Interaktive Glaubensgrundlage

Von Ralf Bei der Kellen |
Für viele Menschen, die sich vom 6. bis 10. Juni zum deutschen evangelischen Kirchentag in Köln versammeln, ist die Bibel die Grundlage ihres Glaubens. Statt wie früher das "Buch der Bücher" in gedruckter Form mit sich herumzutragen, eröffnet die digitale Revolution auch hier neue Horizonte: In Köln werden wahrscheinlich schon einige die Bibel auf ihrem Notebook dabei haben oder online im Buch der Bücher recherchieren.
Die Bibel - das Buch der Bücher. In der einen oder der anderen Form war sie für gläubige Christen über zweitausend Jahre Grundlage ihres Glaubens.

Zunächst wurde der Text handschriftlich kopiert, was zur Folge hatte, dass nur wenige Menschen Zugang zu ihm hatten. Mit der Erfindung des Buchdrucks kam die Heilige Schrift dann zu den Menschen - zumindest zu denen, die lesen und es sich leisten konnten. Und heute?

Herzlich willkommen auf dem Bibelportal der deutschen Bibelgesellschaft! Hier finden Sie umfänglichen Informationen zum Thema Bibel.

So spricht Dr. Jan-A. Bühler, Generalsekretär der deutschen Bibelgesellschaft, in seinem Grußwort zu den Besuchern der zu Beginn dieses Jahres entstandenen Internetseite www.die-bibel.de. Das Buch der Bücher ist heute längst interaktiv.

"Unsere Aufgabe ist es ja, den Menschen die Bibel nahe zu bringen auf den Wegen, die die Zeit bietet - und dazu gehört heute das Internet."

Mit die-bibel.de trägt die Deutsche Bibelgesellschaft ihre Mission, möglichst vielen Menschen die Bibel zugänglich zu machen, in das neue Jahrtausend. Dr. Bertram Salzmann ist zuständig für elektronische Publikationen bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Für ihn ist dieses uralte, über Jahrhunderte gewachsene Buch durchaus update-fähig:

"Zum einen haben wir es bei der Bibel ja immer mit einem großen Textumfang zu tun. Und diesen Textumfang so zugänglich zu machen, dass er lesbar aber auch gut recherchierbar ist, geht bei modernen Medien eigentlich ganz gut, weil die Suchfunktionen natürlich sehr ausgefeilt sein können und man viel schneller über die elektronische Nutzung eine Bibelstelle aufschlagen oder einen Bibelvers nach einem Begriff suchen kann."

Bei den Übersetzungen hat man sich aus Gründen der Überschaubarkeit auf drei beschränkt: Die klassische Lutherbibel, die moderne Gute Nachricht Bibel und die philologisch exakte Menge-Bibel.

"Wir haben bewusst einige bekannte und qualitativ hochwertige Bibelübersetzungen ausgewählt und wollen unser Angebot stärker darauf konzentrieren, dass wir Hilfsmittel zum Verständnis der Bibel und Medien zur Nutzung der Bibel anbieten, also dieses ganze Angebot um den Bibeltext herum, inklusive der interaktiven Optionen - das finden Sie in dieser Form sonst nirgendwo im Internet."

Neben Hilfsmitteln wie Bildern und Grafiken gibt es auch ein Online-Bibellexikon. Wenn man wissen will, an welcher Stelle der Bibel ein Drache auftaucht und was er bedeutet, oder wenn man vergessen hat, wer Daniel oder Darius waren - hier gibt es Auskunft.

Um die interaktiven Optionen im vollen Umfang nutzen zu können, muss man sich registrieren lassen - kostenlos. Dann kann man sich zum Beispiel die freie Bibelsoftware BibleReader herunterladen, die die Bibel auf dem Notebook mittels eines komfortablen Suchprogramms zugänglich macht.

Neben individuellen Bibelleseplänen und einer Suchfunktion für Bibelkreise gibt sogar ein Bibelquiz. Hier antwortet man wie in einer Rate-Show auf Multiple Choice Fragen - und bekommt entsprechende akustische Kommentare.

Der eine oder andere Nutzer wird sein Wissen hier noch vervollständigen können. Nicht alle Angebote sind allerdings umsonst. Bibelverse per SMS aufs Handy schicken zu lassen ist kostenpflichtig, genau wie die Hörbibel, die man sich hier herunterladen kann.

"Groß sind die Werke des Herrn. Wer sie erforscht, der hat Freude daran."

Will man aber eine junge Generation - die sich ja schon an die vielen Umsonst-Inhalte im Netz gewöhnt hat - an die Bibel heranführen, sollte man diese Angebote nicht auch kostenfrei halten? Dazu Dr. Bertram Salzmann:

"Es gibt nun natürlich einige Inhalte, deren Herstellung und Verbreitung für uns selber mit Kosten verbunden ist. Und da die Deutsche Bibelgesellschaft sich nicht aus irgendwelchen Kirchensteuermitteln finanziert, halten wir es für am vernünftigsten, wenn die User selber an diesen Kosten in moderatem Rahmen partizipieren, also die Downloads liegen ja im Bereich von einem Euro, das ist das, was Jugendliche heute sonst auch bezahlen, wenn sie sich irgendwo ein Musikstück runterladen beispielsweise."

Für den interessierten Laien ist www.die-bibel.de die ultimative Internet-Seite, um sich dem Buch der Bücher zu nähern. Für Fachleute geht dieser Tage das wissenschaftliche Bibellexikon www.wibilex.de an den Start. Aber es gibt auch noch ganz andere Möglichkeiten, die Bibel multimedial aufzubereiten.

Unter www.thebricktestament.com hat der kalifornische Künstler Brendan Powell Smith biblische Szenen nachgebaut - aus Legosteinen. Vor sechs Jahren begann Smith, wichtige Szenen der Bibel wie den Garten Eden, die Sintflut oder die Geburt Jesu in ausschließlich aus Legosteinen gefertigten Szenarien ins Internet zu bringen.

Mit seiner Seite hat der bekennende Nicht-Gläubige bereits den Missmut von allerhand kirchlichen Würdenträgern auf sich gezogen. Letzten Endes erfüllt seine "Lego-Seite" wie auch alle anderen Internetangebote einen ähnlichen Zweck: Sie bringen Menschen die Bibel nahe, die sonst eher wenig in ihm lesen, dem "Buch der Bücher".