Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage des Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe.
Begegnung auf Augenhöhe
Bereits Anfang der 1990er-Jahre hat der Medienkünstler Ingo Günther mit seiner Kunstaktion "Republik der Flüchtlinge" auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam gemacht. An der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe hat er seine Arbeit mit Studierenden weiter geführt.
Das UNO-Flüchtlingshilfswerk, UNHCR, war einigermaßen irritiert, als Anfang der 1990er-Jahre plötzlich eine Website auftauchte, auf der Flüchtlingsströme kartographiert, Statistiken zu Flüchtlingszahlen und Krisenherden aufgelistet waren und eine "Republik der Flüchtlinge" propagiert wurde. Damals tummelten sich zwar noch nicht so viele im Internet wie heute, aber es gab kein Impressum. Deswegen dauerte es einige Zeit, bis die UNO-Mitarbeiter, den in New York lebenden Medienkünstler Ingo Günther als Urheber ausfindig machten. Irritationen hervor zu rufen gehörte durchaus zum Konzept seines "Refugee Republic"-Projekts. Dabei ging es nie darum, wirklich einen neuen Staat für die Flüchtlinge zu gründen, erklärt Ingo Günther:
"Das war in dem Augenblick auch nur auf symbolischer Ebene – und ist es eigentlich auch immer noch – es ist auf konzeptioneller Ebene ein Gedankenspiel. Eine Art und Weise diese Problematik , oder diese Situation, mal neu anzugehen. Und neu durchzudenken unter dieser Perspektive des Staates. Was wäre also das Potential? Und man kann das auch als Firma durchdenken, das habe ich auch mal so probiert. Das geht eigentlich auch. Es ist also eine Benutzbarmachung all dieser Herausforderungen oder der Problematik, die damit verbunden ist."
"Das war in dem Augenblick auch nur auf symbolischer Ebene – und ist es eigentlich auch immer noch – es ist auf konzeptioneller Ebene ein Gedankenspiel. Eine Art und Weise diese Problematik , oder diese Situation, mal neu anzugehen. Und neu durchzudenken unter dieser Perspektive des Staates. Was wäre also das Potential? Und man kann das auch als Firma durchdenken, das habe ich auch mal so probiert. Das geht eigentlich auch. Es ist also eine Benutzbarmachung all dieser Herausforderungen oder der Problematik, die damit verbunden ist."
Irritationen, Ärger und Aufmerksamkeit
Die Flüchtlinge nicht immer nur als Problem zu sehen, das war ihm schon damals wichtig. Ingo Günther hat nicht nur an der Kunstakademie Düsseldorf, sondern auch an der Uni Frankfurt Ethnologie und Kulturanthropologie studiert. Um den Flüchtlingen wieder mehr Würde zu geben und sie nicht als Heimatlose herabzustufen, hat er nicht nur Pässe und Geldscheine für die "Refugee Republic" entworfen, sondern sich auch ein prominentes Logo "besorgt", das kaum zu unterscheiden ist von dem doppelten Großbuchstaben RR der britischen Nobelkarossen von Rolls Royce – was natürlich für weitere Irritationen, für Ärger – und Aufmerksamkeit sorgte.
Angesichts der neuen Flüchtlingsströme wollte Ingo Günther die Idee der eigenen Republik wieder aufnehmen und mit Studierenden an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung weiter entwickeln. Doch es war gar nicht so einfach, mit den Studierenden einen Weg zu finden, sich mit der "Flüchtlingsproblematik" künstlerisch und nicht rein emotional auseinander zu setzen, erklärt sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Ali Gharib:
"Jeder hat ja irgendwo auch – naja, ein romantisches Bild. Und in diesem Bild hat man natürlich auch ein Szenario, das beschrieben werden kann mit einer Erfahrung des Erhabenen: man leidet mit, man möchte helfen. Darum ging es auch, sich das zuerst einmal genau anzuschauen. Was bedeutet es auch, zu helfen?"
Angesichts der neuen Flüchtlingsströme wollte Ingo Günther die Idee der eigenen Republik wieder aufnehmen und mit Studierenden an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung weiter entwickeln. Doch es war gar nicht so einfach, mit den Studierenden einen Weg zu finden, sich mit der "Flüchtlingsproblematik" künstlerisch und nicht rein emotional auseinander zu setzen, erklärt sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Ali Gharib:
"Jeder hat ja irgendwo auch – naja, ein romantisches Bild. Und in diesem Bild hat man natürlich auch ein Szenario, das beschrieben werden kann mit einer Erfahrung des Erhabenen: man leidet mit, man möchte helfen. Darum ging es auch, sich das zuerst einmal genau anzuschauen. Was bedeutet es auch, zu helfen?"
Speed-Dating für Flüchtlinge
Auch die Seminarteilnehmerin Annika Gutsche hatte diesen Impuls, zu helfen. Aber wie? Sie hat, in Zusammenarbeit mit dem Badischen Kunstverein ein Speed-Dating für Flüchtlinge und Karlsruher Bürgern organisiert:
"Das was wirklich fehlt, ist, dass man sich auf Augenhöhe begegnen kann. Ich habe den Versuch angestellt, durch die äußeren Rahmenbedingungen für einen Moment, eine Begegnung auf Augenhöhe stattfinden zu lassen. Ganz einfach dadurch, dass ein Tisch in der Mitte steht und jeder die gleich Aufgabe hat, für eine Stunde alle vier Minuten einen Stuhl weiter zu rücken und sich dann wieder auf einen neuen Menschen einzulassen."
Irgendwo zwischen nützlich und spielerisch sollten sich die Studierenden mit ästhetischen Mitteln dem Thema nähern, sagt Ingo Günther. Leider war das Semester viel zu schnell rum, nun hofft er auf eine Projektfinanzierung – die Anträge sind gestellt. Denn, so betont er, es wäre für die Studierenden wichtig, mehr Zeit dafür zu haben, sich angesichts solcher komplexer, globaler Probleme mit der Rolle und dem Selbstverständnis des Künstlers intensiver auseinander zu setzen.
"Das was wirklich fehlt, ist, dass man sich auf Augenhöhe begegnen kann. Ich habe den Versuch angestellt, durch die äußeren Rahmenbedingungen für einen Moment, eine Begegnung auf Augenhöhe stattfinden zu lassen. Ganz einfach dadurch, dass ein Tisch in der Mitte steht und jeder die gleich Aufgabe hat, für eine Stunde alle vier Minuten einen Stuhl weiter zu rücken und sich dann wieder auf einen neuen Menschen einzulassen."
Irgendwo zwischen nützlich und spielerisch sollten sich die Studierenden mit ästhetischen Mitteln dem Thema nähern, sagt Ingo Günther. Leider war das Semester viel zu schnell rum, nun hofft er auf eine Projektfinanzierung – die Anträge sind gestellt. Denn, so betont er, es wäre für die Studierenden wichtig, mehr Zeit dafür zu haben, sich angesichts solcher komplexer, globaler Probleme mit der Rolle und dem Selbstverständnis des Künstlers intensiver auseinander zu setzen.