.
Heute hält der Keeper nicht allzu viel von der Konkurrenz:

Früher musstest du viel zeigen, viel tun, um aufzufallen und Kontinuität haben. Jetzt spielt man zwei oder drei Jahre da. Es sind noch gute Torleute, aber keine Weltklassetorleute mehr.

Jean-Marie Pfaff

Große Torhüter aus Belgien

Belgien ist eine Nation, die einige große Torhüter hervorgebracht hat. Michel Preudhomme gewann mit dem Außenseiter Mechelen einst den Europapokal der Pokalsieger. Seit einigen Jahren zählt Thibaut Courtois von Real Madrid zu den besten Torhütern der Welt.
Aber keiner von ihnen hat die Popularitätswerte Jean-Marie Pfaffs. Und das hat gar nicht mal damit zu tun, dass sein Erfolg so gewaltig gewesen wäre.

Es ist eher die Art Pfaffs, die ihn populär machte. Sowohl die Fans in Belgien als auch die in München erinnern sich noch gern an ihn. Er galt als höchst nahbar.
Jean-Marie Pfaff (FC Bayern München) im Spiel beim VfB Stuttgart
Jean-Marie Pfaff spielte von 1982 bis 1988 beim FC Bayern.© Imago / Herbert Rudel
Wenn er durch die Ausstellung führt, dann bleibt er vor einem riesigen Sombrero stehen, der ihm in Mexiko bei der Weltmeisterschaft 1986 geschenkt wurde. "El Sympatico“, so haben ihn die Fans damals genannt.

Die WM 1986 als ein Karriere-Highlight

Dass er nebenbei auch noch mit der belgischen Nationalmannschaft weit kam und ein herausragendes Turnier spielte, macht die WM in Mexiko zu einem ganz speziellen Erlebnis für ihn. Denn neben dem vierten Platz gab es für ihn noch eine persönlicher Auszeichnung.

„Hier stehen teure Sachen. Das habe ich von dem belgischen Fernsehen Mexiko bekommen. Da haben die bei der Weltmeisterschaft eine Liste gemacht, um zu zeigen, wer ist der beste Spieler von Belgien. Und ich habe die Trophäe für 5.000 Euro gewonnen.“

Pfaff-Anhänger loben seine Bodenständigkeit

Aber nicht nur in Mexiko haben ihn die Fans in bester Erinnerung behalten. Pfaff-Bewunderer, die ins Museum kommen, preisen die Bodenständigkeit des ehemaligen Welttorhüters. So wie dieses Ehepaar, das ihn schon als Spieler bewunderte.

„Ich weiß nicht, der ist immer freundlich. Der liebt alle Leute. Hat ein großes Herz."

"Zu jedem ist er freundlich. Auch wenn er die nicht kennt, ist er doch immer freundlich. So ist er. Man kann sagen, über Jean-Marie, was man will, aber ein guter Mensch ist er."

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