Im Wunderland

Von Stefanie Müller-Frank · 09.04.2012
Das fränkische Heroldsbach wäre gerne offizieller Wallfahrtsort - aber darf es nicht sein. Denn die Kirche erkennt sämtliche Wunder und Marienerscheinungen, die sich dort ereignet haben sollen, nicht als übernatürlich an.
In den 50ern exkommunizierte sie sogar all jene, die zum Beten nach Heroldsbach kamen. Das konnte den Pilgeransturm allerdings nicht stoppen. Im Gegenteil: Das Verbot radikalisierte die Anhänger und in Eigeninitiative bauten sie ihre Gebetsstätte immer weiter aus.

Die gibt es noch heute - und wirkt auf Außenstehende wie ein Märchenwald, in dem die Zeit stehen geblieben ist: Ein Blumenbeet rund um jene Stelle, an der Maria zum ersten Mal den Boden betreten haben soll. Ein Brunnen mit Gnadenwasser. Kleine Altäre und Kapellen im Kornfeld - immer mit einer Bank zum Niederknien und einer handschriftlichen Hinweistafel, die erklärt, welche Erscheinung sich genau an dieser Stelle ereignet haben soll.

Die sechs- bis achthundert Pilger, die zu Festtagen mit Reisebussen nach Heroldsbach kommen, kennen noch die alten Marienlieder und blutigen Rosenkranzgebete, sie schultern auf dem Stationsweg ein schweres Holzkreuz - und sie glauben fest an Wunder. So ging Heroldsbach vor drei Jahren wieder durch die Schlagzeilen, weil eine Madonnenstatue geweint haben soll. Bis sich herausstellte, dass diesem Wunder vermutlich nachgeholfen wurde.

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Stefanie Müller-Frank: "Wallfahrtsorte wie Lourdes und Fatima haben mich immer deshalb so beeindruckt, weil sie den Menschen, die dort hinfahren, so viel Hoffung und Kraft geben. Ich habe dann einen deutschen Wallfahrtsort gesucht und bin auf Heroldsbach in Franken gestoßen. Das ist allerdings ein Ort, der gerne Wallfahrtsort wäre, es aber nicht sein darf, weil die katholische Kirche ihn nicht anerkennt. Die Pilger kommen aber trotzdem."
Stefanie Müller-Frank
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