In Frankfurts Bankenzentrum I

Korankonforme Bankgeschäfte

Die Islambank-Filiale in Mannheim
Die Kuveyt Türk-Bank investiert nach eigenen Angaben nicht in Waffengeschäfte, Alkohol, Tabak und Prostitution. © dpa/Uwe Anspach
Von Ludger Fittkau · 18.08.2015
Die Kuveyt Türk-Bank ist die erste zugelassene islamische Bank in Deutschlands Bankenmetropole Frankfurt. Sozusagen die religionskonforme Alternative zum westlichen Banking. Aber was läuft hier anders?
Die Tour der besonderen Art beginnt in der Schillerstraße, mitten in Frankfurt am Main. Eine Einkaufsstraße mit kleinen, aber noblen Geschäften. Mittendrin die neue Geschäftsstelle der "Kuveyt Türk"- Bank - kurz KT. Mein erstes Ziel. Ich schließe mein Fahrrad an einer Metallstange an, die einen Straßenbaum vor den parkenden Autos schützt.
Am Eingang zur Bank glänzt ein Schild mit dem kreisrunden Logo des Instituts: Eine gelbe Palme auf grünem Untergrund. Darunter drei Worte, in modernem Design, jeweils durch einen Punkt getrennt: "Islamisch. Sinnvoll. Handeln."
Im hellgestrichenen Eingangsbereich der KT-Bank, der ersten islamischen Bank in der Eurozone, stehen Ledersessel und eine Espressomaschine. Eine freundliche Frau mit Kopftuch reicht mir das heiße Getränk. Dann kommt Gürbüz Gündüz eine Freitreppe herunter. Der in Frankfurt geborene smarte 44-Jährige im typischen Banker-Outfit ist der Filialleiter. Er führt mich nach oben in sein Büro.
Es ist warm. Durch die geöffneten Fenster dringt Straßenlärm. Ich sage Gürbüz Gündüz, die Berliner Redaktion habe mich gebeten, 500 Euro anzulegen:
"Mit 500 Euro geht das bei uns nicht, das müssen minimal 1000 Euro sein. Und wenn sie das Geld jetzt bei uns anlegen, wir sind ja, wie sie wissen, eine ethische Bank, eine islamische Bank. Wir arbeiten mit ethischen Werten, die auch universal sind, diese Werte."
Bei der Kuveyt Türk-Bank erhalten Kunden keine Zinsen
Würde ich 1000 Euro auf den Tisch legen, flösse das Geld nicht in Zinsgeschäfte, die im Islam verpönt sind, sondern in die Realwirtschaft, erfahre ich. Etwa in deutsche Immobilien, versichert mir Gürbüz Gündüz:
"Und mit dem Profit, den wir gemacht haben, werden Sie Ihren Anteil bekommen. Es gibt bei uns keinen Zins, sondern es gibt bei uns einen Profit, den der Kunde bekommt. Aber wie hoch der Profit ist, das steht noch nicht fest."
Zins, Profit oder Gewinn - wo ist nochmal genau der Unterschied? Und wie kommt der Sparer zu einer Rendite und die Bank zu Überschüssen, wenn Zinsen keine Rolle spielen? Wenn es der Islam verbietet, Zinsen zu nehmen, wie verdienen die Banken dann ihr Geld? Das Geld soll in der Realwirtschaft angelegt werden, erfahre ich. Weil aber keiner weiß, wie sich die Unternehmen, in die die Bank investiert, entwickeln werden, kann mir Gürbüz Gündüz auch nicht sagen, wie hoch der Profit sein wird. Mein Risiko.
Jedenfalls ist bei der "Kuveyt Türk"- Bank ein gemäßigter Gewinn aus Geschäften mit Immobilien erlaubt - Spekulation nicht, sagt Gürbüz Gündüz. Wo mein Geld genau investiert wird, das will er mir nicht sagen. Bankgeheimnis. Ich könne aber sicher sein, dass mein Erspartes nicht in Projekte fließt, die nach islamischer Glaubenslehre unethisch sind:
"In Waffenrüstung investieren wir nicht. In Alkohol machen wir keine Investitionen, Prostitution und Tabakwaren sind bei uns ausgeschlossen. Auch Investitionen in Produkte mit dem Schwein sind bei uns auch nicht erlaubt."
Investor Kuweit darf die Richtung nicht bestimmen
Heute gibt es nach Schätzungen immerhin mehr als 300 islamische Finanzinstitute in 75 Ländern. Der Markt ist noch vergleichsweise klein, wächst aber stark.
Dass im Logo der KT-Bank in der Frankfurter Schillerstraße eine gelbe Palme prangt, die an eine Wüstenoase erinnert, hat nicht nur Design-Gründe. Der Staat Kuweit ist an der Bank beteiligt, erfahre ich. Doch auch das Emirat müsse akzeptieren, dass die Bank keine Rüstungsgeschäfte für den kuweitischen Staat finanzieren dürfe, versichert Gürbüz Gündüz:
"Wir sind eine islamische Bank und deshalb kann auch Kuweit nicht entscheiden, dass wir in Rüstung investieren."
Jedenfalls will die KT Bank AG bis zum Jahresende weitere Filialen in der gesamten Eurozone eröffnen.
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