Initiative gegen Lebensmittelverschwendung

Brauchen wir ein Verbrauchsverfallsdatum?

Eine Mülltonne ist bis zum Rand mit teilweise noch verpackten Lebensmitteln gefüllt.
Den Inhalt dieser Mülltonne kann man essen: Jeder Bundesbürger wirft im Schnitt 80 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg. © imago/epd
Peter Loosen im Gespräch mit Dieter Kassel |
Bundesernährungsminister Christian Schmidt denkt über die Einführung eines Verbrauchsverfallsdatums für Lebensmittel nach. Macht das Sinn? Die Lebensmittelindustrie ist nicht überzeugt - und setzt stattdessen auf mehr Aufklärung.
Der Begriff "Mindesthaltbarkeitsdatum" ist eigentlich nicht besonders missverständlich. Bis zu diesem Datum ist ein Lebensmittel garantiert haltbar. Es wird aber nicht an genau dem Tag, der angegeben ist, schlagartig unbrauchbar.
Genau das verstehen aber viele Verbraucher nicht, meint Bundesernährungsminister Christian Schmidt - und hat deshalb zu einem runden Tisch nach Berlin eingeladen. Dort soll unter anderem über die Einführung eines Verbrauchsverfallsdatums gesprochen werden, das zusätzlich den Tag markiert, an dem ein Lebensmittel mit Sicherheit ungenießbar wird.

Nicht hungrig einkaufen gehen

Peter Loosen, Leiter des Brüsseler Büros des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, dem Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft, kann der Initiative von Schmidt nichts abgewinnen. "Wir sehen das zumindest bisher kritisch, wir glauben nicht, dass, wenn man ein drittes Datum einführt, dass dann insgesamt das Verständnis leichter wird", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. Immerhin 85 Prozent der Verbraucher würden Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums prüfen, ob sie noch genießbar seien.
Loosen spricht sich hingegen für mehr Aufklärung aus, auch, um das Bewusstsein der Verbraucher beim Einkaufen zu schärfen: "Lebensmittel sind zwar sehr preiswert, vielleicht sogar zu preiswert, aber das heißt nicht, das man zu viel kaufen soll und das, was man nicht mehr braucht, einfach wegschmeißen soll", betonte er. Die meisten Lebensmittelabfälle entständen dadurch, dass die Verbraucher nicht vernünftig genug überlegten, was sie tatsächlich brauchten - oder hungrig einkaufen gingen.
(ahe)
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