"… ist wie ein Gruß vom Himmel"

Moderation: Karl-Dietrich Gräwe |
"Ist eine Wienerische Maskerad’ und weiter nichts", sagt die Frau Fürstin Feldmarschallin, kurz bevor Richard Strauss das gemeine Beisl-Zimmer des dritten "Rosenkavalier"-Aktes mit allen finalen Seligkeiten seiner Musik überschüttet. Der "Rosenkavalier" sei auch ein Mantel- und Degenstück, meinte der Textdichter Hofmannsthal und wollte damit sagen: die Handlung ist kräftig durchsetzt mit Elementen des spanischen Theaters, sie spielt in einem Klima, das gesättigt ist von Liebesaffären, Intrigen und Denunzierungen, der duellbereite Degen ist schnell zur Hand, der Ehrenkodex wird hochtönend zitiert, doch eher selten respektiert.
Die "Komödie für Musik" von Hofmannsthal und Strauss spielt in Wien zur Regierungszeit der Maria Theresia. Die Gepflogenheit einer Brautwerbung mit Rosenüberreichung durch einen "Bräutigamsaufführer" hat es in Wirklichkeit zwar nie gegeben, und der Wiener Walzer, mit streng historischer Elle gemessen, hat zu dieser Zeit in Wien auch noch nichts zu suchen, doch sind es solche Fiktionen und anachronistischen "Fälschungen", die der vielbödig geschichteten und verwinkelten Komödie um Liebesfreud und Liebesleid und all ihren erotischen Pikanterien die Atmosphäre der Glaubwürdigkeit geben. Das Artifizielle erscheint als das Natürlichste von der Welt.