Jazz-Musiker Rolf Kühn

"Klarinette ist eine kapriziöse junge Dame"

Jazz-Legende Rolf Kühn posiert bei Deutschlandradio Kultur in Berlin am 25.09.2014.
Jazz-Legende Rolf Kühn zu Gast bei Deutschlandradio Kultur im ehemaligen RIAS-Sendesaal in Berlin am 25.09.2014. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Rolf Kühn im Gespräch mit Matthias Wegner · 29.09.2014
Er ist einer der größten Jazzer Deutschlands: der Klarinettist Rolf Kühn wird am Montag 85 Jahre alt. Er war erster Saxophonist im RIAS-Tanzorchester, spielte in den USA mit Benny Goodman und übt noch heute mindestens drei Stunden täglich.
Die Klarinette sei ein "kapriziöse, empfindliche junge Dame" sagt der Musiker Rolf Kühn über sein Instrument. "Wenn man sich zu lange nicht mit ihr beschäftigt, reagiert sie dementsprechend wütend und man merkt es sofort." Auch noch mit 85 Jahren übt der Musiker deswegen mehrere Stunden täglich.
In Leipzig aufgewachsen, erlebte Kühn dort als Kind und Jugendlicher die Kriegsjahre. Wann immer es ging, hat er damals schon auf seiner Klarinette geübt, oft fünf bis acht Stunden täglich. Er wollte Jazzmusiker werden, doch in der neu gegründeten DDR galt der Jazz als "dekadent" und "imperialistisch". 1949 ging er als junger Mann in den Westen, über Köln kam er nach Berlin und wurde hier gleich vom damaligen RIAS-Tanzorchester engagiert. "Es gab eine Menge Entfaltungsmöglichkeiten", erinnert er sich an diese Zeit. "Wenn man täglich Aufnahmen macht, hört man sich täglich und kann sich wunderbar korrigieren."
Überleben im New Yorker Melting Pot
Mitte der fünfziger Jahre ging Kühn in die USA. "In diesem Melting Pot zu bestehen, ist ein kleines Kunststück", sagt er heute. Er spielte bei Benny Goodman vor und wurde gleich für dessen Orchester engagiert. „Die Jahre in Amerika waren ganz wichtige Entwicklungsjahre", so Kühn. Doch dann habe er sich entscheiden müssen, ob er dieses "rat race" weiter mitmachen wolle und könne. "Mit diesen fünf oder sechs Jahren Erfahrung nach Europa zurückzukommen, war eine gute Entscheidung."
Am Jazz fasziniere ihn bis heute das Reservoir an jungen hochbegabten Musikern. "Wir haben eine ganz neue Szene in Deutschland mit wirklich begabten Jungs," freut sich Kühn, der 2008 mit drei wesentlich jüngeren Kollegen das Ensemble Rolf Kühn & Tri-O gegründet hat.
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