Instandhaltung

Warum wir Neues anschaffen, statt Altes zu pflegen

29:19 Minuten
In einer Werkstatt mit einer Wand voller Werkzeuge wird ein altes Fahrrad von einem Mann mit Schürze repariert.
"Reparatur ist auch ein Zugang zur Welterkenntnis" © imago images / Oscar Gimbal
Moderation: Susanne Balthasar · 20.03.2021
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Wir wollen eine "Nachhaltigkeitsgesellschaft" sein. Gleichzeitig schauen wir auf die Kulturtechniken der Pflege und Erhaltung herab. Kann das gut gehen?
Die neuen Parkbänke, die bald schon dahingammeln, weil sie nicht gestrichen werden. Die Schulbibliothek, die – feierlich eröffnet – nach zwei Jahren wieder schließen muss, weil es eine "Anschubfinanzierung" gab, aber leider keinen Etat für den laufenden Betrieb. Jeder kennt vermutlich diese Beispiele aus dem eigenen Alltag.
Denn während die Innovation in unserer Gesellschaft ein hohes Ansehen genießt, gilt die Instandhaltung als lästige Pflicht. Andrew Russell, Autor des Buches "The Innovation Delusion" spricht an der Stelle vom "Paradoxon der Eröffnungsschleife". Es werden eben lieber neue Gebäude eröffnet als alte geputzt.
Auch im privaten Haushalt wird heutzutage lieber Neues angeschafft als repariert, beklagt Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München und selbst leidenschaftlicher Bastler. Auch wenn es mittlerweile ein Bewusstsein für begrenzte Ressourcen gibt: Zu verführerisch sind die niedrigen Neupreise vieler Produkte. Und vieles lasse sich auch gar nicht mehr ohne weiteres auseinandernehmen. Anders in Frankreich, wo eine "Reparaturampel" auf Elektroartikeln mittlerweile Pflicht ist. Sie zeigt an, wie einfach oder kompliziert ein Ding auf eigene Faust instandzusetzen ist.

Kann Windeln wechseln Kunst sein?

Als Pionierin der "Maintenance Art" gilt die Amerikanerin Mierle Laderman Ukeles. Die heute 81-jährige Künstlerin steht für ein Werk, das nicht den Akt der Schöpfung ins Zentrum stellt, sondern die Praxis der Erhaltung. Sie würdigt Care-Arbeit und systemrelevante Tätigkeiten. Schrieb Ballette für Räumfahrzeuge und wurde einst berühmt mit ihrer Touch Sanitation Performance, bei der sie jedem einzelnen Müllmann von New York persönlich die Hand schüttelte. In der Coronakrise wirken ihre Arbeiten aktueller denn je – und sie sind tatsächlich auch wieder in den Straßen New Yorks zu sehen!
Außerdem fragen wir zum Frühlingsbeginn, wie man den Garten so einrichtet, damit er wenig Arbeit macht und trotzdem eine blühende und summende Oase wird. Und wir hören die Geschichte eines Erbstücks, das besondere Verpflichtungen mit sich bringt.
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