Geflüchtete touren mit Schönheitssalon
Die sächsische Provinz ist als besonders fremdenfeindlich verrufen. Die Leipziger Künstlerin Frauke Frech will das ändern. Sie hat einen Schönheitssalon ins Leben gerufen, in dem geflüchtete Frauen die Einheimischen aufhübschen.
Stadtfest im sächsischen Aue. Zwischen Mittelalterspektakel, Riesenrad, Kinderkarussell und allerlei Buden mit Nippes fällt ein Zelt auf, aus dem orientalische Popmusik dringt.
Über dem Eingang steht in selbstgemalter Schrift: "Grand Beauty on Tour". Lächelnd winkt Yusra die Gäste hinein. Die Syrerin trägt ein weißes, blumenverziertes Kopftuch. Ihre Mitstreiterin Frauke Frech einen hellblauen Kittel.
Frauke: "'Grand Beauty on Tour' ist ein Begegnungsraum und auch ein Verhandlungsraum über das, was wir als schön empfinden. Und zwar aus allen möglichen Perspektiven. Meine Kolleginnen wie auch Yusra sind entweder Schönheitsinteressierte oder bereits Schönheitsexpertinnen. Du bist aus Syrien. Dann gibt es noch meine Kolleginnen aus Kabul."
Frech ist Aktionskünstlerin und will mit ihren Projekten den Austausch zwischen den Milieus fördern. Beim mobilen Schönheitssalon setzt sie auf den Wohlfühlfaktor. In entspannter Atmosphäre können die Kunden mit den Kosmetikerinnen ins Gespräch kommen – abseits der aufgeladenen Flüchtlingsdebatte.
"Mein Wunsch ist, dass es ein Brückenschlag wird, um einfach mal in Tuchfühlung miteinander zu geraten. Also das es überhaupt nicht um Polarisierung oder – sag ich mal – streiterische Auseinandersetzung gehen soll. Sondern einfach nur um so ein behutsames Zusammentreffen."
Über dem Eingang steht in selbstgemalter Schrift: "Grand Beauty on Tour". Lächelnd winkt Yusra die Gäste hinein. Die Syrerin trägt ein weißes, blumenverziertes Kopftuch. Ihre Mitstreiterin Frauke Frech einen hellblauen Kittel.
Frauke: "'Grand Beauty on Tour' ist ein Begegnungsraum und auch ein Verhandlungsraum über das, was wir als schön empfinden. Und zwar aus allen möglichen Perspektiven. Meine Kolleginnen wie auch Yusra sind entweder Schönheitsinteressierte oder bereits Schönheitsexpertinnen. Du bist aus Syrien. Dann gibt es noch meine Kolleginnen aus Kabul."
Frech ist Aktionskünstlerin und will mit ihren Projekten den Austausch zwischen den Milieus fördern. Beim mobilen Schönheitssalon setzt sie auf den Wohlfühlfaktor. In entspannter Atmosphäre können die Kunden mit den Kosmetikerinnen ins Gespräch kommen – abseits der aufgeladenen Flüchtlingsdebatte.
"Mein Wunsch ist, dass es ein Brückenschlag wird, um einfach mal in Tuchfühlung miteinander zu geraten. Also das es überhaupt nicht um Polarisierung oder – sag ich mal – streiterische Auseinandersetzung gehen soll. Sondern einfach nur um so ein behutsames Zusammentreffen."
Hengame verziert viele Arme
Im Schönheitszelt stehen zwei Friseurstühle und ein Tisch voller Kosmetikartikel. Von der Decke hängen goldene Glitzerbänder. Nur zögernd wagen sich die ersten Besucher hinein.
"Wenn Sie wollen, bei uns gibt‘s Henna, ein bisschen Massage …"
Zunächst werden die Kinder vorgeschickt. Die Frauen aus Afghanistan und Syrien schminken ihnen kunstvoll die Gesichter. Schließlich trauen sich auch die Eltern. Angelockt von den ausliegenden Abbildungen kunstvoller Körperbemalung mit Hennafarben. Hengame verziert viele Arme mit Blütenornamenten, verschnörkelten Buchstaben – und sogar mit dem Schriftzug des örtlichen Fußballclubs "FC Aue". Über das Leben der Flüchtlinge allerdings erfahren die Einheimischen in diesem Moment wenig – das Bemalen und Schminken läuft weitgehend schweigend ab. Und das Interesse scheint auch nicht so groß.
- "Ich muss sagen, da haben wir gar nicht drüber nachgedacht. Es hat mich interessiert, es sah gut aus, was die anderen schon haben."
- "Richtig, ich wollt‘s och schon mal machen, weil ich hab es noch nie gemacht."
- "Ja, ist schön. Und schminken können sie ja auch."
"Wenn Sie wollen, bei uns gibt‘s Henna, ein bisschen Massage …"
Zunächst werden die Kinder vorgeschickt. Die Frauen aus Afghanistan und Syrien schminken ihnen kunstvoll die Gesichter. Schließlich trauen sich auch die Eltern. Angelockt von den ausliegenden Abbildungen kunstvoller Körperbemalung mit Hennafarben. Hengame verziert viele Arme mit Blütenornamenten, verschnörkelten Buchstaben – und sogar mit dem Schriftzug des örtlichen Fußballclubs "FC Aue". Über das Leben der Flüchtlinge allerdings erfahren die Einheimischen in diesem Moment wenig – das Bemalen und Schminken läuft weitgehend schweigend ab. Und das Interesse scheint auch nicht so groß.
- "Ich muss sagen, da haben wir gar nicht drüber nachgedacht. Es hat mich interessiert, es sah gut aus, was die anderen schon haben."
- "Richtig, ich wollt‘s och schon mal machen, weil ich hab es noch nie gemacht."
- "Ja, ist schön. Und schminken können sie ja auch."
Dass viele hier in Aue generell Gefallen an Körperbemalung finden, ist an den omnipräsenten Tattoos gut zu erkennen. Im Zelt von Frauke Frech kann man mehr über den Ursprung der Henna-Bemalungen erfahren. Hengame aus Afghanistan klärt die Besucher auf.
"Bei uns vor der Hochzeit für die Braut wir machen Henna. Das ist eine Tradition. Vor der Hochzeit die Braut soll die Hände und Füße bei Henna tragen, damit zu ihrer Mann Haus gehen. Oder im Zuckerfest, Opferfest, wir machen öfter Henna."
"Bei uns vor der Hochzeit für die Braut wir machen Henna. Das ist eine Tradition. Vor der Hochzeit die Braut soll die Hände und Füße bei Henna tragen, damit zu ihrer Mann Haus gehen. Oder im Zuckerfest, Opferfest, wir machen öfter Henna."
"Die sagen einfach: Geht nicht, und tschüß"
Hengame ist 19. Sie trägt ein helles Kopftuch und wirkt für ihr Alter schon sehr entschlossen. Seit drei Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Leipzig. Die Arbeit bei "Grand Beauty on Tour" bietet ihr Gelegenheit, neue Orte kennenzulernen und dabei in Kontakt mit Einheimischen zu kommen. In Leipzig geht sie noch zur Schule – mit großen Plänen.
"Ich würde gerne Abitur hier machen und Medizin studieren. Aber in Deutschland ist das sehr schwierig."
Hengame freut sich über die Hilfsbereitschaft vieler Deutscher, hat aber in Leipzig auch schon Diskriminierung und Ablehnung erlebt. Bei der Wohnungssuche für die Eltern zum Beispiel, die noch immer in einer Gemeinschaftsunterkunft leben.
"Als wir eine Wohnung für meine Familie suchen, die sagen einfach: Für Flüchtlinge wir können nicht dazu machen. Ich frage einfach: Warum Sie können nicht eine Wohnung für uns geben? Die sagen einfach: Geht nicht, und tschüß."
Am Ende werden alle Gäste des Schönheitssalons fotografiert. Die Stimmung ist ausgelassen und freundlich. Niemand aus Aue hat unfreundlich reagiert oder gar gegen die Flüchtlinge gepöbelt.
"Gerade wenn man in so einer Stadt wie Leipzig wohnt wie wir alle, dann fragt man sich ja auch manchmal: Könnten da vielleicht auch Anfeindungen kommen? Das sind natürlich immer auch so Befürchtungen im Hinterkopf. Aber wenn man sich dann einmal raus gewagt hat, dann sieht man eigentlich: Nein, es ist sehr viel pluralistischer hier auch, als man das manchmal meint."
Sie hofft, dass das auch für andere Kleinstädte gilt. Den Sommer über wird das Projekt weiter durch die sächsische Provinz touren, um der Flüchtlingsfeindlichkeit Begegnungen von Mensch zu Mensch entgegenzusetzen.
"Ich würde gerne Abitur hier machen und Medizin studieren. Aber in Deutschland ist das sehr schwierig."
Hengame freut sich über die Hilfsbereitschaft vieler Deutscher, hat aber in Leipzig auch schon Diskriminierung und Ablehnung erlebt. Bei der Wohnungssuche für die Eltern zum Beispiel, die noch immer in einer Gemeinschaftsunterkunft leben.
"Als wir eine Wohnung für meine Familie suchen, die sagen einfach: Für Flüchtlinge wir können nicht dazu machen. Ich frage einfach: Warum Sie können nicht eine Wohnung für uns geben? Die sagen einfach: Geht nicht, und tschüß."
Am Ende werden alle Gäste des Schönheitssalons fotografiert. Die Stimmung ist ausgelassen und freundlich. Niemand aus Aue hat unfreundlich reagiert oder gar gegen die Flüchtlinge gepöbelt.
"Gerade wenn man in so einer Stadt wie Leipzig wohnt wie wir alle, dann fragt man sich ja auch manchmal: Könnten da vielleicht auch Anfeindungen kommen? Das sind natürlich immer auch so Befürchtungen im Hinterkopf. Aber wenn man sich dann einmal raus gewagt hat, dann sieht man eigentlich: Nein, es ist sehr viel pluralistischer hier auch, als man das manchmal meint."
Sie hofft, dass das auch für andere Kleinstädte gilt. Den Sommer über wird das Projekt weiter durch die sächsische Provinz touren, um der Flüchtlingsfeindlichkeit Begegnungen von Mensch zu Mensch entgegenzusetzen.