Jahrgang 1964

Abschied und Neuanfang

Weit sichtbares Zeichen der Solidarität in Schwerte. Auf dem Balkon seiner Wohnung hat Uwe Görke-Gott die Aids-Schleife angebracht.
Uwe Görke-Gott hat auf seinem Balkon die Aids-Schleife angebracht. © Tim Wiese
Von Tim Wiese · 19.02.2014
Wenn Uwe Görke-Gott von "Tim" spricht, meint er das HI-Virus. Er hat ihm einen Namen gegeben, nachdem er sich infizierte und sein Leben wieder einmal eine neue Wendung nahm.
Uwe war zwei, als ihn seine Eltern ausgesetzt haben, er wächst in einem Kinderheim auf. Seine Jugend verbringt er im beschaulichen Sauerland, als jungen Mann zieht es ihn aber in die großen Städte. Dort ist seit den 70er-Jahren eine Subkultur entstanden, in der er sich als Homosexueller nicht verstellen muss. In Dortmund und Köln gibt es mittlerweile zahlreiche Lokale für Schwule. Uwe genießt das neue Gemeinschaftsgefühl, muss aber auch erfahren, wie stark noch Vorurteile und Ablehnung in der Gesellschaft verankert sind.
Als Uwe Anfang 20 ist, erlebt er mit, wie wieder Angst in die homosexuelle Community einzieht. HIV heißt der neue Gegner und der junge Mann nimmt den Kampf auf. Er wird zum Aufklärer, wirbt in Kleinanzeigen für Kondome und nutzt auch den gerade entstanden Online-Dienst BTX, um Informationen über das Virus zu verbreiten. Längst ist Uwe Aids-Aktivist, als er erfährt, dass er HIV selber in sich trägt. Sein damaliger Partner hatte sich bei einem Seitensprung angesteckt und Uwe infiziert.
In dieser sehr persönlichen Reportage geht der Autor Tim Wiese zusammen mit Uwe Görke-Gott auf Zeitreise. Gemeinsam besuchen sie Orte, mit denen der Aids-Aktivist besondere Erlebnisse verbindet. Im Zentrum steht dabei nicht nur die Frage, wie HIV das Leben schwuler Männer der Generation 64 geprägt hat. Der Autor möchte auch anhand von Uwe Görke-Gotts Geschichte nachvollziehen, wie Homosexualität allmählich in der Normalität angekommen ist und mit welchen Schwierigkeiten dabei die 64er zu kämpfen hatten.
Manuskript zur Sendung im PDF-Format und im barrierefreien Textformat.
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