Jazzmusiker-Biografien als Hörbücher
Rufus Beck liest - mal wieder. Diesmal sind es die Lebensgeschichten dreier bedeutender Jazzmusiker, die uns Beck näher bringen will: The Chet Baker Story, The Thelonious Monk Story und The Charles Mingus Story - heute veröffentlicht - sollen das Herz und die Ohren der Jazzfans erreichen. Die Ohren erreichen, kein Problem, beim Herz, da fangen die Probleme an.
Sicher, Rufus Beck ist ein geübter und viel beschäftigter Hörbuchinterpret - und dies sicher nicht ohne Grund. Bei den Geschichten und Geschichtchen über diese drei Musiker - jeder für sich ein Wegbereiter und eine Ikone des modernen Jazz - kommt allerdings leichtes Unwohlsein auf: Liegt es an den von Marcus A. Woelfle verfassten Texten - zum eigenen Lesen als Beiheft den Doppel-CD-Boxen beigelegt - oder an Becks Intonation:
"Chet Baker als Menschen zu erfassen ist ohnehin kaum möglich. Die verwirrenden Zeitzeugenberichte schildern ihn als einen Mann von schier unbegrenzten Eigenschaften. Wer sich mit ihm befasst, muss sich damit abfinden, auf Schritt und Tritt mit Widersprüchen, Gegensätzen und Paradoxien zu tun zu haben. Seine Musik ist klar, der Mensch ist schillernd. Sie ist aufrichtig und ehrlich, er konnte es als Drogensüchtiger auf dem Weg der Beschaffungskriminalität nicht immer sein."
Woelfels Texte sind gespickt mit all zu wohlfeilen Platitüden hinter denen er die Musiker, ihre Selbstzweifel, Ängste, aber auch ihre Leidenschaften und die sie schaffenden Leiden versteckt. Auch Rufus Beck tut nur wenig dazu, diesen Texten etwas von dem Leben einzuhauchen, das Baker, Monk oder Mingus ihrer Musik mitgegeben haben. Das Spiel seiner Stimme bleibt überraschend emotionslos, greift sich nicht den Hörer, nimmt ihn nicht mit in diese faszinierenden Leben. Beck kommt im Duktus als Jazzonkel daher, der - dank des Autors - immer wieder tief in das kleine Taschenbuch der Philosophie eintauchen muss, wie bei Charles Mingus:
"Sucht man unter hundert Adjektiven nach einem gemeinsamen Nenner für seine so vielfältige Musik, bleibt man leicht beim Allerwelts-Attribut "leidenschaftlich" hängen. Es ist ein positives Wort mit einer negativen Wurzel, In Leidenschaft und dem englischen "passion" sind die Worte Leiden und Passion verborgen. Eines seiner bekanntesten Stücke heißt übrigens Passions of A Man. "
Über die Musiker lernt man nur wenig, zu charakterlos, blas bleiben in langen Passagen ihre Zeichnungen, dabei trägt doch ihr Leben Stoff für ganze Romanreihen in sich. Da hilft auch nicht die eingestreute Musik, die eben nur einfallslos eingestreut ist und selten Bezug nimmt auf den Text. Von "Passions Of A Man" ist da nichts zu hören nach der Textpassage, wohl aber von Gershwins "A Foggy Day" - schade, besteht doch gerade bei Hörbüchern über Musiker die große Chance Text und Musik zu einer Einheit verschmelzen zu lassen und so den Musiker und seine Musik den Hörern greif- und erlebbar zu machen. Die Idee ist gut, an der Umsetzung wäre noch zu arbeiten, so aufbereitet sind die Geschichten von Chet Baker, Charles Mingus und Thelonious Monk jedenfalls weder Fisch noch Fleisch. Einziger Lichtblick dieser drei Hörboxen sind die Musik-CDs, die in digitaler Überarbeitung die besten Prestige-, Riverside-, Debut- bzw. Jazzland-Aufnahmen der drei Jazzikonen wieder erklingen lassen.
"Chet Baker als Menschen zu erfassen ist ohnehin kaum möglich. Die verwirrenden Zeitzeugenberichte schildern ihn als einen Mann von schier unbegrenzten Eigenschaften. Wer sich mit ihm befasst, muss sich damit abfinden, auf Schritt und Tritt mit Widersprüchen, Gegensätzen und Paradoxien zu tun zu haben. Seine Musik ist klar, der Mensch ist schillernd. Sie ist aufrichtig und ehrlich, er konnte es als Drogensüchtiger auf dem Weg der Beschaffungskriminalität nicht immer sein."
Woelfels Texte sind gespickt mit all zu wohlfeilen Platitüden hinter denen er die Musiker, ihre Selbstzweifel, Ängste, aber auch ihre Leidenschaften und die sie schaffenden Leiden versteckt. Auch Rufus Beck tut nur wenig dazu, diesen Texten etwas von dem Leben einzuhauchen, das Baker, Monk oder Mingus ihrer Musik mitgegeben haben. Das Spiel seiner Stimme bleibt überraschend emotionslos, greift sich nicht den Hörer, nimmt ihn nicht mit in diese faszinierenden Leben. Beck kommt im Duktus als Jazzonkel daher, der - dank des Autors - immer wieder tief in das kleine Taschenbuch der Philosophie eintauchen muss, wie bei Charles Mingus:
"Sucht man unter hundert Adjektiven nach einem gemeinsamen Nenner für seine so vielfältige Musik, bleibt man leicht beim Allerwelts-Attribut "leidenschaftlich" hängen. Es ist ein positives Wort mit einer negativen Wurzel, In Leidenschaft und dem englischen "passion" sind die Worte Leiden und Passion verborgen. Eines seiner bekanntesten Stücke heißt übrigens Passions of A Man. "
Über die Musiker lernt man nur wenig, zu charakterlos, blas bleiben in langen Passagen ihre Zeichnungen, dabei trägt doch ihr Leben Stoff für ganze Romanreihen in sich. Da hilft auch nicht die eingestreute Musik, die eben nur einfallslos eingestreut ist und selten Bezug nimmt auf den Text. Von "Passions Of A Man" ist da nichts zu hören nach der Textpassage, wohl aber von Gershwins "A Foggy Day" - schade, besteht doch gerade bei Hörbüchern über Musiker die große Chance Text und Musik zu einer Einheit verschmelzen zu lassen und so den Musiker und seine Musik den Hörern greif- und erlebbar zu machen. Die Idee ist gut, an der Umsetzung wäre noch zu arbeiten, so aufbereitet sind die Geschichten von Chet Baker, Charles Mingus und Thelonious Monk jedenfalls weder Fisch noch Fleisch. Einziger Lichtblick dieser drei Hörboxen sind die Musik-CDs, die in digitaler Überarbeitung die besten Prestige-, Riverside-, Debut- bzw. Jazzland-Aufnahmen der drei Jazzikonen wieder erklingen lassen.