80. Geburtstag von Janis Joplin

"Völlig irre für diese Zeit"

09:03 Minuten
Janis Joplin und die 'Full Tilt Boogie Band' beim 'Festival for Peace' auf der Bühne, 1970.
Janis Joplin bei einem Auftritt. "Sie hat sich getraut zu schreien, zu jammern, zu krächzen, zu weinen", sagt Gesangslehrerin Katja Kutz über Joplin. © Getty Images / Bettmann Archive
Katja Kurz im Gespräch mit Mascha Drost · 19.01.2023
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Vor 80 Jahren wurde Janis Joplin geboren. Mit ihrer Stimme wurde sie zur Musikikone der Hippiezeit. Katja Kutz spielt die Sängerin am Dortmunder Hansa Theater. Sie sagt, Joplin hatte als Weiße schon früh den Mut, auf der Bühne loszulassen.
Janis Joplin war selbst in der Hippiezeit eine der wildesten Figuren. „Sie hat sich getraut zu schreien, zu jammern, zu krächzen, zu weinen", sagt die Sängerin und Gesangslehrerin Katja Kurz, die seit zehn Jahren regelmäßig als Janis Joplin auf der Bühne des Dortmunder Hansa Theaters steht. "Sie weint ja, während sie singt. Das war ein totales Kontrastprogramm zu den etwas spießigeren amerikanischen Sängerinnen wie zum Beispiel Joan Baez. Sie hat sich etwas getraut.“

Schwarze Sängerinnen als Vorbild

Janis Joplins Vorbilder seien schwarze Sängerinnen gewesen, sagt Kutz. Ihr größtes Idol: Bessie Smith. "Diese Blues-, Gospel- und Soulsängerinnen haben natürlich schon immer losgelassen beim Singen. Auch die Frauen haben sich getraut, beim Singen zu schreien und zu jammern."
Links im Bild: Janis Joplin bei einem Auftritt (AP Photo), rechts ihr Booking Foto (Courtesy of Tampa History Center). Auf dem Live-Foto hat sei den Mund weit geöffnet, das Gesicht ist überall in Bewegung, die Haare hängen ihr ins Gesicht.
Janis Joplin mit ihrem Booking Foto auf der rechten Seite.© imago / ZUMA Wire / Tampa Bay Times
Für eine weiße Sängerin sei das untypisch gewesen damals: "Völlig irre für diese Zeit. Deswegen fiel sie ja so auf: als weiße Sängerin, die sich traute, auf der Bühne auszurasten", sagt Kutz. Auch ihre Körpersprache habe das gezeigt: "Die ist ja wild rumgesprungen und hat gescreamt", sagt Kurtz.
"Allerdings müssen wir immer dazu sehen: Sie war fast immer stoned. Sie war entweder voll mit Alkohol oder mit Ecstasy, Heroin, irgendwelchen Drogen, die dazu geführt haben, dass ein bisschen künstliche Energie noch zusätzlich drin war."

Natur der Stimme

Gesangslehrerin Kutz geht allerdings nicht davon aus, dass Joplin ihre Stimme nur wegen ihres ausgiebigen Konsums von Rauschmitteln hatte oder wegen ihres exzessiven Lebensstils. „Das ist sicherlich von der Natur auch gegeben“, sagt Kutz. „Wir haben ja alle unsere Stimmen, und die sind einzigartig wie ein Fingerabdruck.“
Deswegen halte sie auch nichts davon, wenn jemand klingen wolle wie Janis Joplin. Man könne sich zwar gewisse Techniken aneignen, dann klinge man ein bisschen heiserer. „Aber Janis hatte ihre Stimme, weil ihre Stimmbänder und ihre Kehlkopf Muskulatur so veranlagt waren. Sie hat ja auch so gesprochen: heiser.“
(mfu)
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