"In einem fast manischen Licht"

Von Albrecht Dümling · 20.09.2011
Nicht wenige Dirigenten verdanken ihren Durchbruch dem kurzfristigen Auftrag, für einen erkrankten Kollegen einzuspringen. Plötzlich stehen sie im Rampenlicht. So geschah es 1983 mit Esa-Pekka Salonen beim Philharmonia Orchestra London. Der erst 25-jährige Finne interpretierte Mahlers Dritte Symphonie so überzeugend, dass er ein Jahr später zu seinem USA-Debüt nach Los Angeles eingeladen wurde.
Als Folge dieses Gastspiels avancierte er zum musikalischen Leiter des dortigen Symphonie-Orchesters. Inzwischen ist Salonen zum Philharmonia Orchestra zurückgekehrt, das ihm einst zum internationalen Durchbruch verholfen hatte.

Neben seiner spektakulären Dirigentenkarriere hat sich der Finne auch als Komponist weiterentwickelt. Zu dem, was er bei seinen Lehrern Einojuhani Rautavaara, Franco Donatoni und Niccolò Castiglioni lernte, kamen die Orchestererfahrungen hinzu.

Auch "Helix", ein Auftragswerk für die BBC Proms, entstand 2005 aus der Praxis. Es sollte, so der Komponist, eine Art Ouvertüre werden. Salonen gestaltete sie als einen einzigen kontinuierlichen Prozess:

"Die Form von 'Helix' kann als eine Spirale beschrieben werden, oder genauer als eine Kurve, die auf einem Kegel liegt. 'Helix' ist im Wesentlichen ein neunminütiges Accelerando. Das Tempo wird schneller, aber die Notenwerte der Phrasen werden entsprechend länger. Deshalb ändert sich nur das Verhältnis des Materials zum Puls, nicht notwendig auch der Eindruck der Geschwindigkeit selbst. Folglich die Spiral-Metapher: Das Material (welches vor allem aus zwei verschiedenen Phrasen besteht) wird durch sich ständig verengende konzentrische Kreise gedrückt, bis die Musik einen Punkt erreicht, wo sie aufhören muss, da sie nicht weitergehen kann."

In diesen neun Minuten verändert sich der musikalische Ausdruck drastisch:

"Die idyllische, fast pastorale Anfangsphrase für Piccoloflöte und Kontrafagott kehrt viel später in den Hörnern und Trompeten wieder, fortissimo, von einem sehr geschäftigen Orchestertutti umgeben. Der Schlussteil zeigt das Material in einem fast manischen Licht."

Sein wirkungsvolles Stück hat der Komponist dem Dirigenten Valery Gergiev und dem World Orchestra for Peace gewidmet.