Jazz

Liebe auf den zweiten Blick

Von Ulrike Klobes |
"Haben Sie jemals einen Sänger gehört, der zwar nicht singen kann, der Sie aber trotzdem emotional berührt hat?". So fasste einst Ornette Coleman die Gesangsqualitäten von Chet Baker zusammen. Eine passende Beschreibung, wie jetzt ein neues "Best Of" von Bakers Ausflügen in die Gesangswelt beweist.
Er sei sich gar nicht so sicher, was für ihn an erster Stelle stehe, hat Chet Baker einmal gesagt, ob er ein Trompeter sei, der singt oder ein Sänger, der Trompete spielt. Dass er beides perfekt beherrschte, davon musste er sein Publikum erst einmal überzeugen. Denn seine ersten Gehversuche als Sänger zu Beginn der 1950er-Jahre waren von einigen Kritikern zunächst als schlechter Scherz aufgefasst worden.
Diese Anfänge dokumentiert "The Best of Chet Baker sings". Aufnahmen aus Los Angeles und New York finden sich darauf aus den Jahren 1953 bis 1958. Einer Zeit also, als Baker noch genauso jungenhaft und unverbraucht aussah, wie letztendlich auch seine Stimme klang: an manchen Stellen ein bisschen holprig, als wüsste er nicht so ganz genau, wohin mit diesem Song. Ansonsten aber durch und durch entspannt und vor allem: authentisch. Gerade die ruhigeren Nummern sorgen für absolute Gänsehautromantik, allen voran seine Versionen von "My Funny Valentine" und "I'm old fashioned".