Intellektueller Slapstick vom Feinsten
Regisseur René Pollesch verurteilt das interaktive Theater als widerliche Kunstform der Geselligkeit. In Auseinandersetzung mit Christoph Schlingensief setzt er am Zürcher Schauspielhaus mit seinem Stück "Calvinismus Klein" das interpassive Theater dagegen.
Martin Wuttke und Carolin Conrad unterhalten sich angeregt, ja geradezu leidenschaftlich über aktuellen Unsinn. Zwei Themen beschäftigen sie: das interpassive Theater sowie das Verhältnis zwischen Körper und Seele. Darüber reden und reden sie. Themen, die sie zu beschäftigen scheinen und die sie endlos variieren. René Pollesch verurteilt das interaktive Theater als widerliche Kunstform der Geselligkeit und setzt als positive Alternative das interpassive Theater dagegen: Das Publikum darf alles an die Schauspieler delegieren, darf sich endlich von Liebe und all den anderen Mühseligkeiten entlasten. Ein Abbild unserer virtuellen Welt im Netz.
Quintessenz des Abends: "Unsere Seele ist die Aussenbeziehung des Körpers zu sich selbst." Kurz: Es darf auf hohem intellektuellem Niveau über den immer wiederkehrenden Nonsens gelacht werden. So weit – so gut.
Nun hat "Calvinismus Klein" aber einen Haken: Die beiden Freunde René Pollesch und Christoph Schlingensief erfüllen sich einen lange gehegten Wunsch und spannen in Zürich zusammen. Pollesch im Schauspielhaus, Schlingensief im nahegelegenen kleinen Neumarkt Theater. Unglücklicherweise und wenig motiviert aus Sicht des Schauspielhausbesuchers: Langsam aber sicher dringt Schlingensief mit seinem handfesten, interaktiven Theater in die künstliche Welt des interpassiven Theaters. Es kommt zum Clash. Im Rahmen einer skurrilen Demonstration mit 34 Gefolgsleuten überfällt und erstickt er das Geschehen auf der Pfauenbühne. Schlingensief ist da – Pollesch ist weg. Schade. Außer dem interaktiven Aktionskünstler weiß niemand im Haus, was das soll.
Die genialen Schauspieler Conrad und Wuttke werden mit weggespült, die Bühne ist auf einmal leer, Pollesch und sein Produktionsteam verbeugen sich kurz, im Zuschauerraum wird's hell. Man fragt sich: War's das nun?
Fazit: Wer "Calvinismus Klein" verstehen und genießen möchte, warte bis Schlingensief wieder weg ist: am 14. Dezember und in den folgenden Aufführungen.
Die Doppelkritik von Polleschs "Calvinismus Klein" von Roger Cahn und Schlingensiefs "Unsterblichkeit kann töten" von Christian Gampert können Sie mindestens bis zum 4.5.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Quintessenz des Abends: "Unsere Seele ist die Aussenbeziehung des Körpers zu sich selbst." Kurz: Es darf auf hohem intellektuellem Niveau über den immer wiederkehrenden Nonsens gelacht werden. So weit – so gut.
Nun hat "Calvinismus Klein" aber einen Haken: Die beiden Freunde René Pollesch und Christoph Schlingensief erfüllen sich einen lange gehegten Wunsch und spannen in Zürich zusammen. Pollesch im Schauspielhaus, Schlingensief im nahegelegenen kleinen Neumarkt Theater. Unglücklicherweise und wenig motiviert aus Sicht des Schauspielhausbesuchers: Langsam aber sicher dringt Schlingensief mit seinem handfesten, interaktiven Theater in die künstliche Welt des interpassiven Theaters. Es kommt zum Clash. Im Rahmen einer skurrilen Demonstration mit 34 Gefolgsleuten überfällt und erstickt er das Geschehen auf der Pfauenbühne. Schlingensief ist da – Pollesch ist weg. Schade. Außer dem interaktiven Aktionskünstler weiß niemand im Haus, was das soll.
Die genialen Schauspieler Conrad und Wuttke werden mit weggespült, die Bühne ist auf einmal leer, Pollesch und sein Produktionsteam verbeugen sich kurz, im Zuschauerraum wird's hell. Man fragt sich: War's das nun?
Fazit: Wer "Calvinismus Klein" verstehen und genießen möchte, warte bis Schlingensief wieder weg ist: am 14. Dezember und in den folgenden Aufführungen.
Die Doppelkritik von Polleschs "Calvinismus Klein" von Roger Cahn und Schlingensiefs "Unsterblichkeit kann töten" von Christian Gampert können Sie mindestens bis zum 4.5.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.