International Rostrum of Composers 2009

07.09.2009
"Globalisierung" ist nicht nur ein wirtschaftliches Phänomen, sondern auch ein kulturelles. Und längst hat die Globalisierung auch die Neue Musik erreicht. Aber was wissen wir wirklich über die Neue Musik in Taiwan, Brasilien oder Mexiko. Was wissen wir über die Rolle der Elektronischen Studios in Argentinien oder in Island? Gibt es in der Neuen Musik weltweite Tendenzen? Oder ist das alles gar nicht vergleichbar, weil die kulturellen Voraussetzungen allzu unterschiedlich sind? Auf solche Fragen versucht das International Rostrum of Composers (auf Französisch: Tribune Internationale des Compositeurs) eine Antwort zu geben.
Seit über einem halben Jahrhundert treffen sich einmal im Jahr (und meistens in Paris) zahlreiche Produzenten von Neuer Musik aus Rundfunkanstalten in aller Welt, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Um bemerkenswerte Komponisten aus ihren jeweiligen Ländern vorzustellen und deren Werke zu präsentieren. Die Tribune ist kein Wettbewerb im engeren Sinne, sondern eine wert- und stilneutrale Informationsbörse. Dennoch werden am Ende des Hörmarathons einige Werke besonders herausgehoben, denen im Idealfall weltweite Resonanz zuteil wird. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf Komponisten, die bisher noch nicht internationalen Ruhm ernten konnten, die zu entdecken aber lohnt. Deshalb gibt es auch für junge Komponisten unter 30 Jahren eine spezielle Kategorie.

Nach einem ersten Abend mit Musik vom Rostrum Ende Juli stellt Deutschlandradio Kultur nun die spannendsten, eigentümlichsten und aufregendsten Werke junger Komponisten vor. Zu hören ist das "Siegerwerk" in der Kategorie junger Komponisten: ein Chorwerk der litauischen Komponistin Juste Janulyte. Darüber hinaus Werke aus Serbien, Portugal, Irland, Argentinien, Brasilien und Slowenien. Zu entdecken ist dabei, wie unterschiedlich die Wege junger Komponisten sind und dass "Globalisierung" keineswegs "Nivellierung" bedeutet.



International Rostrum of Composers Paris 2009
Werke junger Komponisten


Justé Janulyte (Litauen)
"Aquarelle" für gemischten Chor
Philharmonischer Chor Estland
Leiitung: Paul Hillier

Marko Nikodijevic (Serbien)
"music box/selbstportrait mit ligeti und strawinsky
(und messiaen ist auch dabei)” für Ensemble (Version 2006)
Nieuw Ensemble Amsterdam
Leitung: Micha Hamel

Diogo Alvim (Portugal)
"Kleines Konzert für Klarinette und Landschaft"
Esther Georgie, Klarinette
Gulbenkian Orchestra
Leitung: Joana Carneiro

Jonathan Nangle (Irland)
"our headlights blew softly into the black, illuminating very little"
für Bassklarinette und Elektronik
Deirdre O’Leary, Bassklarinette
Crash Ensemble

María Vanesa Ruffa (Argentinien)
"Los Siete Brazos” für indigene Instrumente und Schlagzeug
Indigenous Instruments and New Technologies Orchestra
Leitung: Alejandro Iglesias Rossi

Rafael Nassif (Brasilien)
"Noturno” für 18 Streicher
Musicoop Kammerorchester
Leitung: Oilian Lanna

Vito Zuraj (Slowenien)
"Crosscourt” für Ensemble und Live-Elektronik
Internationale Ensemble Modern Akademie
ZKM Karlsruhe

Eva Reiter (Österreich)
"Alle Verbindungen gelten nur jetzt"
für E-Gitarre, Kontrabass-Blockflöte, Violoncello, Schlagzeug und Tonband
Eva Reiter, Kontrabass-Blockflöte
Tom Pauwels, E-Gitarre
Michael Moser, Violoncello
Berndt Thurner, Schlagzeug
Alfred Reiter, Klangregie