Islamistischer Terror als langfristige Bedrohung

Der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Rudolf Adam, hat für einen umfassenderen Sicherheitsbegriff plädiert. Angesichts der diffusen Bedrohungslage, die heute herrsche, dürfe man nicht nur in militärischen und polizeilichen Kategorien denken, sagte Adam im Deutschlandradio Kultur.
Es gehe darum, präventiv zu wirken und frühzeitig zu intervenieren. Moderne Sicherheitspolitik müsse außerdem "ressortübergreifend und strategisch definiert werden". Nur so könne die Komplexität der heutigen Bedrohungen durch den islamistischen Terror erkannt und bekämpft werden. Adam weiter: "Der Islam ist sicherlich kulturell und religiös so stark aufgefächert wie das Christentum, wo wir ja auch jede Menge von unterschiedlichen Konfessionen und Geisteshaltungen haben. Die größte Gefahr wäre, die exzessiven Phänomene für repräsentativ zu halten. Wir haben letztlich einen Konflikt innerhalb der islamischen Welt über die Interpretation der islamischen Tradition. Die versuchen, die Islamisten zu okkupieren und da müssen wir den moderaten Muslimen den Rücken stärken und sie ermutigen, sich gegen diese totalitäre Bedrohung, die sie ja viel stärker betrifft als uns, zu wehren."
Man müsse sich angesichts des islamistischen Terrors auf eine langfristige Bedrohung einstellen. Dieser werde uns länger zu schaffen machen als beispielsweise die RAF. Um ihn in Griff zu bekommen, müsse man nicht nur erkannte Terrorstrukturen repressiv bekämpfen, sondern sich vor allem auf die Rekrutierung von Terroristen zu konzentrieren. Adam weiter: "Sie werden ja als Terroristen nicht geboren, sondern sie werden zu Terroristen durch bestimmte Erlebnisse, Begegnungen, Schulen. Und wenn wir das Problem der Rekrutierung nicht viel schärfer in den Blick kriegen und vorbeugend gegensteuern, dann werden wir mit diesem Phänomen auf Dauer nicht fertig werden."