Jauchzen und frohlocken mit Saxofon und selbstgemachter Trommel
"WO" nennen es viele Musikliebhaber ganz einfach. Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach gehört für sie genauso selbstverständlich zu Weihnachten wie Tannenbaum und Christstollen. Kein zweites Werk von Bach wurde so populär wie seine Vertonung der Weihnachtsgeschichte.
"Jauchzet, Frohlocket" - der Eröffnungschor in der ersten Kantate in Bachs Weihnachtsoratorium. Musiklehrerin Anke Zirpel und Tanzpädogogin Rosi Anton studieren mit 20 Kindern und Erwachsenen dazu ein Schattenspiel ein. Gerade haben die Hirten von den Engeln die frohe Botschaft erfahren, suchen aufgeregt mit ihren Schafen den Weg nach Bethlehem.
Der sieben Jahre alte Janik Nieswand ist mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern aus Damme nach Loccum gekommen. In dieser Szene hat er seinen großen Auftritt: Janik spielt das Trompetensolo - auf dem Saxophon.
Janik Nieswand: "Eigentlich schon sehr spannend, weil ich dann ja ohne Noten spiele. Das ist schon toll, dass man da mitspielen kann."
Andrea Nieswand: "Weil man das als Familie schön genießen kann, allein durch die Musik von Bach - das ist doch einfach schön."
Ein paar Schritte weiter - das Bach-Atelier. Kinder schleifen, hämmern, sägen und modellieren. Aus Salzteig machen sie Krippenfiguren, aus Speckstein eine Büste von Johann Sebastian Bach.
Eine Schicht noch drüber. Sonst reißt das zu schnell. Josefine, Lukas und Enrico haben Holzrahmen mit hellem Papier bespannt. Konzentriert streicht Enrico mit dem Pinsel Kleister auf das Papier.
Enrico Witte: "Das sollen Pauken werden, das ist hier eine zweistimmige. Eine Seite ist heller, eine ist dunkler. Wenn jetzt das Holz nicht dazwischen wäre, würde die nur einmal klingen, ungefähr so."
Petra Steinberg-Peter: "Es muss bei Kindern immer ganz klar über das konkrete Tun gehen und über die sinnlichen Möglichkeiten, das Thema zu erfassen. Das methodische Spektrum ist immer sehr breit, um ganz viele Kinder ansprechen zu können."
Merle Clasen: "Musik ist ja etwas Sinnliches. Und Bachs Sprache, so sperrig sie manchmal ist, hat sie ja unglaublich viele poetische Momente. Ob man nun den Zugang zu Bach gewinnt, indem man ihn singt oder ob man zu dieser Musik tanzt. Das steckt ja alles drin, wenn man sagt, man nimmt ein Werk und einen Menschen ganzheitlich wahr."
Petra Steinberg-Peter, die Leiterin der Kinderakademie in Loccum, und die Musikpädagogin Merle Clasen haben die zweitägige Kinderakademie organisiert. Sie wollen vor allem Eines: Neugier wecken und Freude und Begeisterung.
Ein Wochenende lang haben die rund 100 Teilnehmer Zeit, sich in Arbeitsgruppen mit Johann Sebastian Bach und seinem Weihnachtsoratorium auseinanderzusetzen. Als Musiker, Sänger, Schauspieler, Filmemacher, Instrumentenbauer oder Tänzer.
Enrico Witte: "Ich weiß darüber, dass da auch gesungen wird, es gibt auch CDs davon, und das hat eben Bach gemacht, und er hat sich immer auf die Weihnachtszeit gefreut."
Andreas Brenig: "Er hat schöne Kompositionen geschrieben, er war so ein antiker Popstar."
Die Kinder und Jugendlichen lernen die Weihnachtsgeschichte auf musikalische Weise kennen. Denn Bachs berühmter Kantatenzyklus ist letztendlich auch ein Glaubensbekenntnis.
Merle Clasen: "Soli Deo Gloria steht immer über Bachs Kompositionen. Und dass, wenn man Bach begegnen will, dass man diesem glaubenden Menschen Bach begegnen muss oder kann und diese Musik Bachs nicht nur als erhebend und schön wahrzunehmen, sondern das, was als Religiosität transportiert wird, als ebenso bereichernd wahrzunehmen für das eigene Leben."
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Wieder zurück im Tanz- und Musik- Workshop. Das Schattenspiel geht weiter. Rosi Anton probt mit den Tänzern eine neue Szene zur Hirtenmusik, der Sinfonie Nummer zehn. Zwei Engel verkünden den Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft von Jesu Christi Geburt. Die zwei Engel - das sind Lara und Nurani:
"Die Anziehsachen, die sind so leicht, da fühlt man sich so an, als könnte man einfach fliegen. Das ist so ein ganz schönes Gefühl."
Rosi Anton: "Was heißt das, eine frohe Botschaft in die Welt zu tragen, wie tanze ich das? Sagte ein Kind, ja und der Engel, der leuchtet ja, das ist ja ein Strahl, wie die Sonne. Wir müssen dann überall in die Welt strahlen. Von daher war das, diese ganze Geschichte emotional, körperlich nachzuspüren und dann kreativ in den Tanz umzusetzen"
Noch einmal proben die Musiker für die Aufführung am nächsten Tag. Anke Zirpel freut sich, wie schnell die Kinder mit der Musik von Bach vertraut wurden:
"Sie sind nachher, als wir zur Mittagspause gingen, zur Musik auch draußen gelaufen, haben es entweder vor sich her geträllert oder im Laufrhythmus hat sich das wieder gezeigt– Bach ist in die Kinder hineingekommen."
Zur gleichen Zeit in der Kapelle - ein Workshop nur für Erwachsene. 15 Sänger und Sängerinnen proben den 35. Choral aus Bachs Weihnachtsoratorium. Musikpädagogin Merle Clasen dirigiert mit ganzem Körpereinsatz. Es ist ihr wichtig, dass die Sänger die Musik von Bach nicht nur verstehen, sondern auch, wie sie sagt, in die Emotionalität gehen:
"Ich kann 'Seid froh die Weil' sehr drängend singen. Ich kann sagen, ich hab da was erlebt und das muss jetzt einfach mal raus. Ich kann es aber auch fast fassungslos singen. Indem ich sage: 'Ist hier ein Gott und auch ein Mensch' - das ist ja nicht zu fassen eigentlich."
Jutta Schröther-Özuak: "Man bekommt einen ganz anderen Zugang. Es ist viel unmittelbarer, man ist so direkt mit der Musik eins."
Alexander Künzel: "Bach ist für mich wie Gottesdienst. Ich brauche dann gar nicht mehr die Predigt zu hören. Gerade das Weihnachtsoratorium, aber auch die Matthäuspassion, das sind so die großen Werke, wo ich mich auch als Protestant, als evangelischer Christ ganz zuhause fühle. Da gehe ich immer mit feuchten Augen oder mit Gänsehaut wieder raus aus so einem Chorstück."
Sonntagvormittag. Ein Teil der Kinder baut die Ausstellung auf. Alles, was sie an diesen beiden Tagen gemacht haben - rund um das Thema Weihnachtsoratorium. Pauken und Trommeln mit bunt bemalten Holzrahmen, Bilder mit Maria, Josef und dem Jesuskind, die Büste des großen Musikers aus Speckstein.
Kurze Zeit später in der Kapelle der Evangelischen Akademie Loccum. Die Aufführung beginnt: Eine Theatergruppe präsentiert Szenen aus der Kindheit von Bach, Jugendliche stellen ihren Stummfilm vor über die diebischen Kinder des Musikers. Die Erwachsenen singen Choräle und natürlich müssen auch Janik und die anderen Kinder aus der Musik- und Tanzwerkstatt nun zeigen, was sie gelernt haben.
Carlotta: "Jetzt weiß ich mehr auch so über das Weihnachtsoratorium Bescheid. Ja auch mit den Pauken und Trompeten, das mag ich auch ganz gerne, auch das, was wir gespielt haben."
Jutta Schröter-Ösuak: "Die Präsentation fand ich unwahrscheinlich, was man so an einem Tag aus Kindern herausholen kann, wenn die motiviert sind und wollen."
Merle Clasen: "Es waren wirklich alle mit Herz und Sinnen, Leib und Seele bei Bach und seinem Weihnachtsoratorium. Und ich bin der Überzeugung, dass sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen das Weihnachtsoratorium neu hören werden."
Der sieben Jahre alte Janik Nieswand ist mit seiner Mutter und seinen beiden Schwestern aus Damme nach Loccum gekommen. In dieser Szene hat er seinen großen Auftritt: Janik spielt das Trompetensolo - auf dem Saxophon.
Janik Nieswand: "Eigentlich schon sehr spannend, weil ich dann ja ohne Noten spiele. Das ist schon toll, dass man da mitspielen kann."
Andrea Nieswand: "Weil man das als Familie schön genießen kann, allein durch die Musik von Bach - das ist doch einfach schön."
Ein paar Schritte weiter - das Bach-Atelier. Kinder schleifen, hämmern, sägen und modellieren. Aus Salzteig machen sie Krippenfiguren, aus Speckstein eine Büste von Johann Sebastian Bach.
Eine Schicht noch drüber. Sonst reißt das zu schnell. Josefine, Lukas und Enrico haben Holzrahmen mit hellem Papier bespannt. Konzentriert streicht Enrico mit dem Pinsel Kleister auf das Papier.
Enrico Witte: "Das sollen Pauken werden, das ist hier eine zweistimmige. Eine Seite ist heller, eine ist dunkler. Wenn jetzt das Holz nicht dazwischen wäre, würde die nur einmal klingen, ungefähr so."
Petra Steinberg-Peter: "Es muss bei Kindern immer ganz klar über das konkrete Tun gehen und über die sinnlichen Möglichkeiten, das Thema zu erfassen. Das methodische Spektrum ist immer sehr breit, um ganz viele Kinder ansprechen zu können."
Merle Clasen: "Musik ist ja etwas Sinnliches. Und Bachs Sprache, so sperrig sie manchmal ist, hat sie ja unglaublich viele poetische Momente. Ob man nun den Zugang zu Bach gewinnt, indem man ihn singt oder ob man zu dieser Musik tanzt. Das steckt ja alles drin, wenn man sagt, man nimmt ein Werk und einen Menschen ganzheitlich wahr."
Petra Steinberg-Peter, die Leiterin der Kinderakademie in Loccum, und die Musikpädagogin Merle Clasen haben die zweitägige Kinderakademie organisiert. Sie wollen vor allem Eines: Neugier wecken und Freude und Begeisterung.
Ein Wochenende lang haben die rund 100 Teilnehmer Zeit, sich in Arbeitsgruppen mit Johann Sebastian Bach und seinem Weihnachtsoratorium auseinanderzusetzen. Als Musiker, Sänger, Schauspieler, Filmemacher, Instrumentenbauer oder Tänzer.
Enrico Witte: "Ich weiß darüber, dass da auch gesungen wird, es gibt auch CDs davon, und das hat eben Bach gemacht, und er hat sich immer auf die Weihnachtszeit gefreut."
Andreas Brenig: "Er hat schöne Kompositionen geschrieben, er war so ein antiker Popstar."
Die Kinder und Jugendlichen lernen die Weihnachtsgeschichte auf musikalische Weise kennen. Denn Bachs berühmter Kantatenzyklus ist letztendlich auch ein Glaubensbekenntnis.
Merle Clasen: "Soli Deo Gloria steht immer über Bachs Kompositionen. Und dass, wenn man Bach begegnen will, dass man diesem glaubenden Menschen Bach begegnen muss oder kann und diese Musik Bachs nicht nur als erhebend und schön wahrzunehmen, sondern das, was als Religiosität transportiert wird, als ebenso bereichernd wahrzunehmen für das eigene Leben."
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Wieder zurück im Tanz- und Musik- Workshop. Das Schattenspiel geht weiter. Rosi Anton probt mit den Tänzern eine neue Szene zur Hirtenmusik, der Sinfonie Nummer zehn. Zwei Engel verkünden den Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft von Jesu Christi Geburt. Die zwei Engel - das sind Lara und Nurani:
"Die Anziehsachen, die sind so leicht, da fühlt man sich so an, als könnte man einfach fliegen. Das ist so ein ganz schönes Gefühl."
Rosi Anton: "Was heißt das, eine frohe Botschaft in die Welt zu tragen, wie tanze ich das? Sagte ein Kind, ja und der Engel, der leuchtet ja, das ist ja ein Strahl, wie die Sonne. Wir müssen dann überall in die Welt strahlen. Von daher war das, diese ganze Geschichte emotional, körperlich nachzuspüren und dann kreativ in den Tanz umzusetzen"
Noch einmal proben die Musiker für die Aufführung am nächsten Tag. Anke Zirpel freut sich, wie schnell die Kinder mit der Musik von Bach vertraut wurden:
"Sie sind nachher, als wir zur Mittagspause gingen, zur Musik auch draußen gelaufen, haben es entweder vor sich her geträllert oder im Laufrhythmus hat sich das wieder gezeigt– Bach ist in die Kinder hineingekommen."
Zur gleichen Zeit in der Kapelle - ein Workshop nur für Erwachsene. 15 Sänger und Sängerinnen proben den 35. Choral aus Bachs Weihnachtsoratorium. Musikpädagogin Merle Clasen dirigiert mit ganzem Körpereinsatz. Es ist ihr wichtig, dass die Sänger die Musik von Bach nicht nur verstehen, sondern auch, wie sie sagt, in die Emotionalität gehen:
"Ich kann 'Seid froh die Weil' sehr drängend singen. Ich kann sagen, ich hab da was erlebt und das muss jetzt einfach mal raus. Ich kann es aber auch fast fassungslos singen. Indem ich sage: 'Ist hier ein Gott und auch ein Mensch' - das ist ja nicht zu fassen eigentlich."
Jutta Schröther-Özuak: "Man bekommt einen ganz anderen Zugang. Es ist viel unmittelbarer, man ist so direkt mit der Musik eins."
Alexander Künzel: "Bach ist für mich wie Gottesdienst. Ich brauche dann gar nicht mehr die Predigt zu hören. Gerade das Weihnachtsoratorium, aber auch die Matthäuspassion, das sind so die großen Werke, wo ich mich auch als Protestant, als evangelischer Christ ganz zuhause fühle. Da gehe ich immer mit feuchten Augen oder mit Gänsehaut wieder raus aus so einem Chorstück."
Sonntagvormittag. Ein Teil der Kinder baut die Ausstellung auf. Alles, was sie an diesen beiden Tagen gemacht haben - rund um das Thema Weihnachtsoratorium. Pauken und Trommeln mit bunt bemalten Holzrahmen, Bilder mit Maria, Josef und dem Jesuskind, die Büste des großen Musikers aus Speckstein.
Kurze Zeit später in der Kapelle der Evangelischen Akademie Loccum. Die Aufführung beginnt: Eine Theatergruppe präsentiert Szenen aus der Kindheit von Bach, Jugendliche stellen ihren Stummfilm vor über die diebischen Kinder des Musikers. Die Erwachsenen singen Choräle und natürlich müssen auch Janik und die anderen Kinder aus der Musik- und Tanzwerkstatt nun zeigen, was sie gelernt haben.
Carlotta: "Jetzt weiß ich mehr auch so über das Weihnachtsoratorium Bescheid. Ja auch mit den Pauken und Trompeten, das mag ich auch ganz gerne, auch das, was wir gespielt haben."
Jutta Schröter-Ösuak: "Die Präsentation fand ich unwahrscheinlich, was man so an einem Tag aus Kindern herausholen kann, wenn die motiviert sind und wollen."
Merle Clasen: "Es waren wirklich alle mit Herz und Sinnen, Leib und Seele bei Bach und seinem Weihnachtsoratorium. Und ich bin der Überzeugung, dass sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen das Weihnachtsoratorium neu hören werden."