Ich habe fünf Geschwister, da gab es keine Chancen auf irgendein besseres Fahrrad oder so was. Fußballspielen war noch nie meine Leidenschaft. Ich hatte die einfachen Rollschuhe gehabt und gemerkt, dass es wunderbar flutscht. Das habe ich dann langsam bis zu den Rollerskates gesteigert. Da gab es ja dann den großen Run auf die Rollschuhe, bis dann Ende der Achtziger die Inlineskates gekommen sind. Dann bin ich umgestiegen und habe gemerkt, das macht noch mehr Spaß.
Inlineskater Werner Fischer
Den Berlin-Marathon gibt es auch für Inlineskater. © dpa / picture alliance / Caro / Sorge
Auf der Rolle
05:31 Minuten
Bei Blade oder Skate Nights treffen sich Skater an bestimmten Tagen zu gemeinsamen Fahrten. In Deutschland gab es eine solche Veranstaltung erstmals in den 90er-Jahren. Millionen Skater waren bis jetzt dabei. Einer von ihnen ist Werner Fischer.
Mit zehn Jahren steht Werner Fischer das erste Mal auf der Rolle. Bei der Hobbysuche sind seine Wahlmöglichkeiten jedoch gewissermaßen begrenzt.
Als Inlineskater beim Berlin-Marathon
Seitdem ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Der FC-Bayern-Fan fährt noch immer, Rennen mittlerweile über 20 Jahre. Darunter auch beim Berlin-Marathon, wo er bei den Inlinern seit 2002 startet. Auch in diesem Jahr ist er wieder dabei gewesen.
„Die Berliner sind ein geiles Publikum - weil die ja überall stehen. Die gehen nur aus ihrem Haus raus und stehen auf der Straße. Und feuern Dich an.“
Der 62-Jährige ist nicht irgendein Skater. Er war auch Weltrekordhalter im Rückwärtsskaten. Auf die Idee, es mal in entgegengesetzter Richtung zu probieren, kommt er bei einer Ausfahrt mit Freunden in München.
„Bei diesen Dienstagsausfahrten, die wir gefahren sind, bin ich immer mal so ein paar Meter rückwärts geskatet. Dann haben die gesagt, gib nicht so Gas, wir kommen gar nicht mit. Ich habe dann trainiert, bin dann so 42 Kilometer in einer Stunde und 52 Minuten gefahren und habe dann gemerkt, darauf kann man aufbauen.“
Weltrekord im Rückwärtsskaten
Er baut darauf auf, steigert sich und stellt 2006 den Weltrekord in der Hauptstadt ein: in einer Stunde, 45 Minuten und 56 Sekunden.
„Da sind wir aus Block D gestartet und sind dann durch Berlin gepflügt, und das war eigentlich das Highlight, weil die Zuschauer gerufen haben, ‚Du fährst verkehrt, Du fährst rückwärts. Ich weiß nicht, wie oft ich an diesem Tag das Wort ‚rückwärts‘ gehört habe. Wenn eine Gruppe an uns vorbeigekommen ist, dann habe ich wieder Gas gegeben. Ich kann schon so bis 30 Kilometer pro Stunde rückwärtsfahren.“
Die Bestmarke hält er bis 2016. Damit verewigt er sich im Guinness Buch der Rekorde.
Noch immer bester deutscher Rückwärtsskater
Zum Vergleich: Der diesjährige Inline-Marathon-Gewinner von Berlin, Bart Swings, hat im Vorwärtsgang eine Stunde und zwei Sekunden gebraucht. Werner Fischer ist zwar nicht mehr der weltbeste Rückwärtsskater, aber in Deutschland in diesem Stil immer noch der Schnellste über 42,195 Kilometer.
Ende der Neunziger sind hierzulande erstmals Skaterinnen und Skater zu sogenannten Blade Nights auf den Straßen. Los geht es in Dresden, dann folgt München mit mehreren Zehntausend Teilnehmern.
Damals schon dabei war Werner Fischer:
„Was vielleicht diese Blade Nights ausmacht, ist, dass Du vielmehr Massen auf die Straße bringst. Das haben die anderen Länder nicht.“
Mit seinem Verein organisiert er auch Rennen
Mit seinem Verein Skate Munich, der sich überwiegend auf den Breitensport konzentriert, organisiert er Rennen, in diesem Jahr auch die Deutsche Meisterschaft, und Ausfahrten rund um die bayerische Landeshauptstadt. Einmal in der Woche gibt es ein Training.
„Ich mache in der Ferienzeit für die Kids so Anfängerkurse. Da bringe ich ihnen erst einmal den Eierlauf bei. Das ist wie so ein Flugbogen, wo Du die Spitzen zusammendrückst, dann wieder auseinander - dass sie so ein Gefühl bekommen. Wenn sie dann artig ihre Schoner anhaben, dann zeige ich Ihnen erst mal ohne Skates, wie richtig stürzt. Das heißt, man fällt vorne auf die Knie, dann auf die Ellbogen, nur dann mit Helm natürlich.“
Getreu dem Motto: Stürzen will gelernt sein. Unkontrolliert tut weh, versucht Werner Fischer sein Können den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln und hat dabei jede Menge Spaß, wenn er sich mit seinen Freunden auf den Weg zu einer Ausfahrt macht.
Bei den Ausfahrten sind wir gemischt, richten uns aber immer nach den Schwächeren. Dementsprechend wird die Tour dann auch langsamer gefahren. Oder mal schneller, wenn jetzt lauter flotte Skater dabei sind. Dann wird das Tempo natürlich erhöht. Wenn welche dabei sind, die sagen, sie möchten mal mitfahren, dann sucht man sich einfach flache Passagen.
Die großen Zeiten in München mit bis zu 30.000 Teilnehmern in der Spitze sind zwar vorbei. Nach ein paar kurzen Pausen, auch infolge der Coronazeit, sind es aber schon wieder einige Tausend, die in diesem Jahr an insgesamt zwölf Montagen durch die bayerische Landeshauptstadt gefahren sind. Die nächste Blade Night ist im Mai 2025 geplant.