Brause des Guten

Die Marktanteile von Coca Cola sinken, vielen gilt das Getränk nur als Dickmacher. Der Konzern will dem mit einer Imagekampagne entgegenwirken, indem es sich als globales Glückskraftwerk inklusive Lebensfreude-Institut empfiehlt.
Thomas Wippermann: "Welche Menschen geben mir eigentlich diese Werte wieder zurück, die mir wichtig sind. Da nach Prioritäten zu suchen, Energievampire zu meiden. Leute, die einem sozusagen die Lebensfreude absaugen ..."
Diese guten Worte spricht der Trendforscher Professor Thomas Wippermann auf der Premiere seines Buches "Lebe lieber froh". Professor Wippermann ist nicht nur einer von vielen boulevardesken Lebensberatern, er ist auch Vordenker des sogenannten Happiness Instituts von Coca Cola, dem Flaggschiff einer neuen Konzernpopkultur.
Teilnehmerin: "Ich denke, dass es genügend negatives Feedback gibt aus allen Richtungen, wenn man was macht, und so kann man ein bisschen positives Feedback in die Welt rein bringen und das find ich ganz schön."
Dieses Internet-Video von der Website des Happiness Instituts knüpft erst einmal am Allgemeinmenschlichen an: Gute Laune ist besser als schlechte! Ja, natürlich, auch ich wäre am liebsten dabei gewesen auf dieser Happiness Konferenz, mit Talkmaster Hirschhausen, der von der Bedeutung des Gebrauchtwerdens und dem Glück als Krankheitsverhinderer sprach.
Dazu spielte die Band "Glasperlenspiel":
"Ich glaub daran, dass es besser ist, wenn ich es fühlen kann, für diesen einen Augenblick sind alle meine Zweifel weg, weil es echt ist. "
Happiness Institut mit professoralem Lebensfreudebeirat
Springt man auf die Website des "Happiness Instituts" beginnt die Institution doch immer kräftiger vom Banalen ins Bedeutsame zu wachsen. Es gibt einen Direktor, einen professoralen Lebensfreudebeirat, darunter auch der Ökonom Stefan Bergheim, ein Berater der Bundeskanzlerin.
Mit dabei auch Ernst Fritz-Schubert, Pädagoge und Initiator des Schulfachs "Glück", das mittlerweile schon an über 100 Schulen und Kindergärten unterrichtet wird. Starke Persönlichkeiten sollen die Kinder werden, mit einer Sechsphasen-Methode: sich Stärken bewusst machen, Komplimente verteilen, Entscheidungen treffen.
"Lebensfreude, zum Beispiel schönes Wetter ..."
Solch bunte Umfragen finden sich auch auf der Website. Die Harmlosigkeit schrumpft aber weiter, wenn wir die große Glückstudie von Coca Cola herunterladen. Da dröhnen die Regeln des erfolgreichen Selbstmanagements, man will man selbst bleiben und sich – Zitat – den "neuen Spielregeln der Gesellschaft" anpassen.
Lebensfreude erscheint so als das automatische Ergebnis einer fast zwanghaften Selbstkontrolle und selbstreflexiver Verhaltenstherapie. Für den Erfolg ist jeder allein verantwortlich.
"Sound einer aidsfreien Generation"
Die Website des Happiness Intituts gehört zum großen Internetauftritt des Cola Konzerns, spannt also den Bogen von der persönlichen Lebensfreude zu den globalen Visionen des Brauseproduzenten..
"This November join Coca Cola ... .along with Whycliff Jean, One Republic, ... .Magic Johnson ... Deadmouse ... in the fight to share the sound of an Aids free generation."
Hier spricht der Konzern wirklich von "dem Sound einer aidsfreien Generation". Und auf dieser Website erscheint sie sehr häufig, die Coca-Cola-Pop-Kultur des total Engagierten, im ewigen Kampf um eine bessere Welt.
Wir klicken uns nicht durch narzisstischen Pop-Spaß, nein, es geht unter anderem um möglichst wassersparende Produktion bei Coca Cola und um eine farbige südafrikanische Unternehmerin, die der Konzern unterstützt.
Und natürlich, ja - etlichen Menschen wird es durch Coca-Cola-Projekte auch besser gehen als zuvor. Ideologisch hat die Marketingabteilung des Konzerns den Zeitgeist wohl korrekt gedeutet: Nach dem Ende der großen Utopien glauben immer mehr Menschen, dass die Verbesserung der Welt einfach die Arbeit in vielen Projekten bedeutet. Da kann sich der kriselnde Konzern einklinken.
Im Dienst der Weltherrschaft des Guten
Coca Cola gehört so zur Achse des Guten, du schmeckst nicht nur Zucker, du schmeckst immer stärker die gute Tat. In dieser Welt des offensichtlich Guten existieren keine Interessengegensätze mehr. In diesem Sinn hat das Unternehmen im Internet ein pathetisches Videomanifest veröffentlicht. Hier inszeniert sich der Konzern unter dem Titel Content 2020 als subversive Wohltätigkeitsverschwörung:
"Content 2020. How the Cocal Cola Company will evolve its approach on the creative agenda on its key brands ..."
"Wir werden ansteckende Ideen produzieren, die nicht kontrolliert werden können, ein großer fruchtbarer Raum soll entstehen. Alle arbeiten zusammen, um einen großen Einfluss auf die Popkultur zu produzieren. Die Geschichten der Marke Cola sollen die Welt in einen besseren Ort verwandeln."
Das ist das bizarre Image des KonzernKrisen Pop: Das Unternehmen als Lebensfreudekraftwerk im Dienst der Weltherrschaft des Guten. Mit einem klaren Unternehmensziel:
"First we intend to double the size of our business. "
"Zuallererst wollen wir die Größe unseres Geschäftes verdoppeln."