In memoriam Peter Härtling

Wie der Flüchtlingsjunge in ihm weiterlebte

Peter Härtling
Der Schriftsteller Peter Härtling © Foto: Jürgen Bauer
Moderation: Ulrike Timm · 11.07.2017
Der Schriftsteller Peter Härtling ist am Montag im Alter von 83 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass wiederholen wir ein Gespräch mit ihm aus dem Jahr 2015.
Kinder und Jugendliche lieben Peter Härtling für Bücher wie "Das war der Hirbel" oder "Ben liebt Anna". Viele Schulen tragen seinen Namen. Auch Erwachsene verehren ihn für seine Künstlerromane über Hölderlin, Schubert, Schumann oder Fanny Hensel. In seinen autobiographischen Büchern wiederum spiegeln sich auch Erfahrungen der Kriegskindergeneration, ganz besonders in dem Buch über seinen Vater "Nachgetragene Liebe".
Peter Härtling hat in seinem Leben mehr als 60 Werke verfasst und der heute 82-Jährige schreibt immer noch. Im Herbst erscheint sein Roman über den Komponisten Guiseppe Verdi. Und schon plant er das nächste Kinderbuch: über die Erlebnisse eines syrischen Flüchtlingskindes, das alleine in Deutschland strandet.
Sie waren Fremde
Das Thema ist ihm aus eigener Erfahrung vertraut: Als knapp Zwölfjähriger landete Peter Härtling bei Kriegsende mit Mutter und Schwester im schwäbischen Nürtingen. Sie waren Fremde, und die Nürtinger ließen sie ihr Fremdsein spüren. Als die Mutter sich nach dem Tod des Vaters das Leben nahm, bot einzig der Pfarrer Trost und Umarmung. Er wurde ein wichtiger Mensch in seinem Leben. "Ich war ihm immer tief verbunden, bis zu seinem Tod", sagt Härtling sichtlich bewegt.
Wenn er sein nächstes Buch schreibt, wird ihm der Flüchtlingsjunge Härtling dabei wieder über die Schulter schauen:
"In mir steckt immer noch der aufmüpfige, oft von Melancholieanfällen heimgesuchte Junge, der was will. Der etwas entwerfen will. Und jedes Mal, wenn ich, wie jetzt auch bei dem Verdi-Buch, beginne, spüre ich, wie der Junge in mir zufrieden ist, wie er mitmachen will."
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