Impfstoffzulassung

"Genauer und deshalb sicherer"

05:48 Minuten
Stefan Steinmetz, medizinischer Impfzentrumsleiter, simuliert bei einer Probe das Impfen einer Frau. In der Messehalle sollen, wenn der Impfstoff bereitsteht, bis zu 2400 Menschen pro Tag geimpft werden. Der Aufbau der insgesamt 53 Corona-Impfzentren in NRW ist auf der Zielgeraden.
Noch werden die Abläufe für die Corona-Impfung in Deutschland nur simuliert, so wie hier in einem zukünftigen Impfzentrum in Essen. © picture alliance/dpa | Roland Weihrauch
Peter Liese im Gespräch mit Axel Rahmlow · 15.12.2020
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In den USA und Großbritannien wird schon gegen Corona geimpft. In Europa steckt derselbe Impfstoff noch im Zulassungsverfahren. Es dauere länger, weil man keine Abstriche bei der Sicherheit mache, betont Gesundheitspolitiker Peter Liese von der CDU.
Nun geht es doch schneller als gedacht: Der Corona-Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech könnte bereits vor Weihnachten auch in der EU zugelassen werden. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA will am 21. Dezember ihr Gutachten zum Impfstoff vorlegen: acht Tage früher als geplant, aber immer noch später als in Großbritannien und den USA, wo bereits geimpft wird.

Nicht langsam, sondern schnell

Die EMA sei nicht zu langsam, sondern "sehr, sehr schnell", sagt Peter Liese, Arzt, Europaabgeordneter der CDU und gesundheitspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament. "Was die EMA macht, ist genauer und deshalb sicherer als das, was Großbritannien und die USA gemacht haben."
Erstens, so Liese, habe Biontech nun mehr Informationen über Wirkung und Nebenwirkungen des Impfstoffs geliefert. Zweitens handele es sich in der EU um eine reguläre Zulassung statt einer Notfallzulassung. Damit hafte der Hersteller für den Impfstoff, nicht die Allgemeinheit. Und drittens sei es gut für die Sicherheit, dass in der EU die unterschiedlichen nationalen Behörden mit ihrem jeweiligen Wissen eingebunden seien: In Schweden habe man beispielsweise Erfahrung mit seltenen Nebenwirkungen.
"Ich glaube, dass wir wirklich mehr Sicherheit haben", sagt Liese und unterstreicht: "Auch in Europa ist noch nie so schnell ein Impfstoff zugelassen worden." Der Rekord liege bisher bei einem Zeitraum von vier Jahren von der ersten Forschung bis zur Zulassung.
"Ich finde es wirklich schrecklich, dass man sich hier um zwei Wochen streitet", so der Europaabgeordnete. "Auch in Großbritannien, auch in den USA wird niemand ein normales Weihnachtsfest feiern. Auch da werden noch viele, viele Leute viele, viele Monate auf die Impfung warten, weil alle den gleichen Impfstoff kriegen."

Schichtdienst bei der EMA

Dass es trotzdem nun in Europa noch mal schneller gehe mit der Zulassung, sei auch nicht auf politischen Druck, sondern auf Motivation zurückzuführen:
"Die Mitarbeiter wollen ja auch, dass es schnell geht, die haben ja auch Eltern, die haben ja auch Kinder. Alle warten doch auf den Impfstoff."
Bei der EMA gebe es einen Schichtdienst, sodass Tag und Nacht durchgearbeitet werde, sagt Liese. "Die Intensivpflegekräfte haben auch kein Wochenende. Und die Gastronomen wären froh, wenn sie am Wochenende arbeiten dürften."
Der CDU-Politiker betont, dass auch mit der Zulassung des Impfstoffs noch nicht die Pandemie vorbei sei. "Wir werden uns noch lange gedulden müssen." London sei heute in einen neuen Lockdown gegangen, obwohl bereits geimpft werde.
(jfr)
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