Internationale Heimatklänge

30.01.2014
Musik des Heimwehs, heimkehrende Musik: Dvořáks Cellokonzert und die Berlin-Hommage "Kraft" von Magnus Lindberg, vereint in einem Programm. Ein Konzert mit Raummusik in der Berliner Philharmonie.
Alan Gilbert hat es geschafft: In kurzer Zeit stieg er von einer nur Insidern bekannten Nachwuchskraft zum Chefdirigenten eines internationalen Top-Orchesters auf. Seit 2009 leitet der einstige Geiger die New Yorker Philharmoniker, und das als erster gebürtiger New Yorker in der langen Geschichte des Orchesters. Und seit einiger Zeit ist Gilbert auch ein regelmäßiger Gast am Pult der Berliner Philharmoniker, wo er für eine neue Dirigentengeneration steht.Als Großstadtkind ist Gilbert mit den Klängen der Metropole aufgewachsen – Klänge, die den böhmischen Komponisten Antonín Dvořák faszinierten, als er 1892 für drei Jahre an den Hudson River kam, um das New Yorker National Conservatory of Music zu leiten.Dort entstand auch eines seiner Hauptwerke, das heimwehtrunkene Violoncellokonzert h-Moll. Mit diesem Repertoire-Schwergewicht hatte sich eigentlich der norwegische Cellist Truls Mørk nach einigen Jahren bei den Berliner Philharmonikern zurückmelden wollen – nun musste er krankheitsbedingt absagen. Daniel Müller-Schott springt für ihn ein.Eine wirkliche Heimkehr erleben wir dann im zweiten Teil des Konzerts: Magnus Lindberg schrieb sein raummusikalisches Stück „Kraft“ in den 1980er Jahren in Berlin. Angeregt wurde er dazu von zuhöchst unklassischer Musik – dem Punk: „Ich war schockiert von dieser Musik, aber auch ein bisschen eifersüchtig auf ihre Wucht, und fragte mich, ob man etwas Ähnliches nicht auch mit den Ressourcen eines klassischen Orchesters erreichen kann”, erläutert Lindberg sein Werk.Mit den Berliner Philharmonikern steht Lindberg – der in seinem Stück auch als Pianist erscheinen wird – nicht nur ein besonders „authentisches” Orchester zur Verfügung; er hat mit Alan Gilbert auch einen Dirigenten zur Seite, der sich seit Jahren intensiv mit seiner Musik befasst. Lindbergs Werk „Expo“ eröffnete Gilberts Ära bei den New Yorker Philharmonikern – Metropolenmusik dort wie hier.
Live aus der Philharmonie Berlin

Antonín Dvořák
Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104

ca. 20:55 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Magnus Lindberg
"Kraft" für Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violoncello und Orchester

Daniel Müller-Schott, Violoncello
Magnus Lindberg, Klavier
Berliner Philharmoniker
Leitung: Alan Gilbert