Janine Jansen mit Bartoks Violinkonzert Nr. 1

Unbeantwortete Liebeserklärung

Die Geigerin sitzt auf einem Edlen hellen Sofa, auf dem Schoß ihre Geige.
Janine Jansen spielt das wenig bekannte erste Violinkonzert von Bartók, eine musikalische Liebeserklärung. © Janine Jansen
Moderation: Stefan Lang · 23.04.2019
Béla Bartók schrieb sein erstes Violinkonzert für die junge Geigerin Stefi Geyer, in die er glühend verliebt war. In der Musik steckt ihr Porträt, ihr Wesen, ihr Temperament. Janine Jansen findet dieses Werk anziehend und intim.
Béla Bartók widmete sein erstes Violinkonzert der äußerst begabten Studentin Stefi Geyer. Sie entwickelte sich zu einer hoffnungsvollen Geigerpersönlichkeit. Bartók begegnete ihr an der Budapester Akademie. Er nahm die junge Frau und ihren Bruder mit auf Reisen durch das Land, um seiner Leidenschaft nachzugehen: dem Sammeln von Volksmelodien.
Doch bei dieser Reise im Sommer 1907 waren noch mehr Leidenschaften im Spiel, auch wenn Stefi ihm freundlich begegnete, wenn auch nicht in dem Sinne erwidernd. Doch Bartok begann mit einem Violinkonzert, das er ihr widmete. Doch die Uraufführung kam vorerst nicht zu Stande, viele Jahre sollte das Konzert in Bartóks Schublade bleiben, denn die klare Absage der jungen Frau kam dazwischen.
Der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók, aufgenommen in New York am Klavier in einer undatierten Aufnahme.
Der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók nahm die Ablehnung verletzt hin.© picture-alliance / dpa / epa MTI
Bartók rächte sich musikalisch. Einen Sommer später veröffentlichte Bartok 14 Bagatellen für Klavier op. 6. Im letzten Stück des Zyklus nahm er sich "ihr" Violinkonzert vor und karikierte das Leitmotiv auf perfide Weise. Auch in anderen Werken nutzte er das Material und versah es mit Titeln wie "Zerrbild".
Am Ende des Konzertes spielt Janine Jansen noch die Rumänischen Volkstänze, die der Komponist für Geige und Orchester gesetzt hat. Ein Sturm durch Motive, die Bartók auf seinen ausgedehnten Reisen erfolgreich sammelte.

Klassische Gegenstücke

Iván Fischer kombiniert die Werke seines Leib- und Magen-Komponisten mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart. Zum einen wählt er eine Sinfonie, die Mozart noch unter dem Eindruck von Salzburg komponierte.
Hier wurde die Serenaden-Kultur immer noch hoch gehalten: leichter und kräftiger Duktus herrscht hier mit Betonung auf Unterhaltung vor. Doch Mozart durchbricht dieses Prinzip, indem er immer wieder Einschübe zulässt, die sich inniger und leiser einem Gedanken widmen. Erst der letzte Satz fegt alles Düstere fort.
Porträt in Öl des österreichischen Komponisten. Barbara Kraft malte dieses Bild nach Mozarts Tod im Jahre 1819. Trotzdem gilt dieses Porträt in Fachkreisen als das dem Komponisten am ähnlichsten, auch nach Meinung von Mozarts Schwester "Nannerl" (Maria Anna).
So blieb Mozart den Wienern und der Welt in Erinnerung. Das Bild malte Barbara Kraft 1819.© picture-alliance / dpa
Die zweite Sinfonie des Abends hat Mozart deutlich später komponiert. Er hatte bereits seinen Zenit der Wiener Aufmerksamkeit hinter sich gelassen. Depressive Züge machten sich in Mozarts Briefen breit, und das keine zwei Jahre nach seinem riesigen Erfolg der Oper "Figaro". Aus welchem Grund er seine letzten drei Sinfonien in einem Ritt im Sommer 1788 komponierte - darüber ist viel gerätselt worden. Eine Aufführung der Sinfonien ist zu Lebzeiten nicht nachgewiesen. Die Sinfonie Nr. 39 ist etwas größer besetzt. Eröffnet wird sie mit einem markanten Akkord samt Paukenschlag.
(cdr)
Aufzeichnung des Konzertes vom 12. April 2019 im Herkulessaal der Münchner Residenz
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 34 C-Dur KV 338
Béla Bartók
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1, Sz 36
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543
Béla Bartók
Rumänische Volkstänze, Sz 68
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