Imagepflege

Mode macht Politik

Der designierte griechische Finanzminister Yanis Varoufakis am 27. Januar 2015 in Athen
Griechenlands neue Politikerriege setzt auf einen anderen Stil © Imago/Invsion
Christina Holtz-Bacha im Gespräch mit Christopher Ricke und Anke Schäfer · 17.02.2015
Im Revoluzzer-Look tourt Griechenlands Finanzminister Varoufakis durch Europa. Wie man mit Mode das eigene politische Image inszeniert, erklärt die Kommunikationsexpertin Christina Holtz-Bacha.
"Mode macht Politik und Mode setzt Zeichen", sagte Christina Holtz-Bacha, Professorin für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg im Deutschlandradio Kultur. Politiker und Politikerinnen setzten ihr Aussehen und ihre Kleidung sehr bewusst für ihre Imagepflege ein.

Als Beispiel nannte sie den Auftritt der neuen griechischen Regierung und ihres Finanzministers Yanis Varoufakis. "Da kommen nun die Revoluzzer, das erleben wir ja in den ganzen Verhandlungen und die setzen sich dann eben auch demonstrativ in ihrem Aussehen, in ihrer Kleidung davon ab und zeigen, dass sie dieses ein gefahrene Politikspiel mit Anzug und Krawatte und weißem Hemd möglichst, dass sie das so nicht mitmachen", sagte sie. Dabei würden sie allerdings schnell wieder in ihre Schranken verwiesen. "Abweichungen von solchen Kleiderordnungen bekommen Aufmerksamkeit und werden oft auch sanktioniert", sagte die Wissenschaftlerin.
Alte Klischees gegenüber Politikerinnen
Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, ziehen besonders viel Kritik auf sich, wie gerade wieder der Fall der FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding in Hamburg zeigt. "Das ist ein altes Klischee, das da bedient wird", sagte Holtz-Bacha. „Gutes Aussehen und Intelligenz schließen sich bei Frauen offenbar aus." Das sei auch der Hintergrund von Blondinenwitzen.
Sigmar Gabriel und der Kinderwagen
Auch der SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) setze bewusste Akzente. "Ich glaube, er setzt das ganz gezielt ein", sagte die Kommunikationswissenschaftlerin. Das gelte nicht nur für seine Kleidung, sondern auch dafür, wie sich der Politiker mit Kinderwagen präsentiert habe. "Ich glaube nicht, dass wir Sigmar Gabriel in die Reihe der neuen griechischen Kollegen einreihen sollten." Mit Hinweis auf die Grünen sprach Holtz-Bacha von einem Anpassungsprozess im politischen Betrieb. Sie erinnerte an das legendäre Foto von Joschka Fischer mit den Turnschuhen bei seiner Vereidigung als Minister. "Und wie haben sich im Laufe der Zeit die Grünen dann angepasst an das Politikgeschäft."
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