"Im Prinzip schreibe für jedermann"

Brigitte Kronauer gilt als herausragende deutsche Erzählerin, sie hat mit sieben Romanen und zahlreichen Erzählungen bereits ein umfangreiches Werk vorgelegt und wird dafür im November mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, der höchsten Literatur-Auszeichnung im deutschsprachigen Raum. Deutschlandradio Kultur sprach auf der Buchmesse in Frankfurt mit der Autorin.
Auszüge aus dem Gespräch:

Deutschlandradio Kultur: "Sie hatten bereits alle Literaturpreise dieses Landes gewonnen, nur dieser eine fehlte noch. Sind Sie da selbst schon ein bisschen ungeduldig geworden?"

Kronauer: " Absolut nicht. Ich muss sagen, dass man da als Schriftsteller doch eine gewisse Unabhängigkeit bewahren sollte. Es ist ja nicht irgendeine Beamten-Laufbahn. Ich glaube, Preise stehen einem ja auch nicht zu, es ist eine Mischung aus Glück und Zufall. "

Deutschlandradio Kultur: "Was bedeutet dieser Preis für Sie?"

Kronauer: "Ich freue mich natürlich, dass es in dieser Jury Leute gegeben hat, denen meine spezielle Art von Literatur so wichtig ist, dass sie sich dafür eingesetzt haben. … Ich bin diesen Leuten sehr dankbar. Auch deshalb, weil die Auszeichnung mit dem Namen eines Dichters verbunden ist, den ich sehr schätze und bewundere. "

Deutschlandradio Kultur: "Sie fordern dem Leser mit ihrer Art von Literatur einiges ab. Welche Form von Leser wünschen Sie sich?"

Kronauer: "Im Prinzip schreibe ich die Texte für jedermann. Es wäre mir unangenehm zu sagen, ich schreibe nur für gebildete Leser, für junge Leser, für alte oder für Leseratten. Ich möchte eigentlich, dass die Leute nichts weiter sind als unvoreingenommen und sich nicht beeindrucken lassen, ich muss schon sagen von diesem verdammten Klischee, was mir immer angehängt wird, dass ich so eine schwierige Autorin bin. Man kann meine Literatur auch unbekümmert lesen. … Man muss doch jetzt nicht hinter jedes Motiv kommen. Man kann diese Literatur lesen, dass man sich an der sinnlichen Oberfläche erfreut. Man kann es wie eine Landschaft an sich vorbeiziehen lassen – zunächst. Wenn man dann mehr wissen will, kann man dann in die Schichten gehen. Muss man aber nicht."

Deutschlandradio Kultur: "Was sollte Literatur heute leisten?"

Kronauer: "Dass sie eine andere Welt herstellt, eine Alternativ-Welt, in euphorischen Augenblicken könnte man vielleicht auch sagen die eigentliche Welt, die eigentliche Wirklichkeit, die utopische Wirklichkeit. "