Initiative "Parents for Future"

"Klimaschutz muss ein Topthema bleiben"

08:24 Minuten
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht vor einem Banner auf dem „Climate“ steht.
Streikt jetzt im Homeoffice: Die Klimaaktivistin Greta Thunberg am 6. März 2020 in Brüssel. © Gettyimages / Thierry Monasse
Jakob Langner im Gespräch mit Julius Stucke · 09.12.2020
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Ist der Greta-Effekt verpufft? Für Protest auf der Straße mobilisieren Gegner staatlicher Corona-Maßnahmen derzeit mehr Menschen als die Klimabewegung. Dabei seien ihre Anliegen wichtiger denn je, meint Jakob Langner von "Parents for Future".
Greta Thunberg streikt noch fürs Klima. Wegen Corona aber nur in kleinen Gruppen oder im Homeoffice. Von dort postet die schwedische Aktivistin jetzt manchmal freitags ihr Streik-Foto. Aber auf den Straßen, wo die Bewegung "Fridays for Future" ihre Anliegen bis vor einigen Monaten mit so so großer Wucht vertreten konnte, demonstrieren jetzt andere.
Aufsehen erregen dort im Moment eher diejenigen, die gegen die Corona-Politik der Bundesregierung und der Länder Sturm laufen. Die Politik diskutiert in diesen Tagen zwar wieder über härtere Klimaziele, die Bevölkerung scheint das Thema aber aus den Augen zu verlieren.

Das Klima ist nur noch Sorgenkind Nummer Zwei

Diesen Schluss legt jedenfalls auch eine Umfrage der Europäischen Investitionsbank über die größten aktuellen Herausforderungen nah: In Europa ist der Klimawandel innerhalb eines Jahres vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen. In Deutschland ist er – nach Corona – immer noch Sorgenkind Nummer Zwei, aber damit steht die Bundesrepublik recht einsam da.
Laut der Befragung sind auch nicht mehr die Jungen am meisten beunruhigt über die Erwärmung der Erde: Bei den 15- bis 29-Jährigen zählen nur 50 Prozent der Befragten den Klimawandel zu den wichtigsten drei Herausforderungen. Bei der Altersgruppe 65+ sind es immerhin 63 Prozent. Sind die Senioren die neuen Klimarebellen? Sind es jetzt also doch wieder die Älteren, die das Klima retten müssen?
"Ich würde es nicht auf eine einzelne Gruppe beschränken, die sich dort engagiert und wieder größere Aufmerksamkeit auf diese Thema lenken möchte", sagt Jakob Langner von "Parents vor Future". Anlässlich des EU-Gipfels hat er mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten der Initiative von Leipzig aus eine zweiwöchige Fahrradtour nach Brüssel unternommen, um ein Zeichen für das Klima zu setzen. Mit im Gepäck: ein Modell des Eiffelturms als Symbol für das UN-Klimaschutzabkommen von 2015.

Die Jungen haben die Gesellschaft wachgerüttelt

Es sei ein Verdienst der Jüngeren, große Teile der Gesellschaft für dieses Thema gewonnen und ein Beispiel dafür gegeben zu haben, "was es bedeutet, die Stimme zu erheben und zu fordern, dass die Schönwetterpolitik dringend ein Ende haben muss." Die Pandemie der vergangenen Monate habe viele junge Menschen verunsichert, so Langner. Aber er sei davon überzeugt, "dass die Klimabewegung mit ungebrochener Kraft sofort wieder da ist", sobald die notwendigen Kontaktbeschränkungen zum Schutz vor Corona wieder aufgehoben werden könnten.
Die Klimafrage im Bewusstsein der Öffentlichkeit wach zu halten, sei eine Aufgabe für alle Generationen der "For Futures"-Bewegung: "Wir müssen darauf hinwirken, dass es ein Topthema bleibt, auch wenn gerade Umfragen vielleicht ergeben mögen, dass es in den Hintergrund rückt. Welche Wirtschaftskrise kann so groß sein, dass eine menschheitsbedrohende Frage nicht den Stellenwert erfährt, den sie verdient?"
(fka)
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