Goethe-Medaille für Theatermacherin Eva Sopher

"Damit schließt sich der Kreis meines Lebens"

Eva Sopher, Präsidentin des Theatro Sao Pedro im brasilianischen Porto Alegre
Eva Sopher, Präsidentin des Theatro Sao Pedro im brasilianischen Porto Alegre © Imago
Eva Sopher im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 22.08.2015
Ende der 30er Jahre musste Eva Sopher aus Deutschland fliehen und baute in Brasilien mit dem Teatro Sao Pedro eine wichtige Bühne auf. Am kommenden Freitag wird die Theatermacherin mit der Goethe-Medaille in Weimar für ihre Verdienste geehrt.
Die Kulturlandschaft der brasilianischen Stadt Porto Alegre wäre ohne diese Frau und ihre Leidenschaft für das Theater und die Kunst nicht denkbar: Eva Sopher, geboren vor 91 Jahren in Frankfurt am Main, mischt dort seit mehr als 40 Jahren mit. In den 70er-Jahren hat sie das Teatro Sao Pedro vor dem Abriss gerettet und eine Spielstätte geschaffen, die in ihrer Lebendigkeit und Internationalität bis heute bemerkenswert ist. Mit dem Sao Pedro hat sie eine in der Region einzigartige Bühne für lokale Nachwuchskünstler und internationale Größen wie Pina Bausch, Susanne Linke oder Hanna Schygulla geschaffen. Ihr Theater fördert den internationalen Kulturaustausch wie wenig andere Institutionen in der Region.
Flucht aus Deutschland
Als Tochter einer deutsch-jüdischen Familie hatte Sopher Ende der 1930er-Jahre vor den Nationalsozialisten fliehen müssen und fand in Brasilien Zuflucht. Zum Geburtstag des Dichters Johann Wolfgang von Goethe wird Sopher am kommenden Freitag mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Allerdings wird sie die weite Reise aus dem Süden Brasiliens bis nach Weimar nicht mehr auf sich nehmen. Die Schauspielerin Hanna Schygulla wird die Laudatio halten.
Kulturtempel in der Stadt
"Ohne Theater und ohne Kultur und Kunst wäre ich nicht vorstellbar", sagte die Kulturmanagerin Eva Sopher im Deutschlandradio Kultur. "Ich pflege manchmal zu sagen, dass ich die ganze Arbeit nur aus reinem Egoismus betreibe." Über die Jahrzehnte sei ihr Theater der "Kulturtempel" der Stadt geworden. Heute werde das Haus zu 85 Prozent von brasilianischen Künstlern bespielt. Finanziert werde es neben den Eintrittsgeldern über einen Freundeskreis des Theaters und Einkünfte aus einer Tiefgarage.
Ihr Schicksal habe das Verhältnis zu deutschen Künstlern nicht belastet. "Was hat Beethoven mit dem zu tun, warum ich Deutschland verlassen habe?" Viele Menschen, die auf Gastspiel kamen, seien Freunde geworden. Auch sie selbst sitze ihr Leben lang zwischen zwei Stühlen."Ich fühle mich heute als Brückenbauerin und als Weltbürgerin, jetzt in meinem Vaterland die Goethe-Medaille zu erhalten", sagte Sopher. "Damit schließt sich der Kreis meines Lebens."
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