"Intimste Form der privaten Korrespondenz"
Früher verschicken sich Liebende handschriftliche Briefe. Heute tauschen sie SMS-Botschaften und E-Mails aus. Die Germanistin Renate Stauf hat Liebesbriefe aus 300 Jahren erforscht und nun sogar Muster für die geheimen Botschaften im Internet entdeckt.
Vladimir Balzer: Frau Stauf, bevor wir in die Geschichte des Liebesbriefs gehen, würde ich gerne von Ihnen, ehrlich gesagt, ein Hinweis bekommen, einfach um Missverständnisse zu vermeiden. Wenn man einen Brief oder eine Karte zu Weihnachten aufmacht, um sicher zu gehen: Es ist nur ein Weihnachtsgruß. Wann ist ein Brief ein Liebesbrief?
Stauf: Ja, Liebesbriefe sind die intimste Form der privaten Korrespondenz. Es gibt verschiedene Schreibanlässe. Und das ist auch ein spannendes Thema, also in Liebesbriefen wird entweder die Liebe erklärt oder es wird um Liebe geworben. Liebesbriefe sollen den Abgrund der Trennung überbrücken, sie sollen Missverständnisse klären helfen. Sie sind aber auch oft ein Anlass, dass Liebe überhaupt entsteht oder entstehen kann. Oder aber auch, dass eine langjährige Liebe oder eine bereits erkaltete Liebe neu stimuliert wird. Sie sind darüber hinaus - und das werden Sie nicht auf einer Weihnachtskarte finden - auch ein Medium der Selbstoffenbarung, der Selbsterkundung und der Selbstdarstellung. Und sie sind auch ein Ort, ganz wichtig, an dem ein Bild des anderen entworfen wird, bekräftigt wird oder bestätigt wird. Also, man kann sagen, in Liebesbriefen wirken die großen Gefühle der Jahrhunderte. Man kann in diesen Briefen sozusagen eine Kulturgeschichte des Liebesempfindens ablesen.
Balzer: Wenn das vielleicht für die Geschichte gilt, gilt das auch für heute, für E-Mails und SMS, all das, was sie gesagt haben.
Stauf: Ich denke ja. Das Problem ist, dass E-Mails und SMS aktuelle, der Wissenschaft nicht unmittelbar zugänglich sind. Natürlich gibt es Muster im Internet, wenn Sie da mal reingehen und den Begriff Liebe eingeben, kommt das das sofort - also ähnlich wie die Briefstelle in vergangenen Jahrhunderten.
Balzer: Ich dachte, Muster, da kann einfach nur ausfüllen, den jeweiligen Namen, den man schreibt, dass da schon Vorgaben gibt für Liebesbriefe…
Stauf: Na, es gibt regelrechte Muster, wo man also verschiedene Sprachen sogar wählen kann - also die empfindsame, schwärmerische Sprache oder eher die realistische. Aber das ist ja nicht das, was wir erforschen. Wir erforschen ja echte Liebesbriefe aus verschiedenen Jahrhunderten.
Das vollständige Gespräch mit Renate Stauf können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören..
Stauf: Ja, Liebesbriefe sind die intimste Form der privaten Korrespondenz. Es gibt verschiedene Schreibanlässe. Und das ist auch ein spannendes Thema, also in Liebesbriefen wird entweder die Liebe erklärt oder es wird um Liebe geworben. Liebesbriefe sollen den Abgrund der Trennung überbrücken, sie sollen Missverständnisse klären helfen. Sie sind aber auch oft ein Anlass, dass Liebe überhaupt entsteht oder entstehen kann. Oder aber auch, dass eine langjährige Liebe oder eine bereits erkaltete Liebe neu stimuliert wird. Sie sind darüber hinaus - und das werden Sie nicht auf einer Weihnachtskarte finden - auch ein Medium der Selbstoffenbarung, der Selbsterkundung und der Selbstdarstellung. Und sie sind auch ein Ort, ganz wichtig, an dem ein Bild des anderen entworfen wird, bekräftigt wird oder bestätigt wird. Also, man kann sagen, in Liebesbriefen wirken die großen Gefühle der Jahrhunderte. Man kann in diesen Briefen sozusagen eine Kulturgeschichte des Liebesempfindens ablesen.
Balzer: Wenn das vielleicht für die Geschichte gilt, gilt das auch für heute, für E-Mails und SMS, all das, was sie gesagt haben.
Stauf: Ich denke ja. Das Problem ist, dass E-Mails und SMS aktuelle, der Wissenschaft nicht unmittelbar zugänglich sind. Natürlich gibt es Muster im Internet, wenn Sie da mal reingehen und den Begriff Liebe eingeben, kommt das das sofort - also ähnlich wie die Briefstelle in vergangenen Jahrhunderten.
Balzer: Ich dachte, Muster, da kann einfach nur ausfüllen, den jeweiligen Namen, den man schreibt, dass da schon Vorgaben gibt für Liebesbriefe…
Stauf: Na, es gibt regelrechte Muster, wo man also verschiedene Sprachen sogar wählen kann - also die empfindsame, schwärmerische Sprache oder eher die realistische. Aber das ist ja nicht das, was wir erforschen. Wir erforschen ja echte Liebesbriefe aus verschiedenen Jahrhunderten.
Das vollständige Gespräch mit Renate Stauf können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören..