Invictus Games

Mit Sport zurück ins Leben

06:21 Minuten
Blick auf einen Sportler mit Prothesen, der an den Invictus Games in Düsseldorf teilnimmt.
An den Invictus Games nehmen Soldatinnen und Soldaten teil, die im Einsatz schwere Verletzungen erlitten haben (hier ein Teilnehmer mit Prothese). © dpa / picture alliance / Friso Gentsch
Von Gerd Michalek · 03.09.2023
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Sitzvolleyball, Rollstuhltennis, Bogenschießen: Das sind drei Sportarten der Invictus Games, die vom 9. bis 16. November in Düsseldorf stattfinden. Es nehmen Soldatinnen und Soldaten teil, die im Dienst Traumata oder Verletzungen davongetragen haben. Sport soll bei der Genesung helfen.
Ein Tennisplatz der Bundeswehrsportschule Warendorf im Münsterland. Tennis wird hier aber heute nicht gespielt. Auf fünf große Zielscheiben schießen Bundeswehr-Soldaten ihre Pfeile ab – auch der 56-jährige Oberstleutnant Jens: „Habe früher als Jugendlicher viel Sport gemacht, bei meinem Eintritt in die Bundeswehr noch ein bisschen Sport.“

Soldat leidet unter Anpassungsstörung

Der Soldat spannt seinen Wettkampfbogen – voller Freude, wieder Sport treiben zu können. Seit einem Auslandseinsatz leidet er an einer sogenannten Anpassungsstörung. Das ist eine seelische Krankheit, die oft mit Angst und depressiver Verstimmung einhergeht.
Bei seinem Weg zurück ins Leben hilft ihm die Bundeswehr nicht nur mit Psychotherapie, erklärt er:

"Ich bin nach festgestellter Einsatzschädigung in die Sporttherapie bei der Bundeswehr gekommen, habe erst mal einen Zwei-Wochen-Lehrgang absolviert und bin ein bisschen herangeführt worden an die Sportarten, die wir bei den Invictus Games absolvieren: Ich mache Sitzvolleyball, Diskuswerfen und Bogenschießen. Das Bogenschießen habe ich beim Lehrgang kennengelernt. Das hat sich als sehr gut im Rahmen der Therapie erwiesen, weil dort viele Aspekte drin sind, die einen fordern, einen mental fordern, die einen zur Konzentration auf bestimmte Dinge zwingen."

Oberstleutnant Jens

Erstmals Angehörige der Polizei und Feuerwehr dabei

Sport hilft Jens dabei, wieder eine positive Lebenseinstellung zu finden, Erfolgserlebnisse zu haben und sich der eigenen Leistungsfähigkeit zu vergewissern. 
Der Oberstleutnant ist einer von insgesamt 27 männlichen deutschen Teilnehmern bei den Invictus Games, die Polizistin Sandra eine von sieben deutschen Frauen. In Düsseldorf dürfen erstmals auch Angehörige des sogenannten "Blaulicht"-Bereichs – also Feuerwehrleute, Polizistinnen und Bundesgrenzschützer – am Wettkampf teilnehmen.

Wenn die Genesung lange dauert

Sandra ist Hauptkommissarin und Anfang 50. Bei einem Polizeieinsatz Ende 2017 wurde sie lebensgefährlich verletzt. Sie sagt: "Ich komme von der Leichtathletik, mache seit meinem dritten Lebensjahr Sport: Für mich gab es nie etwas anderes als Leichtathletik, ich kann eigentlich auch nur Laufen."
An die Zeit ihrer langsamen Genesung kann sie sich noch gut erinnern: "Ich durfte zunächst nicht Joggen wegen der Vibrationen, da bin ich sogar gewalkt. Nachdem ich wieder laufen konnte, bin ich dann auch mal 50 Meter zwischendurch gelaufen, um zu sehen, ob ich die Bewegungen überhaupt noch kann."
Und es funktionierte. Schnell konnte Sandra ihr Trainingspensum steigern: "Ich bin jeden zweiten Tag laufen gegangen – im Wechsel mit Fitness-Studio –, habe ganz langsam angefangen mit 300 Meter Joggen, 300 Meter Gehen, 300 Meter Joggen. Und habe das alle zwei Wochen gesteigert. Das hat so viel gebracht, um irgendwann zu sagen: 'Jetzt kannst du wieder 15 oder 20 Kilometer laufen!'"

Invictus Games als etwas Besonderes

Sandra ist ehrgeizig, sie hat in ihrem Leben schon an vielen Leichtathletikwettkämpfen teilgenommen. Trotzdem sind die Invictus Games für sie und ihren Teamkollegen Jens etwas ganz Besonderes.
Sandra unterstreicht: Ich bin auch im NRW-Team der Polizei gewesen und habe da schon einiges erlebt. Was ich bisher von Bundeswehr-Kameraden gehört habe, die auch schon mehrfach dabei waren, ist das wohl noch ein Tüpfelchen obendrauf.“
Auch Jens zeigt sich fasziniert: "Wenn man sieht, was alles dort los ist, wie viele Nationen dort sind, was das emotional alles mit sich bringt. Da sind viele Leute mit ähnlichen Schicksalsschlägen auch, da findet man sehr schnell zueinander – über die Nationalitäten hinweg."

Die Trainingseinheiten vor den Spielen

Bis kurz vor Beginn der Spiele spulen beide konzentriert ihre Trainingseinheiten ab: Sandra macht Tempoläufe auf der Sportanlage ihres Vereins in Leverkusen. Jens übt weiter mit Pfeil und Bogen – und geht auch in den Diskusring.
Blick auf eine Tischtennisplatte mit dem Logo der Invictus Games
Bei den Invictus Games sind Teilnehmer aus 22 Nationen dabei.© dpa / picture alliance / Friso Gentsch
Jens führt aus: "Für die Games trainiere ich einmal die Woche Diskuswerfen, da hatte ich das große Glück, dass mir ein ehemaliger Sportlehrer vermittelt wurde. Beim Bogenschießen trainiere ich ein- bis zweimal die Woche mit Kameraden." Egal, wie erfolgreich Jens und Sandra bei den Spielen der "Unbesiegbaren" schließlich abschneiden werden.

Der Sport als Lebensretter

Schon jetzt steht jedenfalls für Hauptkommissarin Sandra fest, dass sie dem Sport unendlich viel verdankt:

"Ich habe vor meinem Unfall viel Sport gemacht, und ich glaube auch, dass mir Sport mein Leben gerettet hat. Deswegen bin ich auch jetzt unheimlich froh, wieder den Sport machen zu können und mein Leben weiter zu verbessern. Ich habe vor meinem Unfall für einen Marathon trainiert, für die Ausdauer, die sportliche Fitness. Ich habe nach meinem Unfall zwei Wochen um mein Leben gekämpft. Ich denke, dass das viel dazu beigetragen hat, dass ich gewonnen habe."

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