Infektionskrankheiten

"Zurzeit keine Gefahr für Europa"

Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland
Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland © picture alliance / dpa
Tankred Stöbe im Gespräch mit Elke Durak und Thorsten Jabs · 02.07.2014
Die gefährliche Infektionskrankheit Ebola hat wieder zugeschlagen und wütet seit Monaten in Westafrika. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der jüngste Ausbruch bereits über 460 Todesopfer gefordert. Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, gibt für Europa Entwarnung - und wünscht sich bessere Aufklärung in den betroffenen Gebieten.
Heute und Donnerstag findet in Ghanas Hauptstadt Accra deshalb auf Einladung der WHO eine Ebola-Krisenkonferenz der Gesundheitsminister statt. Im Deutschlandradio Kultur schildert Tankred Stöbe, Präsident von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, die Situation in Guinea, Liberia und Sierra Leone. Dort haben Mitarbeiter der Hilfsorganisation schon mehr als 470 Infizierte behandelt. Dringend würden weitere Helfer für Aufklärung, Diagnose und Versorgung gebraucht, sagte Stöbe: "Wir sind als Organisation schon über unsere Kapazitäten hinaus gegangen." Ärzte ohne Grenzen sei derzeit die einzige Hilfsorganisation vor Ort - "und das ist viel zu wenig".
In den meisten Fällen ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Die Helferteams fahren von Dorf zu Dorf, um schnell auf Verdachtsfälle reagieren zu können. Sie leisten Aufklärungsarbeit und bieten auch psychologische Hilfe für Betroffene an.
Was erwartet Stöbe von der Krisenkonferenz? Transparenz und Aufklärung in den betroffenen Ländern seien derzeit das Wichtigste. Beides müsse schnellstmöglich umgesetzt werden. Denn mit einer gewissen Hygiene könne man sich gut vor Ebola schützen, sagte Stöbe. Doch dies sei in den betroffenen Ländern vielfach nicht bekannt.
Für Europa sieht Stöbe zunächst keine Gefahr. Allerdings: Die Inkubationszeit - von der Infektion mit dem Ebola-Virus bis zum Ausbruch der Krankheit - beträgt bis zu 21 Tage: "Das heißt, wenn ein Mensch sich in den drei Ländern mit dem Ebola-Virus infiziert, dann ein Flugzeug besteigt, kann er natürlich überall diesen Virus auch in die Welt bringen." Er halte diese Gefahr zwar für real, jedoch solle sie nicht überschätzt werden.
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