Immer langsam mit de' Leut'
Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat sich Rheinland-Pfalz Zeit damit gelassen, das achtjährige verkürzte Gymnasium - kurz: G8 - einzuführen. Das G8 wird es im Land auch nicht flächendeckend geben, sondern nur in Modellversuchen. Dafür hat die Landesregierung Geld locker gemacht und viel Wert auf gute Betreuung gelegt.
"Ach, ich glaube wir waren gut beraten, dass wir nicht so überhastet wie andere Bundesländer die verkürzte Schulzeit im Gymnasium eingeführt haben."
...sagt Vera Reiss, und dabei lächelt die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Kultusministerium dieses feine Siegerlächeln. Denn während die meisten anderen Bundesländer bei der Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium aufs Tempo drückten, tat die rheinland-pfälzische Landesregierung, was dem rheinland-pfälzischen Gemüt am nächsten kommt: Sie wartete erst einmal ab, auch wenn die anderen, die Turboländer, über die langsamen Mainzer lächelten.
Nun lächelt also die rheinland-pfälzische Staatssekretärin. Denn wenn zum Schuljahr 2008/2009 das achtjährige Gymnasium, das sogenannte G8, endlich auch zwischen Koblenz und Kandel eingeführt wird, dann nach reiflicher Überlegung und Planung. Das ist vermutlich der entscheidende Unterschied zu Hessen und Bayern und Baden-Württemberg und den anderen Bundesländern, die schnell sein wollten - und nun über das Tempo der eigenen Gymnasialreform stolpern.
Das G8 wird es in Rheinland-Pfalz bis auf weiteres nicht flächendeckend, sondern nur als Modellversuch an neun der 141 Gymnasien im Land geben, 15 könnten es bis 2011 werden, mehr nicht. Und: Das G8 gibt es in Rheinland-Pfalz nur in Verbindung mit der Ganztagsschule:
"Wir haben in Rheinland-Pfalz uns das sehr genau überlegt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass man eine verkürzte gymnasiale Schulzeit nur in Verbindung mit einer Ganztagsschule - wenn es denn gut laufen soll - anbieten kann."
Schon seit 2001 sind Ganztagsschulen ein tragender Pfeiler der Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz - in allen Schulformen. Die Ganztagsschüler erleben einen Lerntag, der von acht Uhr morgens bis nachmittags um vier durchstrukturiert ist - einschließlich des gemeinsamen Mittagessens und betreuter Selbstlernstunden, die die alten Hausaufgaben ersetzen.
"Am Anfang hat man sich erst daran gewöhnen müssen, aber jetzt ist das eigentlich ganz normal. Ich find das halt besser, dass ich halt von den Lehrern geholfen kriege. Das hat man auch an meinen Noten gesehen, ich bin halt viel besser geworden. Weil nämlich früher war ich daheim gehockt und hab mich gefragt: Hä, wie geht das? Und ich hab halt keinen gehabt, den ich habe fragen können. Ja, meine Eltern, aber meine Eltern sind ja keine Lehrer, und Lehrer wissen das halt besser." (Lachen)
Das rheinland-pfälzische Modell des achtjährigen Ganztagsgymnasiums - im Jargon der Bildungsbehörde G8 GTS genannt - sieht für die Schülerinnen und Schüler 42 Lernstunden pro Woche vor. Das ist mehr, als die meisten Tarifverträge an Arbeitszeit vorsehen. Aber von den 42 Stunden sind - je nach Klassenstufe - nur 33 bis 35 Stunden Unterricht, der Rest steht für betreute Hausaufgaben, Arbeitsgemeinschaften, Musik und Sport zur Verfügung.
Wenn es nach den Planern im Mainzer Kultusministerium geht, soll das G8 GTS keine Lernfabrik sein, sondern ein Lebensraum für Kinder und Jugendliche, in dem es außer einem warmen Mittagessen auch Zeit für Entspannung, Raum für Kreativität und - ja: das Kindsein geben soll. Staatssekretärin Vera Reiss:
"Das Ziel soll sein, dass unsere G8-Schülerinnen und -Schüler nach Hause kommen, ihre Hausaufgaben gemacht haben, noch Lust auf den Sportverein, den Musikverein, einfach auf Freunde haben - und neben dem, dass sie dann Schülerinnen und Schüler eines G8-Gymnasiums sind, eben auch noch ein bisschen Mensch sind."
Drei Jahre haben sie in Mainz an dem Konzept gearbeitet, und dann - auch das ist eine Besonderheit der rheinland-pfälzischen Schulpolitik - machte sich das Kultusministerium auf die Suche nach dem großen Konsens:
"Es mussten alle einverstanden sein - der Schulträger, die Eltern, das Kollegium als ganz wichtige Voraussetzung auf für Akzeptanz. Das ist ja der bewährte Weg in der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik..."
...der Schüler, Lehrer und Eltern vor Überforderung bewahren soll. Das Land lässt sich das "sanfte G8" etwas kosten: Wenn angebaut werden muss - etwa für die vorgeschriebene Mensa - übernimmt es 70 Prozent der Baukosten. Und für jeden Ganztagsschüler bekommt die Schule eine halbe Lehrerwochenstunde zusätzlich. Ein Ganztagsgymnasium mit 600 Schülern hat also Anspruch auf 300 zusätzliche Lehrerstunden - das sind zwölf ganze Stellen. In drei Jahren wollen die Mainzer Schulpolitiker dann schauen, wie das achtjährige Ganztagsgymnasium funktioniert und ob es flächendeckend eingeführt werden soll. Eines aber weiß die Staatssekretärin Vera Reiss heute schon:
"Manchmal, ja, muss man sagen: In der Ruhe liegt die Kraft."
...sagt Vera Reiss, und dabei lächelt die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Kultusministerium dieses feine Siegerlächeln. Denn während die meisten anderen Bundesländer bei der Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium aufs Tempo drückten, tat die rheinland-pfälzische Landesregierung, was dem rheinland-pfälzischen Gemüt am nächsten kommt: Sie wartete erst einmal ab, auch wenn die anderen, die Turboländer, über die langsamen Mainzer lächelten.
Nun lächelt also die rheinland-pfälzische Staatssekretärin. Denn wenn zum Schuljahr 2008/2009 das achtjährige Gymnasium, das sogenannte G8, endlich auch zwischen Koblenz und Kandel eingeführt wird, dann nach reiflicher Überlegung und Planung. Das ist vermutlich der entscheidende Unterschied zu Hessen und Bayern und Baden-Württemberg und den anderen Bundesländern, die schnell sein wollten - und nun über das Tempo der eigenen Gymnasialreform stolpern.
Das G8 wird es in Rheinland-Pfalz bis auf weiteres nicht flächendeckend, sondern nur als Modellversuch an neun der 141 Gymnasien im Land geben, 15 könnten es bis 2011 werden, mehr nicht. Und: Das G8 gibt es in Rheinland-Pfalz nur in Verbindung mit der Ganztagsschule:
"Wir haben in Rheinland-Pfalz uns das sehr genau überlegt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass man eine verkürzte gymnasiale Schulzeit nur in Verbindung mit einer Ganztagsschule - wenn es denn gut laufen soll - anbieten kann."
Schon seit 2001 sind Ganztagsschulen ein tragender Pfeiler der Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz - in allen Schulformen. Die Ganztagsschüler erleben einen Lerntag, der von acht Uhr morgens bis nachmittags um vier durchstrukturiert ist - einschließlich des gemeinsamen Mittagessens und betreuter Selbstlernstunden, die die alten Hausaufgaben ersetzen.
"Am Anfang hat man sich erst daran gewöhnen müssen, aber jetzt ist das eigentlich ganz normal. Ich find das halt besser, dass ich halt von den Lehrern geholfen kriege. Das hat man auch an meinen Noten gesehen, ich bin halt viel besser geworden. Weil nämlich früher war ich daheim gehockt und hab mich gefragt: Hä, wie geht das? Und ich hab halt keinen gehabt, den ich habe fragen können. Ja, meine Eltern, aber meine Eltern sind ja keine Lehrer, und Lehrer wissen das halt besser." (Lachen)
Das rheinland-pfälzische Modell des achtjährigen Ganztagsgymnasiums - im Jargon der Bildungsbehörde G8 GTS genannt - sieht für die Schülerinnen und Schüler 42 Lernstunden pro Woche vor. Das ist mehr, als die meisten Tarifverträge an Arbeitszeit vorsehen. Aber von den 42 Stunden sind - je nach Klassenstufe - nur 33 bis 35 Stunden Unterricht, der Rest steht für betreute Hausaufgaben, Arbeitsgemeinschaften, Musik und Sport zur Verfügung.
Wenn es nach den Planern im Mainzer Kultusministerium geht, soll das G8 GTS keine Lernfabrik sein, sondern ein Lebensraum für Kinder und Jugendliche, in dem es außer einem warmen Mittagessen auch Zeit für Entspannung, Raum für Kreativität und - ja: das Kindsein geben soll. Staatssekretärin Vera Reiss:
"Das Ziel soll sein, dass unsere G8-Schülerinnen und -Schüler nach Hause kommen, ihre Hausaufgaben gemacht haben, noch Lust auf den Sportverein, den Musikverein, einfach auf Freunde haben - und neben dem, dass sie dann Schülerinnen und Schüler eines G8-Gymnasiums sind, eben auch noch ein bisschen Mensch sind."
Drei Jahre haben sie in Mainz an dem Konzept gearbeitet, und dann - auch das ist eine Besonderheit der rheinland-pfälzischen Schulpolitik - machte sich das Kultusministerium auf die Suche nach dem großen Konsens:
"Es mussten alle einverstanden sein - der Schulträger, die Eltern, das Kollegium als ganz wichtige Voraussetzung auf für Akzeptanz. Das ist ja der bewährte Weg in der rheinland-pfälzischen Bildungspolitik..."
...der Schüler, Lehrer und Eltern vor Überforderung bewahren soll. Das Land lässt sich das "sanfte G8" etwas kosten: Wenn angebaut werden muss - etwa für die vorgeschriebene Mensa - übernimmt es 70 Prozent der Baukosten. Und für jeden Ganztagsschüler bekommt die Schule eine halbe Lehrerwochenstunde zusätzlich. Ein Ganztagsgymnasium mit 600 Schülern hat also Anspruch auf 300 zusätzliche Lehrerstunden - das sind zwölf ganze Stellen. In drei Jahren wollen die Mainzer Schulpolitiker dann schauen, wie das achtjährige Ganztagsgymnasium funktioniert und ob es flächendeckend eingeführt werden soll. Eines aber weiß die Staatssekretärin Vera Reiss heute schon:
"Manchmal, ja, muss man sagen: In der Ruhe liegt die Kraft."