Intendantendämmerung

Von Stefan Keim · 21.06.2012
Die letzte Provokation war zu viel. Kölns streitfreudiger Opernintendant Uwe Eric Laufenberg muss seinen Hut nehmen. Hintergrund ist der seit Langem schwelende Streit um die Finanzierung des Musiktheaters.
Die letzte Provokation war zu viel. In einem Zeitungsinterview sagte Kölns streitfreudiger Opernintendant Uwe Eric Laufenberg, der Kulturdezernent und der Bürochef des Oberbürgermeisters hätten eine "üble Intrige" gegen ihn gesponnen. Als man ihm Ende April mit der fristlosen Kündigung drohte, sei die Stadt "zu blöd" gewesen, das "wasserdicht hinzukriegen". Nun hat der Hauptausschuss des Stadtrates den Intendanten doch noch raus geworfen. Die rot-grüne Koalition war dafür, CDU und FDP dagegen.

Hintergrund ist der seit Langem schwelende Streit um die Finanzierung des Musiktheaters. Zwei Millionen Euro fehlen, um den Spielplan der kommenden Saison durchführen zu können. Lange Zeit existierte er nur im Konjunktiv. Nun hat der Vorverkauf begonnen, die Oper darf das fehlende Geld als Kredit aufnehmen, muss es aber in den folgenden Spielzeiten zurück zahlen. Das bedeutet eine Verschiebung und Verschärfung der Probleme. Zumal das Opernhaus saniert wird und allein die technische Einrichtung von Ausweichspielstätten teuer ist.

Laufenbergs Vertrag läuft bis 2016. Eigentlich sollte er dann das erneuerte Opernhaus eröffnen, gemeinsam mit dem Generalmusikdirektor Markus Stenz. Der gab gestern bekannt, seinen bis 2014 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Stenz, der in Köln schwankende Leistungen zeigte und nicht mehr der Hoffnungsträger von einst ist, hat genug von den dauernden Querelen.

Laufenbergs künstlerische Bilanz fällt fast durchweg positiv aus. Er hat die zuvor völlig profillose Oper wieder nach vorn gebracht und zuletzt auch als Regisseur – mit Mozarts "Clemenza di Tito" im Oberlandesgericht – überzeugt. Die Auslastung liegt bei 90 Prozent, das Einnahmesoll ist erfüllt. Viele hoffen, dass Laufenbergs Chefdramaturgin, die ihn schon Anfang des Jahres während einer längeren Krankheit vertreten hatte, die Oper als Interimsintendantin führen kann. Doch vor den Finanzproblemen müsste sie wohl auch kapitulieren.

Die Gerüchte reißen nicht ab, dass Kölns Kulturdezernent Georg Quander gern Opernchef werden würde. Das wäre dann zwar ein Putsch mit mafiösem Beigeschmack.

Am Mittwochabend bekam Laufenberg Post. Nach 18 Uhr sollte er noch in den Lokalzeitungen eine Entschuldigung veröffentlichen, was er getan hat. Und – so Laufenberg – schriftlich erklären, dass er 2013 ohne Anspruch auf eine Abfindung aufhören und alle Wirtschaftspläne akzeptieren würde. Wenn das stimmt, wäre das pure Erpressung.

Inzwischen bekommt Laufenberg Unterstützung von vielen Seiten. Rolf Bolwin, Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, wurde als Experte gerufen und attestierte dem Intendanten eine ordentliche Arbeit. Er sieht eine Unklarheit in Laufenbergs Vertrag und fordert, die Stadt müsse den Begriff "künstlerischer Etat" genauer definieren. Eben das fordert Laufenberg seit einem Jahr. Und Elke Heidenreich forderte in einem Zeitungsartikel, nicht den Opernintendanten sondern den Kulturdezernenten zu entlassen.

Vor Kurzem hatte die Stadt Köln Laufenberg noch angetragen, in der Zeit der Sanierung beider Theater die Generalintendanz zu übernehmen. Das scheiterte am Widerstand der Schauspielintendantin Karin Beier. Nun haben sie ihn fristlos entlassen. Die Schlammschlachten werden weiter gehen. Kaum einer denkt dabei an die Oper, auf deren Höhenflug ein heftiger Absturz folgen könnte.
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