Indie-Pop

Überraschender Nachschlag!

The Woodentops: "Granular Tales”
The Woodentops: "Granular Tales” © Cherry Red
Von Martin Böttcher |
Wer sich in den 80er-Jahren für Indie-Pop interessierte - also als "Indie" wirklich noch "unabhängig" bedeutete und nicht nur einfach ein Fach im Plattenladen - der lief mit einiger Wahrscheinlichkeit den Woodentops über den Weg.
Die Londoner Band lieferte einige kleine Szene-Hits ab, machte eines der besten Alben des Jahrzehnts, schlenkerte kurz in Richtung Rave ab und verschwand dann unspektakulär im Nichts. Jetzt aber gibt es Neues von den Woodentops - kein Best of, keine unveröffentlichten Songs, sondern: ganz und gar frisches Material. Das ziemlich unerwartete neue Album dieser eigentlich vergessenen Band heißt "Granular Tales".
Gehen wir noch mal kurz zurück: 1986, also vor bald 30 Jahren, überraschten die Woodentops mit ihrem Debütalbum "Giant". Musik, die an die Über-Indie-Band The Smiths erinnerte, nur rhythmischer, nostalgischer, lebhafter. Die Partyszene in Ibiza entdeckte einige ihrer Songs, ein paar Jahre später war damit schon wieder Schluss. Jetzt sind Bandleader und Songschreiber Rolo McGinty und seine Mitstreiter wieder da und drei entscheidende Fragen stellen sich: Warum sind sie wieder da? Was machen sie anders als früher? Und ist das eigentlich noch relevant?
Damals gut, heute immer noch
Die erste Frage, die nach dem Warum?, ist am schwierigsten zu beantworten. McGinty eiert im Interview dazu ein bisschen rum: Die Band habe sich ja nie aufgelöst, nur eben über 20 Jahre nicht miteinander gespielt, man habe die leeren Batterien auffüllen müssen, jetzt aber habe man wieder Themen und den Spaß am Miteinanderspielen gefunden. Mit Geld hat die Reunion aber wohl nicht viel zu tun: trotz ihres Erfolgs bei Kritikern verkauften die Woodentops nie besonders viele Platten.
Zweite Frage: Was ist anders bzw. was ist neu? Eigentlich nicht viel: Granular Tales erinnert von der Stimmung sehr an das Debütalbum "Giant", ein paar der Stücke sind sehr tanzbar-funky, einige eher ruhig, eine Nummer entwickelt sich vom Reggae-Stück zur Heavy-Gitarrennummer - die Woodentops setzen also da an, wo sie einst aufgehört hatten.
Letzte Frage: Wie relevant ist das heute? Granular Tales klingt gleichzeitig nach damals und nach jetzt, die Songs sind auch gut - mehr Berechtigung braucht es also eigentlich gar nicht. Aber mindestens einen zusätzlichen Pluspunkt gibt es für die Lektion, die man hier lernen kann: Die 80er waren weit besser als ihr Ruf und brachten sehr viele gute Songs hervor - auch davon erzählen die Woodentops.
The Woodentops: "Granular Tales”
Label: Cherry Red