Israelische Computer-Spezialisten in Dresden
Die jüdische Familie von Tanya und Maurice kam aus beruflichen Gründen von Tel Aviv nach Dresden. Maurice hatte das Angebot eines amerikanischen Computer-Unternehmens, nach Deutschland zu gehen. Tanya hat ebenfalls Arbeit gefunden, hadert aber noch mit der Sprache. Ob sie hier bleiben, nach Großbritannien gehen oder nach Israel zurück, ist noch offen.
"Sie hat ein Zauberspiegel, für unsere Prinzessin geschenkt. Unserer Prinzessin geschenkt, geht? Super."
Dienstagabend 19 Uhr im Dresdner Erich-Kästner Sprachkolleg. Tanya Labizon sitzt mit drei anderen Kursteilnehmen, einem polnischen Pärchen und einem Asiaten um einen großen Tisch. Die Lehrerin hat Zettelchen verteilt, auf denen Gegenstände und Figuren abgebildet sind.
Die Teilnehmer ziehen nacheinander die Bildchen und weben sie in eine selbsterfundene Geschichte ein. Und schon wieder ist Tanya an der Reihe.:
"Zur gleichen Zeit mit Hexe kommt auch Märchenpolizei."
Die 38-Jährige fällt auf, mit ihren dunklen Augen und den feinen Gesichtszügen. Sie ist vor einem Jahr mit ihrem Mann und den zwei Töchtern von Tel Aviv nach Dresden gezogen. Ihr Mann hatte das Angebot eines amerikanischen Computer-Unternehmens nach Deutschland zu gehen. Sie selbst arbeitet mittlerweile für ein deutsches Software-Unternehmen.
"Warum ist so kalt, es ist Mitte September und es ist so kalt, das passt mir gar nicht."
19.30 Uhr. Der Sprachkurs ist zu Ende. Tanya macht sich auf den Weg nach Hause und stellt im Auto erst einmal die Heizung an. In Tel Aviv ist es jetzt immer noch sommerlich warm. Wirklich zu Hause fühlt sich die 38-Jährige in Dresden noch nicht:
"Hier, wir bleiben seit mehr als einem Jahr, aber ich fühle nur wie ein Gast in Deutschland. Es ist sehr schönes Land, sehr schöne Stadt, aber das ist nicht für immer. Das kann ich mir nicht vorstellen, dass ich bleibe sehr lange Zeit hier. Vielleicht ich kann anderes sagen in ein paar Jahren. Aber heute ich denke immer, wenn ich komme nach Hause nach Israel, dann mache ich so und so."
Für sie ist vor allem die Sprache eine Hürde.
"Sprache macht das ein bisschen kompliziert für uns. Weil ich dachte, nach einem Jahr ich würde schon sehr gut Deutsch machen, aber ich kann noch nicht so gut. Ich brauche Deutsch viel mehr, als ich kann, weil ich arbeite bei eine deutsche Firma und alle Besprechungen sind in Deutsch und Teil von Dokumenten, was lese ich, sind in Deutsch. Ich muss immer mit Übersetzungen arbeiten, das macht mein Arbeit auch ein bisschen kompliziert. Bei meinem Mann ist einfacher, er arbeitet bei internationale Firma und er braucht nicht so viel."
Tanya eilt über einen schmalen Fußweg auf ein Reihenhaus zu. Ihre ältere Tochter Dana hat ihre kleine Schwester, die zweijährige Rrona, am Nachmittag bei der Tagesmutter abgeholt.
" Tanya: "Willkommen, wo ist Rrona, schläft? Nein?" (Kindergeschrei)
Tochter: "Um 6 hat sie geschlafen."
Tanya: "Und sie hat gut gegessen?"
Tochter: "Ja, gut. Tanya: Obst oder Gemüse?"
Tochter: "Obst."
Tanya: "Hast du etwas von den Hausaufgaben schon gemacht?"
Tochter: "Es gab keine."
Tanya: "Das kann ich mir nicht vorstellen." "
Was die Hausaufgaben ihrer Tochter Dana angeht, ist Tanya pingelig. Nach einem monatelangen Streit mit den Schulbehörden geht die Zwölfjährige nun endlich aufs Gymnasium. Kinder von Einwanderern gehen häufig zunächst in Sonderklassen, in denen die Sprache im Mittelpunkt steht. Tanya und ihr Mann Maurice waren aber überzeugt, dass Dana schon gut genug Deutsch spricht, um gemeinsam mit deutschen Kindern zu lernen.
Tanya geht mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm ein paar Stufen ins Wohnzimmer hinab. Eine lange dunkle Ledercouch, auf dem Wohnzimmertisch ein aufgeklappter Laptop, Kinderspielzeug auf dem Boden. Im Fernseher läuft das Programm von CNN.
Für Tanya sind die Abendstunden die einzige Zeit am Tag, in der sie kurz ausruhen kann. Sie arbeitet Vollzeit, ihr Mann macht zudem viele Überstunden, beide gehen regelmäßig zum Sprachkurs. Für Freizeit bleibt da nicht viel Raum. Am Wochenende machen sie Ausflüge, treffen sich mit Kollegen von Maurice, an wichtigen jüdischen Feiertagen besuchen sie die Synagoge.
Als die 38-Jährige vor fast zehn Jahren von Aserbaidschan nach Israel gegangen ist, hat sie sich leichter getan:
"Das war viel einfacher für mich nach Israel, weil ich
konnte schon Hebräisch sprechen, habe ich schon gelernt bevor ich habe nach Israel gekommen und meine Familie war schon in Israel und viele Freunde von meine Kindheit und Universität und alles war in Israel. Aber das größte Problem ist zuerst die Sprache."
Auch wenn sie die Deutschen nett findet und gut mit ihnen zurecht kommt. Die Mentalitätsunterschiede machen Tanya manchmal zu schaffen.
"Zum Beispiel in Israel, Leute gehen, go out sehr spät. Und hier, das passiert nicht. Am Abend alles ist ruhig, und deutsche Menschen bleiben sehr gerne zu Hause, und das ist sehr typisch."
In Israel verstehen besonders ältere Menschen nicht, dass Tanya als Jüdin mit ihrer Familie nach Deutschland ins Land Der Täter gezogen ist. Die 38-Jährige kann das zwar nachvollziehen, sie selbst denkt aber anders.
"Das ist nicht über Leute heute, und das macht für mich nichts, ob ist das Deutschland, oder England oder was. Ich immer denke nur über Leute, kenne ich selbst, und das ist für mich wichtig."
Tanyas kleine Familie ist flexibel. Heute ist es Deutschland, morgen könnte es auch Großbritannien sein. Und doch schwebt eine Frage unausgesprochen im Raum: Wann geht es zurück in die Heimat Israel. Ehemann Maurice windet sich:
"Wir haben einen Dreijahresvertrag und ein Jahr haben wir schon rum. In dieser Industrie weiß man nie, wie lang es geht."
Tanya: " Wir versuchen über Zukunft nicht zu denken, das ist nicht genau definiert. Ich versuche nicht darüber zu denken."
Maurice: ""Ich denke, die israelische Mentalität ist sehr fatalistisch, man weiß nie, was morgen passiert.” (Lachen) "
Beide sitzen auf dem Sofa und lächeln ein wenig ratlos. Vielleicht wird Dresden für sie ja doch noch einmal zu einer zweiten Heimat.
Dienstagabend 19 Uhr im Dresdner Erich-Kästner Sprachkolleg. Tanya Labizon sitzt mit drei anderen Kursteilnehmen, einem polnischen Pärchen und einem Asiaten um einen großen Tisch. Die Lehrerin hat Zettelchen verteilt, auf denen Gegenstände und Figuren abgebildet sind.
Die Teilnehmer ziehen nacheinander die Bildchen und weben sie in eine selbsterfundene Geschichte ein. Und schon wieder ist Tanya an der Reihe.:
"Zur gleichen Zeit mit Hexe kommt auch Märchenpolizei."
Die 38-Jährige fällt auf, mit ihren dunklen Augen und den feinen Gesichtszügen. Sie ist vor einem Jahr mit ihrem Mann und den zwei Töchtern von Tel Aviv nach Dresden gezogen. Ihr Mann hatte das Angebot eines amerikanischen Computer-Unternehmens nach Deutschland zu gehen. Sie selbst arbeitet mittlerweile für ein deutsches Software-Unternehmen.
"Warum ist so kalt, es ist Mitte September und es ist so kalt, das passt mir gar nicht."
19.30 Uhr. Der Sprachkurs ist zu Ende. Tanya macht sich auf den Weg nach Hause und stellt im Auto erst einmal die Heizung an. In Tel Aviv ist es jetzt immer noch sommerlich warm. Wirklich zu Hause fühlt sich die 38-Jährige in Dresden noch nicht:
"Hier, wir bleiben seit mehr als einem Jahr, aber ich fühle nur wie ein Gast in Deutschland. Es ist sehr schönes Land, sehr schöne Stadt, aber das ist nicht für immer. Das kann ich mir nicht vorstellen, dass ich bleibe sehr lange Zeit hier. Vielleicht ich kann anderes sagen in ein paar Jahren. Aber heute ich denke immer, wenn ich komme nach Hause nach Israel, dann mache ich so und so."
Für sie ist vor allem die Sprache eine Hürde.
"Sprache macht das ein bisschen kompliziert für uns. Weil ich dachte, nach einem Jahr ich würde schon sehr gut Deutsch machen, aber ich kann noch nicht so gut. Ich brauche Deutsch viel mehr, als ich kann, weil ich arbeite bei eine deutsche Firma und alle Besprechungen sind in Deutsch und Teil von Dokumenten, was lese ich, sind in Deutsch. Ich muss immer mit Übersetzungen arbeiten, das macht mein Arbeit auch ein bisschen kompliziert. Bei meinem Mann ist einfacher, er arbeitet bei internationale Firma und er braucht nicht so viel."
Tanya eilt über einen schmalen Fußweg auf ein Reihenhaus zu. Ihre ältere Tochter Dana hat ihre kleine Schwester, die zweijährige Rrona, am Nachmittag bei der Tagesmutter abgeholt.
" Tanya: "Willkommen, wo ist Rrona, schläft? Nein?" (Kindergeschrei)
Tochter: "Um 6 hat sie geschlafen."
Tanya: "Und sie hat gut gegessen?"
Tochter: "Ja, gut. Tanya: Obst oder Gemüse?"
Tochter: "Obst."
Tanya: "Hast du etwas von den Hausaufgaben schon gemacht?"
Tochter: "Es gab keine."
Tanya: "Das kann ich mir nicht vorstellen." "
Was die Hausaufgaben ihrer Tochter Dana angeht, ist Tanya pingelig. Nach einem monatelangen Streit mit den Schulbehörden geht die Zwölfjährige nun endlich aufs Gymnasium. Kinder von Einwanderern gehen häufig zunächst in Sonderklassen, in denen die Sprache im Mittelpunkt steht. Tanya und ihr Mann Maurice waren aber überzeugt, dass Dana schon gut genug Deutsch spricht, um gemeinsam mit deutschen Kindern zu lernen.
Tanya geht mit ihrer kleinen Tochter auf dem Arm ein paar Stufen ins Wohnzimmer hinab. Eine lange dunkle Ledercouch, auf dem Wohnzimmertisch ein aufgeklappter Laptop, Kinderspielzeug auf dem Boden. Im Fernseher läuft das Programm von CNN.
Für Tanya sind die Abendstunden die einzige Zeit am Tag, in der sie kurz ausruhen kann. Sie arbeitet Vollzeit, ihr Mann macht zudem viele Überstunden, beide gehen regelmäßig zum Sprachkurs. Für Freizeit bleibt da nicht viel Raum. Am Wochenende machen sie Ausflüge, treffen sich mit Kollegen von Maurice, an wichtigen jüdischen Feiertagen besuchen sie die Synagoge.
Als die 38-Jährige vor fast zehn Jahren von Aserbaidschan nach Israel gegangen ist, hat sie sich leichter getan:
"Das war viel einfacher für mich nach Israel, weil ich
konnte schon Hebräisch sprechen, habe ich schon gelernt bevor ich habe nach Israel gekommen und meine Familie war schon in Israel und viele Freunde von meine Kindheit und Universität und alles war in Israel. Aber das größte Problem ist zuerst die Sprache."
Auch wenn sie die Deutschen nett findet und gut mit ihnen zurecht kommt. Die Mentalitätsunterschiede machen Tanya manchmal zu schaffen.
"Zum Beispiel in Israel, Leute gehen, go out sehr spät. Und hier, das passiert nicht. Am Abend alles ist ruhig, und deutsche Menschen bleiben sehr gerne zu Hause, und das ist sehr typisch."
In Israel verstehen besonders ältere Menschen nicht, dass Tanya als Jüdin mit ihrer Familie nach Deutschland ins Land Der Täter gezogen ist. Die 38-Jährige kann das zwar nachvollziehen, sie selbst denkt aber anders.
"Das ist nicht über Leute heute, und das macht für mich nichts, ob ist das Deutschland, oder England oder was. Ich immer denke nur über Leute, kenne ich selbst, und das ist für mich wichtig."
Tanyas kleine Familie ist flexibel. Heute ist es Deutschland, morgen könnte es auch Großbritannien sein. Und doch schwebt eine Frage unausgesprochen im Raum: Wann geht es zurück in die Heimat Israel. Ehemann Maurice windet sich:
"Wir haben einen Dreijahresvertrag und ein Jahr haben wir schon rum. In dieser Industrie weiß man nie, wie lang es geht."
Tanya: " Wir versuchen über Zukunft nicht zu denken, das ist nicht genau definiert. Ich versuche nicht darüber zu denken."
Maurice: ""Ich denke, die israelische Mentalität ist sehr fatalistisch, man weiß nie, was morgen passiert.” (Lachen) "
Beide sitzen auf dem Sofa und lächeln ein wenig ratlos. Vielleicht wird Dresden für sie ja doch noch einmal zu einer zweiten Heimat.