Internationale Fledermausnacht

Die Faszination des Doppelwesens

Eine Mittelmeer-Hufeisennase (Rhinolophus euryale) im Flug
Bei den Fledermäusen gibt es eine große Vielfalt unterschiedlicher Tiere. Unser Bild zeigt eine Mittelmeer-Hufeisennase (Rhinolophus euryale) im Flug. © imago / imagebroker
Klaus Richarz im Gespräch mit Ute Welty  · 26.08.2017
Die meisten Fledermausarten sind vom Aussterben bedroht. Mit der Batnight gibt es heute bundesweit viele Veranstaltungen, um die Nachtwesen aus der Nähe zu erleben. Den Biologe Klaus Richarz fasziniert das Doppelwesen dieser ungewöhnlichen Säugetiere der Luft.
In China gelten sie als Glücksbringer, in Europa dagegen haben Fledermäuse immer noch einen eher schlechten Ruf. Schon im Mittelalter hatten es die Fledermäuse nicht leicht. Sie wurden zu Zaubermitteln eingekocht oder als Schutz vor schwarzer Magie an die Tür genagelt oder als Bote des Teufels gejagt. Der Biologe Klaus Richarz ist dagegen von Fledermäusen so fasziniert, dass er ihnen zwei Bücher gewidmet hat. Die Fledermäuse hätten ein ungewöhnliches Leben, könnten als Säugetiere fliegen und in völliger Dunkelheit ihre Nahrung in der Luft finden.

Lange als Vögel angesehen

Das Besondere an der Fledermaus sei ihr "Doppelwesen", sagte Richarz im Deutschlandfunk Kultur. Schon im Mittelalter habe man nicht gewusst, wie man die Fledermaus einordnen sollte. Sie wurden lange zu den Vögeln gezählt, weil sie fliegen konnten. "Wir Menschen sind ja Augenwesen, das heißt, wir nehmen die Welt in erster Linie optisch wahr", sagte der Biologe. "Alles, was im Dunklen geschieht, das finden wir zunächst etwas unheimlich." Früher sei die Nacht ohne Feuer und Licht förmlich das "Aus" gewesen und viele hätten sie mit dem Tod und verlöschendem Leben verbunden.
Sam Heughan als Batman steht am Mittwoch (11.01.2012) bei der Vorstellung der Bühnenshow "Batman Live" in der O2 World in Berlin auf der Bühne. Am Mittwochabend (11.01.2012) findet in Berlin die Premierenvorstellung statt. Die Show gastiert bis zum Sonntag (15.01.2012) in Berlin und wird dann in Frankfurt/Main, Hamburg und Köln zu sehen sein. Foto: Sebastian Kahnert dpa/lbn
Der Fledermaus-Mythos hat auch die Filmfigur Batman inspiriert. © picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Nähe zum Menschen

Richarz betonte die Nähe zwischen Menschen und Fledermäusen, denn sie seien ebenso Säugetiere. Er erinnerte an die Aufzucht der Jungtiere, für die sich die Weibchen in sogenannten Wochenstubengesellschaften sammelten, um ihre Jungen zu gebären. "Die kleinen Fledermäuschen können noch nicht fliegen, die bleiben während der nächtlichen Jagd der Mütter zurück im Quartier." Die Tiere hingen eng in so etwas wie "Kindergärten" zusammen, sagte Richarz. Die zurückkehrenden Muttertiere fände ihre Jungen dank des Geruchs und der Laute wieder und säugten sie nach ihrer Rückkehr. Fledermäuse hätten nur ein Junges und einige Arten auch Zwillinge. (gem)
Die internationale "Batnight" bietet Möglichkeiten, Fledermäuse aus nächster Nähe kennen zu lernen und findet traditionell Ende August statt. In Deutschland wird sie vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) organisiert. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen zur "Batnight" finden Sie hier.

Literaturtipps:
Klaus Richarz, Fledermäuse, Beobachten, erkennen und schützen, Franckh-Kosmos-Verlag 2004, 9,98 Euro.
Klaus Richarz und Alfred Limbrunner, Fliegende Kobolde der Nacht, Franckh-Kosmos-Verlag 2003

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