In Köln steht ein Dom. Für welchen Gott?
In Köln steht ein Dom. Er ist gotisch, er ist christlich, er ist groß, er ist himmelstürmend schön. Er ist ein Symbol. So wie Notre Dame für Frankreich, so steht der Kölner Dom für Deutschland. Er hat den Krieg schwer verwundet überstanden. Er ist einmalig. Aber er ist gefährdet.
Vor einiger Zeit sollte auf der gegenüberliegenden Rhein-Seite ein Hochhauskomplex gebaut werden, größer und mächtiger als der Dom – aber so belanglos, dass seine Nachbarschaft zum Dom schnell als Verschandelung erkennbar wurde. Jetzt soll auf derselben Rheinseite, im Kölner Stadtteil Ehrenfeld eine Moschee gebaut werden. Sie könnte 4000 Besucher aufnehmen. Optisch würde die Moschee damit den Kölner Dom in die Knie zwingen.
Die jetzige Debatte fragt nach der geistigen und machtpolitischen Herausforderung, die eine derart massive islamische Präsenz in der Mitte des "Heiligen Köln" bedeuten würde. Die Kölner Moschee wäre – würde sie gebaut - eine weitere von schon jetzt 343 Moscheen, die es in Deutschland gibt oder die sich im Bau befinden. Dazu kommen noch mindestens 2600 Gebets- und Versammlungshäuser. Sie alle stehen bezeichnenderweise unter dem Schutz des Artikels 4 des Grundgesetzes, obwohl sie nach deutschem Recht und nach islamischem Verständnis gar keine Gotteshäuser, sondern Versammlungsstätten sind, die genau so gut kommerziellen oder politischen Zwecken dienen.
Das Besondere an der geplanten Kölner Moschee ist jedenfalls ihre symbolische Bedeutung. In einem Zeitungsbeitrag hat der Schriftsteller Dieter Wellershoff gefragt: "Wofür steht die Kölner Moschee?" Und die Antwort gegeben: "Die Religion ist eine kriegführende Macht geworden … Einsprüche dagegen ... haben juristisch und auch politisch keine Chance. (FAZ, 14. Juni, 2007; S. 39). Der Publizist Ralph Giordano hat gesagt, was offenbar viele wissen und nur wenige zu äußern wagen: "Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem" (FAS, 12. August, 2007, S.13). Wellershoff erinnert daran, dass Religion von den Muslimen als Djihad, also immer auch als Krieg betrieben wird – aber dass wir so tun, als wüssten wir das nicht. Wir, durch die Aufklärung tolerant, demokratisch und ungläubig geworden, haben den Krieg und das Kämpfen hinter uns gelassen. Das überlassen wir unseren Feinden. Insofern hat auch Giordano recht, dass nicht vor allem die Moschee, und vielleicht auch nicht der Islam allein das Problem sind, sondern wir, die wir mit fanatischer Toleranz Integration auch von dort erflehen, wo man den Gesetzen der Scharia folgt, von dort, wo die Welt in Gläubige und Ungläubige zerfällt, von denen, für die Deutsche unrein sind, weil sie Schweinefleisch essen und nicht beschnitten sind. (KELEK, Necla – Das Minarett ist ein Herrschaftssymbol. FAZ, 5. Juni 2007, S. 33)
Nun bahnt sich im Kampf zwischen Dom und Moschee eine überraschende aber klassische Lösung an. Man kann sie als das Modell "Hagia II" bezeichnen. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 durch die Vorfahren der Kölner Muslime wurde die Hagia Sophia, die Hauptkirche des oströmischen Reiches, zur Moschee konvertiert. Dieses Modell könnte die Lösung auch in Köln bringen. Als nämlich das neue Fenster im Dom eingeweiht wurde, bemerkte der Kölner Kardinal Joachim Meisner, das neue, abstrakte Kirchenfenster könne genau so gut in einer Moschee hängen. (FAS, 2.9.2007).
Der weltberühmte, allseits gebildete Maler Gerhard Richter hatte die Kirchenfenster mit einem Zufallsgenerator und als Konvolut sinnloser, kleiner Glasscheibchen entworfen und eben – das war das Monitum des Kardinals – ohne jeglichen christlichen Bezug. Wenn diese Kirchenfenster auch in einer Moschee leuchten könnten, wäre doch dann auch das Gebäude, in dem diese Fenster strahlen, eine Moschee. Das christliche Kirchenfenster würde folglich zu einem islamischen Manifest. Der erste, noch leise, aber entscheidende Schritt wäre getan: Hagia II. Der Kölner Dom wird Moschee. Nicht heute, nicht morgen, aber unabdingbar. Das ist kühn, das ist sogar häretisch, aber es ist konstruktiv. Vor allem: es ist uns durch und durch gemäß. Wohin es uns auch bringt, es bringt uns voran. "Der Dom ist ein Gotteshaus. Er dient "der Verherrlichung Gottes" (ROSSMANN, Andreas – FAS, S. 22; 2.9.2007) verkündete der Dompropst Dr. h.c. Norbert Feldhoff bei der Einweihung. Klugerweise sagte er nicht, welchem Gott hier gedient werden soll. Warum nicht auch dem guten Gott Allah?
Alexander Schuller ist Soziologe, Publizist und Professor in Berlin. Er hatte Forschungsprofessuren in den USA (Princeton, Harvard) und ist Mitherausgeber von "Paragrana" (Akademie-Verlag). In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen befasst er sich mit Fragen der Anthropologie und der Bildungs-, Medizin-, Geschichts- und Alltagssoziologie. Er arbeitet als Rundfunk-Autor sowie für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften wie Merkur und Universitas.
Die jetzige Debatte fragt nach der geistigen und machtpolitischen Herausforderung, die eine derart massive islamische Präsenz in der Mitte des "Heiligen Köln" bedeuten würde. Die Kölner Moschee wäre – würde sie gebaut - eine weitere von schon jetzt 343 Moscheen, die es in Deutschland gibt oder die sich im Bau befinden. Dazu kommen noch mindestens 2600 Gebets- und Versammlungshäuser. Sie alle stehen bezeichnenderweise unter dem Schutz des Artikels 4 des Grundgesetzes, obwohl sie nach deutschem Recht und nach islamischem Verständnis gar keine Gotteshäuser, sondern Versammlungsstätten sind, die genau so gut kommerziellen oder politischen Zwecken dienen.
Das Besondere an der geplanten Kölner Moschee ist jedenfalls ihre symbolische Bedeutung. In einem Zeitungsbeitrag hat der Schriftsteller Dieter Wellershoff gefragt: "Wofür steht die Kölner Moschee?" Und die Antwort gegeben: "Die Religion ist eine kriegführende Macht geworden … Einsprüche dagegen ... haben juristisch und auch politisch keine Chance. (FAZ, 14. Juni, 2007; S. 39). Der Publizist Ralph Giordano hat gesagt, was offenbar viele wissen und nur wenige zu äußern wagen: "Nicht die Moschee, der Islam ist das Problem" (FAS, 12. August, 2007, S.13). Wellershoff erinnert daran, dass Religion von den Muslimen als Djihad, also immer auch als Krieg betrieben wird – aber dass wir so tun, als wüssten wir das nicht. Wir, durch die Aufklärung tolerant, demokratisch und ungläubig geworden, haben den Krieg und das Kämpfen hinter uns gelassen. Das überlassen wir unseren Feinden. Insofern hat auch Giordano recht, dass nicht vor allem die Moschee, und vielleicht auch nicht der Islam allein das Problem sind, sondern wir, die wir mit fanatischer Toleranz Integration auch von dort erflehen, wo man den Gesetzen der Scharia folgt, von dort, wo die Welt in Gläubige und Ungläubige zerfällt, von denen, für die Deutsche unrein sind, weil sie Schweinefleisch essen und nicht beschnitten sind. (KELEK, Necla – Das Minarett ist ein Herrschaftssymbol. FAZ, 5. Juni 2007, S. 33)
Nun bahnt sich im Kampf zwischen Dom und Moschee eine überraschende aber klassische Lösung an. Man kann sie als das Modell "Hagia II" bezeichnen. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 durch die Vorfahren der Kölner Muslime wurde die Hagia Sophia, die Hauptkirche des oströmischen Reiches, zur Moschee konvertiert. Dieses Modell könnte die Lösung auch in Köln bringen. Als nämlich das neue Fenster im Dom eingeweiht wurde, bemerkte der Kölner Kardinal Joachim Meisner, das neue, abstrakte Kirchenfenster könne genau so gut in einer Moschee hängen. (FAS, 2.9.2007).
Der weltberühmte, allseits gebildete Maler Gerhard Richter hatte die Kirchenfenster mit einem Zufallsgenerator und als Konvolut sinnloser, kleiner Glasscheibchen entworfen und eben – das war das Monitum des Kardinals – ohne jeglichen christlichen Bezug. Wenn diese Kirchenfenster auch in einer Moschee leuchten könnten, wäre doch dann auch das Gebäude, in dem diese Fenster strahlen, eine Moschee. Das christliche Kirchenfenster würde folglich zu einem islamischen Manifest. Der erste, noch leise, aber entscheidende Schritt wäre getan: Hagia II. Der Kölner Dom wird Moschee. Nicht heute, nicht morgen, aber unabdingbar. Das ist kühn, das ist sogar häretisch, aber es ist konstruktiv. Vor allem: es ist uns durch und durch gemäß. Wohin es uns auch bringt, es bringt uns voran. "Der Dom ist ein Gotteshaus. Er dient "der Verherrlichung Gottes" (ROSSMANN, Andreas – FAS, S. 22; 2.9.2007) verkündete der Dompropst Dr. h.c. Norbert Feldhoff bei der Einweihung. Klugerweise sagte er nicht, welchem Gott hier gedient werden soll. Warum nicht auch dem guten Gott Allah?
Alexander Schuller ist Soziologe, Publizist und Professor in Berlin. Er hatte Forschungsprofessuren in den USA (Princeton, Harvard) und ist Mitherausgeber von "Paragrana" (Akademie-Verlag). In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen befasst er sich mit Fragen der Anthropologie und der Bildungs-, Medizin-, Geschichts- und Alltagssoziologie. Er arbeitet als Rundfunk-Autor sowie für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften wie Merkur und Universitas.

Alexander Schuller© privat