Internationaler Literaturpreis

War die Entscheidung für Oz richtig, Frau Radisch?

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Iris Radisch, Literaturkritikerin und Jury-Mitglied © dpa / Karlheinz Schindler
Moderation: Anke Schaefer · 29.06.2015
Das Berliner Haus der Kulturen der Welt ehrt den israelischen Schriftsteller Amos Oz mit dem Internationalen Literaturpreis 2015. Die Kritikerin Sigrid Löffler hält die Entscheidung für falsch. Jury-Mitglied Iris Radisch hält dagegen.
Der israelische Schriftsteller Amos Oz wird mit dem Internationalen Literaturpreis 2015 des Berliner Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet. Der 76-Jährige erhält den Preis gemeinsam mit Übersetzerin Mirjam Pressler für den Roman "Judas".

Oz gelinge es meisterhaft, in seinem Roman die großen Fragen und Konflikte der Religions- und Zeitgeschichte im Nahen Osten zu erzählen, urteilte die Jury in einer Mitteilung vom Montag. Auch Presslers deutsche Übersetzung wurde gewürdigt - für ihre "feine Nuancierung des Atmosphärischen, das dieses kluge und mehrschichtig konstruierte Werk durchwirkt und trägt".

Doch nicht überall stößt die Entscheidung auf Begeisterung. So hat die Literaturkritikerin Sigrid Löffler die Verleihung an Oz kritisiert. Der Zweck dieses Preises sei, Aufmerksamkeit für Weltregionen zu schaffen, die literarisch bisher zu wenig wahrgenommen worden seien: "In diesem Fall scheint es mir umgekehrt zu sein. Da waren die Juroren vielleicht ein bisschen kleinmütig. Sie dachten, dass vielleicht hier jetzt eher der Autor den Preis endlich international mal berühmt machen soll", sagte Löffler am Montag im Deutschlandradio Kultur.
Mehrere Jurymitglieder sehen das ähnlich, konnten sich damit aber offenbar nicht durchsetzen. Ein Jurymitglied sagte, "die Literaturkritiker sind in der Jury in der Mehrzahl und wollen weg vom Entdeckerpreis." Jury-Mitglied Iris Radisch dagegen hat die Entscheidung für Oz mitgetragen. "Ich finde, dass er ein ganz wunderbarer Preisträger ist", sagte die Literaturkritikerin in der Sendung "Fazit". Da Oz internationale Literatur schreibe, sei er sogar genau der richtige Preisträger. Man könne sich natürlich darüber streiten, wofür dieser Preis da sei, räumte Radisch ein. "Man kann nicht sagen, was im Zitat von Frau Löffler anklingt, dass er ein reiner Förderpreis ist", sagte sie. Die Jury habe den Preis so nicht verstanden. "Es ist natürlich ein Preis, der offen ist, einfach für das beste internationale Buch eines Jahres", sagte die Literaturkritikerin. Der Preis sei nicht für Debütanten reserviert.
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