Instrumental- und Vokalmusik von Christfried Schmidt

Expressivität und Strenge

Vorgestellt von Florian Neuner · 16.07.2020
Der ausgebildete Kirchenmusiker Christfried Schmidt bekennt sich zum Ideal der Polyphonie und sieht sich in einer Traditionslinie mit Bach, Bruckner und Reger. Zwischen den Stühlen scheint sein Platz in der DDR ebenso wie im vereinten Deutschland.
Der 1932 in der Lausitz geborene Christfried Schmidt hatte in der DDR keinen leichten Stand. Schon als Musiklehrer in Quedlinburg arbeitete er in den sechziger Jahren dennoch an großformatigen Chor- und Orchesterwerken – ohne Aussicht auf Aufführungen und ohne große Resonanz. Das begann sich erst in den siebziger Jahre zu ändern, als die Gruppe Neue Musik Hanns Eisler in Leipzig u. a. seine "Kammermusik IV" aufführte.

Der Musikwissenschaftler Frank Schneider charakterisiert Schmidts Musik als "wohl durchkonstruiert nach strengen, oft zwölftönig gegründeten Regeln, aber stärker reguliert vom spontanen Drang nach eigenwilligem Ausdruck". Sie tendiere "zur polyphonen Vernetzung von Strukturen, zu oftmals chaotisch anmutenden Bündelungen der Stimmen im Detail" und wurzele "in der begriffslosen Rhetorik romantischer Expressivität".

Bekennender Ausdrucksmusiker

Christfried Schmidt hat nicht nur eine Reihe herausfordernder Orchestermusiken komponiert, sondern sich auch wiederholt mit biblischen und literarischen Texten auseinandergesetzt. So bringt "Die Niemandsrose und das Unsichtbare" für Soli, Chor und Orgel aus dem Jahr 1975 Texte von William Shakespeare, Paul Celan und Johannes Bobrowski mit den Korinther-Briefen und Hiob zusammen.

Über seine "Kammermusiken" schrieb anlässlich seines 70. Geburtstags der Musikjournalist Stefan Amzoll: "Der Künstler, angetreten, über die Möglichkeiten neuer Musik von sich und der Welt aufs Persönlichste Kunde zu geben, verbindet darin Strenge der Formulierung und technischen Anspruch mit spontanem Musizierwillen."

Christfried Schmidt
Orchestermusik II (1991) mit konzertierenden Instrumenten
NDR Radiophilharmonie
Leitung: Olaf Henzold

Kammermusik IV (1972)
Gruppe Neue Musik Hanns Eisler

Die Niemandsrose und das Unsichtbare (1975)
(Auszug)
Dietburg Spohr, Sopran
Elisabeth Künstler, Alt
Oly Pfaff, Tenor
Hanns Friedrich Kunz, Bariton
Klaus Rothaupt, Orgel
Markus-Vokalensemble Stuttgart
Leitung: Manfred Schreier

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