Inna Modja stellt sich vor

Zurück zu den Wurzeln - aber mit Pop-Attitüde

Malische Sängerin Inna Modja
Malische Sängerin Inna Modja © EPA / Christophe Petit Tesson
Von Martina Zimmermann · 04.10.2016
Inna Modja ist nicht nur Model und Schauspielerin. Sie gehört als Sängerin und Songschreiberin auch zu den modernen Stimmen Malis. Im Gespräch über ihr neues Album sagt Inna Modja, ihre Musik habe den Twist der Modernität, aber gehe auch auf den "Spuren der Älteren".
"Ich bin Inna Modja. Ich bin in Bamako aufgewachsen. Ich bin Malierin und mache Musik seit ich 14 bin. Ich begann zuhause in Bamako in meiner Familie. Ich bin das sechste von sieben Kindern und die Musik erlaubte es mir, aus dem Alltag auszubrechen. Ich fing recht jung an zu schreiben und zu komponieren. Ich machte traditionelle Musik und begegnete dann meinem ersten Mentor: Salif Keita. Er schickte mich in die Railband von Bamako. Später hatte ich andere Lehrmeister wie Cheikh Tidiane Seck oder Oumou Sangare."
Die Rail Band von Bamako ist das legendäre Orchester, das im Eisenbahner-Café auftritt. Es wurde 1970 gegründet, vermischte traditionelle Klänge mit modernen Rumba-Rhythmen. Salif Keita, Mory Kanté, Cheikh Tidiane Seck... die berühmtesten Künstler gehörten und gehören dem Orchester an. Auch wenn Inna Modja mit den Größen der Musik aus Mali aufwuchs: Den Folksongs ihres ersten Albums, 2009 in Frankreich erschienen, ist es nicht anzuhören dass die Sängerin und Autorin aus Mali stammt. Nur das Coverfoto von Inna Modja mit Blumen in der Afro-Haarpracht stammt vom bekannten Fotografen Malick Sidibé aus Bamako.
"Viele Leute sprachen von mir als Franko-Malierin. Für die konnte meine Musik nicht von jemandem aus Mali stammen. Aber ich bin Malierin, ich habe in Frankreich nur studiert und ich lebe heute zwischen Frankreich und Mali aber ich bin keine Französin. Die Leute meinten, um eine solche moderne Musik zu machen, muss ich wohl irgendwie Französin sein."

Zwölf Wochen in den Charts

Auch der Sommerhit French Cancan von 2012 entsprach nicht den Klischees von einer afrikanischen Sängerin. Der Song war über zwölf Wochen in den Charts.
"Ich hatte ihn geschrieben weil ich Lust hatte auf Französisch zu schreiben. Im April hatte ich ihn aufgenommen und dann war ich die zwei Sommermonate weg gewesen. Als ich zurückkam sprachen mich die Leute auf der Strasse an! Ich verstand zunächst gar nicht was los war: Meine Clips kamen im Fernsehen und ich wurde im Radio gespielt."
Auf ihrem neuen Album sind die Klänge aus Mali omnipräsent. "Motel Bamako" ist eine musikalische Wende für die Künstlerin die zurück wollte zu ihren Wurzeln in Mali. Aber bitte mit einer Pop-Attitüde! Dabei kam ein spannender Mix aus Soul, HipHop und Dance mit Klängen aus Mali heraus, die sich ganz natürlich integrieren.
Inna Modja hörte von klein auf Nina Simone und Jazz – das mochte ihr Vater -, Miriam Makeba – ihre Mutter war Fan -, aber auch Hip Hop, Disco und Heavy Metal wie es ihre Geschwister mochten. Die 32-jährige Afrikanerin ist eine engagierte Künstlerin. Sie kämpft für die Rechte der Frauen und gegen deren Genitalverstümmelung. Sie ist Patin eines Frauenhauses in der Pariser Vorstadt Saint-Denis, wo Frauen Hilfe finden, wenn sie beschnittn oder Opfer von Gewalt wurden. Vor der UNO in New York sprach Inna Modja im Februar über das schmerzliche Thema, erzählte wie sie selbst mit fünf Jahren gegen den Willen ihrer Eltern beschnitten wurde, als sie eine Schwester der Großmutter mitnahm, als die Mutter gerade nicht im Haus war.
"Ich leide noch immer darunter. Ich werde immer darunter leiden. Aber ich wurde immerhin körperlich wiederhergestellt und fühle mich als ganze Frau. Aber diese Schwachstelle wird nie weggehen."

Optimismus trotz aller Dramen

Auch die malische Diva Oumou Sangare ist bekannt für ihr Engagement für die Frauen. Im Song "Boat People" halten die beiden Sängerinnen einen Dialog zum aktuellen Flüchtlingsdrama. Inna Modja rappt auf Bambara, sie wolle ihre Würde und ein "Paket Diamanten" in Europa suchen. Oumou Sangaré warnt wie eine Mutter vor dem Exil und den drohenden Gefahren. Aber trotz aller Dramen schaut Inna Modja optimistisch in die Zukunft Afrikas.
"Ich bin eine Botschafterin dieses modernen Afrikas, das die Leute wenig kennen. Ich gehe auf den Spuren der Älteren, aber ich bringe auch etwas von meiner Generation ein, einen Twist der Modernität. Die Musikszene in Mali ist modern. Nicht nur in Mali. In Südafrika habe ich Freunde, die Musik machen und diese Modernität haben. Die Jugend Afrikas entwickelt sich genauso wie die anderen! Wir sind genauso modern wie die anderen. Immer mehr Künstler lassen sich von Afrika inspirieren, selbst Queen Beyoncé hat auf ihrem neuen Album Inspiration in Afrika gefunden. ... Heute schaut die Welt langsam auf das, was wir machen. Ich sage: 'Go for it.' Der Augenblick ist gekommen zum Teilen."
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