Itzhak Perlman wird 75

Jahrhundertmusiker, Legende und Superstar

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Itzhak Perlman bei seinem Geigenspiel im Stadion.
Itzhak Perlman hat unzählige Konzerte gespielt - und hat seine Kunst auch immer wieder im ungewöhnlichen Kontext zelebriert, wie hier im Stadion. © imago/ Everett Collection
Von Elisabeth Hahn · 31.08.2020
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Er spielte bei Barack Obamas Vereidigung, lieferte den Soundtrack zu "Schindlers Liste" und ist einer der wenigen klassischen Musiker, die weit über die Szene hinaus bekannt sind: Der Geiger Itzhak Perlman wird 75 Jahre alt.
Jahrhundertmusiker. Legende. Superstar. Mit diesen Labels werden nicht viele Musikerinnen und Musiker aus der klassischen Musik geehrt. Einer davon ist Itzhak Perlman. Der israelisch-amerikanische Geiger hat mit seiner Musik ein Millionenpublikum erreicht. Heute wird dieser außergewöhnliche Mensch 75 Jahre alt.
Sein Instrument beschreibt Itzhak Perlman als "Nachbau der Seele". Beseelt ist auch sein Violinspiel. Seit über 60 Jahren begeistert er ein internationales Publikum mit tiefgründigem Klang, berauschender Virtuosität und seiner mitreißend positiven Persönlichkeit. Längst ist der Geiger eine Legende und für viele ein Vorbild – nicht nur musikalisch.

Kinderlähmung und Gehhilfen

Als Kind jüdischer Eltern aus Polen wird Perlman am 31. August 1945 in Israel geboren. Mit vier Jahren erkrankt er an Kinderlähmung und ist seitdem auf Gehhilfen angewiesen. Geige spielt er nur im Sitzen. Diese Einschränkung macht ihm in den ersten Jahren zu schaffen. Sein musikalisches Talent ist zwar unüberhörbar. Doch einige zweifeln daran, dass eine große Karriere mit dieser Behinderung überhaupt möglich ist.
Perlman und seine Eltern lassen allerdings nicht locker. Mit 13 wandern sie in die USA aus, damit ihr Sohn an der renommierten Juilliard School studieren kann. Ein Auftritt im amerikanischen Fernsehen bei Ed Sullivan und sein Debüt in der Carnegie Hall machen ihn international berühmt.

Von der Sesamstraße zu Obamas Vereidigung

Über 100 Einspielungen, zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter 15 Grammys und 4 Emmys, historische Auftritte wie zum Beispiel beim ersten Konzert des israelischen Orchesters im Ostblock und der Sowjetunion oder zur Amtseinführung von Barack Obama – das ist die Liga, in der Perlman spielt. Er hat das erreicht, was in der Welt der klassischen Musik selten ist: einen Kult-Status.
Vielleicht liegt das auch daran, dass er sich nicht nur auf einen Stil oder Genre festlegt. Seine Zusammenarbeit mit John Williams bei Schindlers Liste eröffnet ihm ein Millionen-Publikum. Filmmusik, Klezmer und Jazz gehören zu seinem breit gefächerten Repertoire so selbstverständlich dazu wie Auftritte in der Sesamstraße. Wenn er dann auch noch Menschen für die Klassik begeistern kann, ist Perlman glücklich.

Förderer der jungen Generation

Mit dieser Begeisterung für die Musik, für das Leben und für die Menschen steckt er auch die junge Generation an. Neben seinem Engagement für mehr Inklusion leitet er gemeinsam mit seiner Frau Toby seit vielen Jahren das "Perlman Music Program", das junge begabte Musikerinnen und Musiker unabhängig von ihrer sozialen Herkunft fördert.
Die Lehre ist für ihn inzwischen ein bedeutender Teil seines Lebens geworden, denn Perlman ist überzeugt: "Wer andere unterrichtet, unterrichtet sich selbst." Und auch wenn Perlman manchmal wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit wirkt, so bleibt er immer nah am Menschen. Im krisengeschüttelten Amerika sendet er regelmäßig digitale Botschaften an seine Fans.
Ablenkung und Zuspruch in schwierigen Zeiten. Mit Musik, Anekdoten oder Tipps für das Üben und das Leben. Eigentlich könnte sich Perlman mit 75 Jahren längst zur Ruhe setzen. Doch auch wenn er vor der Coronakrise genau diese Ruhe herbeigesehnt hat – ohne sein Publikum geht es auch nicht. Und so kann er es inzwischen kaum erwarten, wieder auf die Konzertbühne zurückzukehren.
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