Jäger und Sammler
Italien ist das Land Leonardo da Vincis und Michelangelos. Zeitgenössische Museen gibt es nur wenige. Der Deutsche Volker Feierabend ist Wahl-Italiener und Kunstsammler. Er will den Italienern zeigen, dass auch heute spannende Werke in ihrem Land entstehen. 2000 davon hat der 80-Jährige im Laufe seines Lebens persönlich erstanden.
Wie er der Kellnerin Weisung erteilt, die Sauce Hollandaise keinesfalls über die Spargel zu kippen, er sagt tatsächlich kippen, sondern sie extra zu reichen, wie er dann die große eckige Brille zurechtrückt, die Schultern strafft und mit dem Zeigefinger auf das Aufnahmegerät deutet:
"Haben Sie schon eingeschaltet?"
Da macht Volker Feierabend den Eindruck, als habe er immer alles unter Kontrolle und als sei das Abarbeiten des täglichen Pensums - Museumsbesuche, Unterredungen mit Direktoren und Künstlern, Interviews - sein Lebenselixier, besser: seine schon viele Jahrzehnte ausgeübte Lieblingsroutine.
"Jetzt möchte ich mal sagen, wie die Sammlung entstanden ist. Am Anfang war ich noch kein Sammler. Sondern ich möchte sagen, wir haben gehortet - Porzellan, wir haben Glas gekauft, wir haben Elfenbein gekauft und Bilder aus verschiedenen Nationen.
So Ende der Siebzigerjahre haben wir gesagt, so, irgendwie ist das keine Sammlung. Das ist eben Horten von Gegenständen, aber es ist kein Faden. Man müsste irgendwie ein Thema reinbringen. Dann macht das Sammeln auch mehr Spaß. Und da war meine Überlegung: Also was sammeln?"
Die Antwort lag nahe: zeitgenössische italienische Kunst.
Denn Volker Feierabend hatte als Im- und Exporteur von Mode mit Firmen-Sitz in Frankfurt am Main da schon 20 Jahre lang mit italienischen Textilfabrikanten zusammengearbeitet und, wie er sagt, mit den meisten von ihnen Freundschaft geschlossen.
Er hatte 1972 eine Sizilianerin geheiratet, hatte in Mailand eine große Wohnung über drei Etagen gekauft und sich dort mit seiner Frau niedergelassen. Da er bei seinen ersten 30 Kunstkäufern Fälschern auf den Leim gegangen war, wollte er nun sicher gehen: Lebende Künstler können die Echtheit ihres Werks bezeugen.
Obwohl er sich also in eine Materie einarbeiten musste, von der er keine Ahnung hatte, war Volker Feierabend fest entschlossen: Der zweite Teil seines Lebens gehört der Kunst.
"Und die Idee wurde von meiner Frau auch begeistert aufgenommen. Und da haben wir dann begonnen. Und haben uns dann mit der Zeit befreit von allem anderen wieder, denn man braucht ja auch immer wieder Geld, um Neues zu kaufen."
Unter anderem befreite sich Feierabend auch von einem Gemälde, das er damals ans New Yorker Museum of Modern Art ausgeliehen hatte.
"Und ein Galerist in New York hat gefragt, ob ich dieses Bild verkaufen würde. Hab gesagt, bin nicht interessiert. Da hat er gesagt, ich hab einen Kunden, der zahlt für dieses Bild fünf Millionen Dollar. Das waren umgerechnet seinerzeit zehn Milliarden Lire. Also ein riesiger Betrag."
"Haben Sie schon eingeschaltet?"
Da macht Volker Feierabend den Eindruck, als habe er immer alles unter Kontrolle und als sei das Abarbeiten des täglichen Pensums - Museumsbesuche, Unterredungen mit Direktoren und Künstlern, Interviews - sein Lebenselixier, besser: seine schon viele Jahrzehnte ausgeübte Lieblingsroutine.
"Jetzt möchte ich mal sagen, wie die Sammlung entstanden ist. Am Anfang war ich noch kein Sammler. Sondern ich möchte sagen, wir haben gehortet - Porzellan, wir haben Glas gekauft, wir haben Elfenbein gekauft und Bilder aus verschiedenen Nationen.
So Ende der Siebzigerjahre haben wir gesagt, so, irgendwie ist das keine Sammlung. Das ist eben Horten von Gegenständen, aber es ist kein Faden. Man müsste irgendwie ein Thema reinbringen. Dann macht das Sammeln auch mehr Spaß. Und da war meine Überlegung: Also was sammeln?"
Die Antwort lag nahe: zeitgenössische italienische Kunst.
Denn Volker Feierabend hatte als Im- und Exporteur von Mode mit Firmen-Sitz in Frankfurt am Main da schon 20 Jahre lang mit italienischen Textilfabrikanten zusammengearbeitet und, wie er sagt, mit den meisten von ihnen Freundschaft geschlossen.
Er hatte 1972 eine Sizilianerin geheiratet, hatte in Mailand eine große Wohnung über drei Etagen gekauft und sich dort mit seiner Frau niedergelassen. Da er bei seinen ersten 30 Kunstkäufern Fälschern auf den Leim gegangen war, wollte er nun sicher gehen: Lebende Künstler können die Echtheit ihres Werks bezeugen.
Obwohl er sich also in eine Materie einarbeiten musste, von der er keine Ahnung hatte, war Volker Feierabend fest entschlossen: Der zweite Teil seines Lebens gehört der Kunst.
"Und die Idee wurde von meiner Frau auch begeistert aufgenommen. Und da haben wir dann begonnen. Und haben uns dann mit der Zeit befreit von allem anderen wieder, denn man braucht ja auch immer wieder Geld, um Neues zu kaufen."
Unter anderem befreite sich Feierabend auch von einem Gemälde, das er damals ans New Yorker Museum of Modern Art ausgeliehen hatte.
"Und ein Galerist in New York hat gefragt, ob ich dieses Bild verkaufen würde. Hab gesagt, bin nicht interessiert. Da hat er gesagt, ich hab einen Kunden, der zahlt für dieses Bild fünf Millionen Dollar. Das waren umgerechnet seinerzeit zehn Milliarden Lire. Also ein riesiger Betrag."
"Meistens sind die Sammler glücklich, wenn man ihre Arbeit zeigt"
Und er verkaufte, um weiterkaufen zu können und um diese Käufe zeigen zu können – darunter Bilder von de Chirico, Morandi, Coltro. Er gab sie ans Städel, ins Lenbach Haus, ins Museum Ludwig.
Feierabend will italienische Kunst in Deutschland bekannt machen. Aber der hagere, ur-preußisch und korrekt wirkende 1,86 große Volker Feierabend ist nicht nur Kunstenthusiast, er ist auch Kaufmann geblieben.
"Meistens sind die Sammler glücklich, wenn man ihre Arbeit zeigt. Es wird ein schöner Katalog gemacht, und gleichzeitig gewinnt das Bild auch an Wert, denn wenn es in einer Ausstellung Publikum gezeigt wird ... - je früher das beginnt, je wertvoller wird ein Bild."
Zeitgenössische italienische Kunst, also Kunst, die frühestens in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist, ist relativ günstig zu haben, erzählt Feierabend. Und:
"Was mir am meisten Spaß macht, ist, wenn ich Bilder entdecke von Künstlern, von denen ich noch nie was gehört hab. Dann beginn ich zu bohren."
Also fährt er durchs Land, in die Ateliers von Udine bis Palermo, schaut sich die Produktionen an.
"Und da ich aber mit den Künstlern, mit allen eigentlich, ziemlich gut befreundet bin, kauft man dann auch aus Gefälligkeit mal ein Bild, was nicht zu hohe Qualität hat. Oder die Künstler sagen, kauf mir doch mal ein Bild ab, ich brauche Geld oder so weiter."
Fällt es ihm schwer, den Künstlern gegenüber nein zu sagen?
"Ich sag‘: Ein ander Mal."(lachen)
Kurz nach der Jahrtausendwende hat Volker Feierabend beschlossen, dass seine Sammlung von 2000 Werken in eine Stiftung übergehen soll.
"Ich wäre traurig gewesen, wenn nach meinem Tode die Sammlung in alle Winde verstreut wird."
Das heißt auch: Die Bilder und Skulpturen, die Volker Feierabend über viele Jahrzehnte hinweg gesammelt hat, gehören ihm nicht mehr, denn als Vorsitzender des Kuratoriums seiner Stiftung hat er nur eine von fünf Stimmen. Wieso er diesen Schritt getan hat? Er ist im Juni 80 geworden, sein Sohn ist nicht interessiert an Kunst, also musste der Nachlass über 2000 Werke anders geregelt werden.
"Also, mich haben sie oft gefragt, was ist mein Lieblingsbild? Und darauf antworte ich: Ich bin wie ein Vater. Ich habe 2000 Söhne und kann nicht einen Sohn dem anderen vorziehen."
Feierabend will italienische Kunst in Deutschland bekannt machen. Aber der hagere, ur-preußisch und korrekt wirkende 1,86 große Volker Feierabend ist nicht nur Kunstenthusiast, er ist auch Kaufmann geblieben.
"Meistens sind die Sammler glücklich, wenn man ihre Arbeit zeigt. Es wird ein schöner Katalog gemacht, und gleichzeitig gewinnt das Bild auch an Wert, denn wenn es in einer Ausstellung Publikum gezeigt wird ... - je früher das beginnt, je wertvoller wird ein Bild."
Zeitgenössische italienische Kunst, also Kunst, die frühestens in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist, ist relativ günstig zu haben, erzählt Feierabend. Und:
"Was mir am meisten Spaß macht, ist, wenn ich Bilder entdecke von Künstlern, von denen ich noch nie was gehört hab. Dann beginn ich zu bohren."
Also fährt er durchs Land, in die Ateliers von Udine bis Palermo, schaut sich die Produktionen an.
"Und da ich aber mit den Künstlern, mit allen eigentlich, ziemlich gut befreundet bin, kauft man dann auch aus Gefälligkeit mal ein Bild, was nicht zu hohe Qualität hat. Oder die Künstler sagen, kauf mir doch mal ein Bild ab, ich brauche Geld oder so weiter."
Fällt es ihm schwer, den Künstlern gegenüber nein zu sagen?
"Ich sag‘: Ein ander Mal."(lachen)
Kurz nach der Jahrtausendwende hat Volker Feierabend beschlossen, dass seine Sammlung von 2000 Werken in eine Stiftung übergehen soll.
"Ich wäre traurig gewesen, wenn nach meinem Tode die Sammlung in alle Winde verstreut wird."
Das heißt auch: Die Bilder und Skulpturen, die Volker Feierabend über viele Jahrzehnte hinweg gesammelt hat, gehören ihm nicht mehr, denn als Vorsitzender des Kuratoriums seiner Stiftung hat er nur eine von fünf Stimmen. Wieso er diesen Schritt getan hat? Er ist im Juni 80 geworden, sein Sohn ist nicht interessiert an Kunst, also musste der Nachlass über 2000 Werke anders geregelt werden.
"Also, mich haben sie oft gefragt, was ist mein Lieblingsbild? Und darauf antworte ich: Ich bin wie ein Vater. Ich habe 2000 Söhne und kann nicht einen Sohn dem anderen vorziehen."