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E-Mail für Dich

Michael Rotert, Wirtschaftsingenieur, Internet-Pionier und Vorstandsvorsitzender des Verbands der deutschen Internetwirtschaft (eco), zeigt auf einem Monitor die erste empfangene E-Mail in Deutschland, die er am 03. August 1984 in Karlsruhe erhalten hat.
Wirtschaftsingenieur Michael Rotert zeigt auf die erste empfangene E-Mail in Deutschland, die er am 03. August 1984 in Karlsruhe erhalten hat. © picture alliance / dpa / Foto: Uli Deck
Michael Rotert im Gespräch mit Robert Brammer · 03.08.2014
Mit einem Computer so groß wie eine Waschmaschine und einer monatlichen Telefonrechnung von 30.000 DM, so fing 1984 in Deutschland das E-Mail-Zeitalter an. Verschickt wurde die erste elektronische Post, weil sich Wissenschaftler international besser austauschen wollten.
Robert Brammer: Heute vor drei 30 Jahren, am 3. August 1984, erreichte die erste elektronische Nachricht Deutschland. Gegen 10.14 Uhr, mitteleuropäischer Zeit, trudelte sie ein beim Karlsruher Informatiker Michael Rotert. Schönen guten Tag, Herr Rotert!
Michael Rotert: Ja, guten Tag, Herr Brammer!
Brammer: Was stand denn da drin in dieser legendären Mail?
Rotert: Es war eine Willkommensmail, wenn Sie so wollen. Und das, was man eben in eine Willkommensmail so reinschreibt. War aber auch gleichzeitig eine Bereitschaftserklärung für den Aufbau des Internets in Deutschland.
Brammer: Und warum waren gerade Sie der Empfänger dieser ersten Mail?
Rotert: Na ja, das ergab sich aus einem Projekt, das wir hatten. Das nannte sich "Anschluss an internationalen Netze". Da ging es um den Anschluss der Wissenschaft in Deutschland an die internationalen Netze und damit den Austauschmöglichkeiten der deutschen Wissenschaftler mit Ihren Kollegen in den USA, und das war damit der Anfang. Und im Rahmen dieses Projektes wurde eben die Verbindung aufgebaut und die Mails ausgetauscht, um dann die anderen Dienste nachzuziehen.
Brammer: Und wie lange hat die Mail damals gebraucht, bis Sie bei Ihnen auf dem Server ankam?
Rotert: Die Frage höre ich öfter. Sie hat genausolange gebraucht wie heute. Es gibt zwei Dinge dabei zu bemerken. Das eine ist: Auf dieser Mail, wenn man die als Scan sieht, ist ein Tag unterschied. Das liegt daran, dass die Verbindung nicht dauernd bestand, sondern man aus Deutschland wählen musste. Dazu kommt die Zeitverschiebung nach USA, Ostküste. Das ist der eine Punkt. Und der andere Punkt ist der: Heutzutage brauchen die Mails durch Checken von Spam und ähnlichen Dingen, was es damals noch gar nicht gab, eben länger und in Infolgedessen die Nettolaufzeit ist die gleiche.
Brammer: Und wie groß war damals eigentlich Ihr Empfangscomputer?
"Wie ein großer Kühlschrank"
Rotert: Der Empfangscomputer hatte Waschmaschinengröße. Dazu kam dann noch einmal ein ähnlich großes Gehäuse für das Plattenlaufwerk und ein kleiner Schrank wie ein Kühlschrank, wie ein großer Kühlschrank eigentlich, ein Magnetbanlaufwerk für die Sicherung. Die drei Gehäuse machten den Computer aus. War ein Mehrbenutzersystem. Es gab noch keine PC zu dieser Zeit.
Brammer: Und das Ganze war ja auch nicht ganz billig. Was hat denn die Deutsche Bundespost Ihnen damals in Rechnung gestellt?
Rotert: Oh ja, Preise ist wirklich ein Thema. Abgesehen davon, dass die Computer teuer waren und Platten und Speicher sehr teuer waren. Wir haben, vielleicht nicht am ersten Tag, aber relativ rasch, kamen wir auf 30.000 DM pro Monat. Wobei das Ganze kontrolliert als Wählverfahren ablief. Wenn wir eine Standleitung gehabt hätten damals, die hätte 120.000 DM pro Monat gekostet.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Das vollständige Interview mit Prof. Michael Rotert können Sie hier nachhören.
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