Im virtuellen Klassenzimmer

Von Stephanie Kowalewski |
Seit 2004 gibt es eine europaweite und kostenlose Kontaktbörse für Schulen. eTwinning nennt sie sich und sie wächst stetig. Die nationalen Koordinierungsstellen vergeben jedes Jahr einen Preis für besonders gelungene Schulpartnerschaften. Ein Gewinner in diesem Jahr war auch die Bischöfliche Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld.
"Also eTwinning bedeutet für mich, dass man Beziehungen aufbaut zu Schülern aus ganz Europa. Und halt mit denen übers Internet schreiben kann und halt Erfahrungen machen kann, was die machen in der Schule und wie es denen ergeht. Und wir hatten halt wirklich Kontakt mit den Schülern aus Italien und war schon interessant, muss ich schon sagen."

Nick ist Schüler der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule in Krefeld und hat an dem ausgezeichneten Partnerschaftsprojekt mit einer Italienischen Schule teilgenommen. Sein Lehrer Michael Hamke sieht weitere Vorteile bei eTwinning:

"Natürlich die Tatsache, dass die Dinge, die die Schüler normalerweise zu Hause machen, so chatten und Webseiten erstellen oder Photos hochladen, Bilder tauschen, mp3s tauschen, das das plötzlich alles Gegenstand von Unterricht sein sollte, das war für die Schüler auch ungewöhnlich und trägt natürlich auch zur Motivation bei."

eTwinning, da sind sich Schüler und Lehrer einig, ist ein echter Gewinn für den Schulalltag. E- steht dabei für elektronisch und Twinning für Partnerschaft. eTwinning ist eine riesige Schulpartnerschaftsbörse im Internet, die ständig wächst, erklärt Maike Ziemer vom Verein "Schulen ans Netzt", der das europäische Projekt in Deutschland koordiniert.

"Wir haben da so eine Suchbörse, den so genannten Twinnfinder, in der zurzeit 27.000 Schulen aus ganz Europa eingetragen sind, die alle auf der Suche nach einem passenden Partner sind. Und wenn man die passende Schule gefunden hat, dann können sich die Lehrkräfte per E-Mail absprechen und ein gemeinsames Projekt planen und das über diese eTwinning-Plattform durchführen."

Das Ganze ist kinderleicht, geht schnell und ist für die Schulen kostenlos. Deshalb hat auch der Krefelder Englischlehrer Michael Hamke den Twinnfinder nach einer passenden Partnerschule durchstöbert und ist in Italien fündig geworden. Das Alter der Schüler passte und so nahm er Kontakt zu seiner italienischen Kollegin auf.

"Und die sagte also, ja so erwachsen werden, flügge werden, von zu Hause ausziehen, das ist ein großes Thema bei uns und ich dachte ah ja, das kommt gerade bei uns im Englischbuch vor. Und dann habe ich mit meinem Englisch-Grundkurs gesagt, okay, dann schicken wir, was wir so denken nach Italien und die Italiener schicken uns dann ihre Version."

Das Alles sollte dann in einem gemeinsamen e-magazine, also einer elektronischen Internetzeitung veröffentlicht werden. Bei dem Projekt ging es vor allem darum, mehr von dem Alltagsleben und der Kultur der Anderen zu erfahren, erzählen Dana, Sonja und Nick, allesamt 17 Jahre alt und inzwischen erfahrene eTwinner.

"Wir konnten frei Texte überlegen über irgendwelche Hobbys oder Fernsehserien oder irgendwas, was uns hier beschäftigt oder wie wir über Schule denken. Ich fand's teilweise erstaunlich, dass die Schüler in Italien streiken dürfen. Also so ganz andere Sachen, die hier in Deutschland gar nicht so sind. Also das fand ich interessant an der Geschichte. Oder auch über die Zukunft, was wir halt machen wollen später, wie sie sich das vorstellen, wie die Möglichkeiten überhaupt in Italien sind, ob das ähnlich ist wie hier. Dabei hat sich halt rausgestellt, dass es halt, ich glaube, ein bisschen einfacher war, da etwas zu erreichen und leichter zu studieren."
Für die praktische Umsetzung ihrer Internetzeitung stellte ihnen die eTwinning-Plattform einen geschützten Raum zur Verfügung, das sogenannte virtuelle Klassenzimmer, erklärt Maike Ziemer.

"Das kann man sich so vorstellen, dass alle Schüler und die beiden Lehrkräfte so ein Passwort kriegen und dann in diesen virtuellen Klassenraum eintreten dürfen. Und da können nur diese beiden Partnerklassen miteinander E-Mails austauschen, haben einen Kalender, wo sie das ganze Schuljahr zusammen planen können, können im Forum diskutieren, können eine gemeinsame Webseite anlegen, was auch immer sie gerade zusammen im Unterricht bearbeiten."

Die notwendige Software dazu gibt es auch kostenlos auf der etwinning-Plattform, ebenso wie Unterrichtshilfen für interkulturelles Lernen und eine Projektdatenbank, falls den Partnern mal die Ideen ausgehen.

"I do not want to study far away because all my friends and also my family live in Krefeld. Ahm, was heißt denn noch mal Verantwortung übernehmen? Irgendwie komme ich jetzt nicht mehr weiter. Vielleicht to take responsibility oder so was. Ja das ist gut, nimm das, das kannst du aufschreiben."

Die Sprache in dem deutsch-italienischen virtuellen Klassenzimmer ist englisch. Das freut die Lehrer, denn es ist eine wunderbar praktische Ergänzung zum Schulunterricht. Und die Schüler - wie Jonas und Sonja zum Beispiel - merken so ganz nebenbei, wo es noch Entwicklungspotential gibt.

"Es ist schon eine Herausforderung, aber wenn man schreibt, dann hat man ja auch Zeit zum Überlegen. Und im Chat kommt es ja sowieso nicht so auf Grammatik an, sag ich mal. Das war schon okay, ja. Aber die Texte, die wir in die Zeitung gestellt haben, das war dann schon ein bisschen schwieriger, weil wir dann ja auch teilweise viele Fehler gemacht haben und die dann korrigiert werden mussten und - ja."

Das gleiche gilt für den Umgang mit dem Computer. Obwohl die meisten Jugendlichen in ihrer Freizeit ganz selbstverständlich mit dem PC umgehen, stießen sie bei der elektronischen Schulpartnerschaft doch hin und wieder an ihre Grenzen, sagt Dana.

"Ich kann mich noch erinnern, wir sollten dann den Text in das Forum stellen, aber so, dass nur der Lehrer das lesen kann, zum korrigieren. Und da hatte ich dann auch die totalen Probleme mit, weil dann war der Text auf einmal weg. Und ich denke mal da hatten viele Probleme mit, aber nach Rücksprache mit dem Lehrer hat das dann geklappt."

Auch das ist ein Ziel von eTwinning, die Schüler fit im Umgang mit dem Computer zu machen. In Krefeld ist das gelungen, freut sich ihr Lehrer Michael Hamke.

"Die Erfolge waren relativ schnell da, ja und dann hat man erst mal gesehen, wie einfach es ist eigentlich, das zu machen. Es ist zwar auch viel Arbeit aber die Erfolge sind da und das freut einen dann auch. Und die Schüler sind motiviert."