Jamie Cullum: "Taller"

Auf dem Weg zu neuer Größe

12:03 Minuten
Jamie Cullum steht an einem Geländer gelehnt und schaut in die Kamera.
Der Musiker Jamie Cullum zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur © Deutschlandradio / Uta Oettel
Jamie Cullum im Gespräch mit Andreas Müller |
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Eine Zeit lang hat er ein Album nach dem anderen vorgelegt. Doch jetzt hat sich der britische Jazz- und Popmusiker Jamie Cullum fünf Jahre Zeit gelassen für ein neues Werk. Warum, hat er uns im Interview verraten.
Der Brite Jamie Cullum wurde als der "David Beckham des Jazz" gefeiert. Der Jugendliche konnte Album für Album vorlegen. Doch jetzt hat es fünf Jahre gedauert. Nun kommt das neue Album "Taller" heraus.
Vor fünf Jahren habe er mit Aufnahmen begonnen. Doch er verwarf alles Produzierte, weil er das Gefühl hatte, dass die Lieder nicht das transportierten würden, was er aussagen wollte als junger Mann. Und so habe er tatsächlich vor zwei Jahren nochmal neu gestartet. Diese neuen Lieder könnten nun mehr von dem transportieren, was Cullum meint. Sie hätten mehr Qualität.

Zeit zum Wachsen

Ihn hätten einfach Dinge ereilt, die einen Mann mit Mitte 30 und bald 40 ereilen würden – spezifischer drückt sich Cullum nicht aus. Nur, dass das Album etwas betrübter klänge, als das, was er zuvor herausgebracht habe.
Er wollte mit diesem Album etwas erkunden, in einem tieferen lyrischen Sinn. Und er habe zugelassen, dass man mehr von seiner Verletzlichkeit sehen würde, gibt der Sänger zu, ohne dabei seine früheren Alben diskreditieren zu wollen.
Taller - Größer werden. Klar habe er das Bild mit einem gewissen Augenzwinkern erst einmal benutzt. Schließlich sei er mit einer sehr großen Frau verheiratet, aber das sei nicht der Kern der Sache. Es ginge ihm um das Wachsen in einer Beziehung. Vielleicht ein "Männderding", meint Cullum.
Er wolle mit diesem Album eben eine andere Größe zeigen - nicht die physische, sondern eine innerliche, um dem Gegenüber auf Augenhöhe begegnen zu können.

Jazz-Szene in Bewegung

Nicht nur in London wäre viel los, so Cullum, sondern auch in Manchester oder in Schottland. Viele Musikerinnen und Musiker reflektierten heute in der Musik viel stärker ihre Herkunft. Und sie klingen auch jung, weil sie sich auf ganz andere Dinge, auf neue Bewegungen beziehen.
"Das ist eine massive kreative Explosion!", meint Cullum. Eine farbenfrohe Kultur beobachtet Cullum da gerade, denn die Musiker bezögen sich ganz offen auf ihre afrikanischen oder karibischen Wurzeln. Und das zeige: Die Jazz-Szene sei keine geschlossene. Sie repräsentiere ein England, wie es wirklich sei: Keine kleine Insel, sondern ein Land mit offenen Armen.

Generationenwechsel

Als er als Teenager begann, Jazz zu hören, erschien ihm das wie das "Knacken eines Codes". Es war nicht einfach, Leute zu finden, die diese Musik ebenso hörten und mochten wie er, berichtet der Musiker. Er musste Platten kaufen. Heute sei es für die jungen Musiker viel einfacher, an die Vielfalt von Musik zu kommen.

Radioshow

Cullum hat seit acht Jahren eine eigene Sendung im BBC-Funk. Er habe es auch bei seinem eigenen musikalischen Heranwachsen gemerkt, wie wichtig ihm das Medium Radio war, in dem sich die Begeisterung für die Musik vermittelte. Und so schätze er das Radio sehr.
Am Anfang sei ihm diese Arbeit schwer gefallen, aber inzwischen habe er ein ganz gutes Gefühl bei der Show, meint Cullum.
(cdr)
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