Impfgipfel

Wer bekommt die Corona-Impfung zuerst?

09:40 Minuten
Polio-Impfung 1958 in den USA.
Tat weh, aber hat geholfen: eine Polio-Impfung 1958 in den USA. © picture alliance / ZUMA Press / San Antonio Express-News
Alessandra Parodi im Gespräch mit Julius Stucke · 04.06.2020
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UN-Generalsekretär António Guterres fordert: Sobald es eine Corona-Impfung gibt, soll diese weltweit solidarisch eingesetzt werden. Doch die Vergangenheit bietet wenig Anlass zur Hoffnung, dass ein Impfstoff tatsächlich gerecht verteilt wird.
Bei einem Online-Impfgipfel haben sich heute 50 Länder dazu verpflichtet, eine Milliardensumme für Impfungen einzusammeln. Es geht nicht nur um einen Impfstoff gegen das Coronavirus, sondern auch um Impfprogramme gegen Polio, Typhus und Masern. UN-Generalsekretär António Guterres pocht auf globale Solidarität bei der Verteilung, sobald ein Impfstoff gegen das Coronavirus entwickelt sei.
Die Medizinhistorikerin Alessandra Parodi forscht an der Universität Heidelberg zur Geschichte des Impfens. Sie würde sich freuen, sollte die Impfung gegen das Coronavirus tatsächlich schnell und gerecht an alle Menschen verteilt werden, sagt sie. In der Vergangenheit sei das allerdings nicht so gewesen, betont Parodi. Bei anderen Impfstoffen oder Medikamenten hätten ärmere Länder oft erst später Zugang bekommen.

Mehr Aufklärung statt Impfpflicht

Einer Impfpflicht, mit der der Kampf gegen Krankheiten gewonnen werden soll, steht Parodi eher skeptisch gegenüber. In Notfällen sei eine Impfpflicht vielleicht der letztmögliche Schritt. Sie befürwortet vor allem mehr Aufklärung - und wünscht sich einen "Triumph der Rationalität" über die Angst der Impfgegner.
Parodi betont, wie unterschiedlich die europäischen Länder das Thema Impfpflicht handhaben: Während in Deutschland nur die Masern-Impfung verpflichtend sei, wenn Kinder in die Schule oder den Kindergarten kommen, hätten Nachbarländer wie Italien und Frankreich inzwischen für zahlreiche Krankheiten Pflichtimpfungen.
(jfr)
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