"Im Panzerhemd" - "L’homme-armé"-Vertonungen der Renaissance

Moderation: Johannes Jansen |
Erst war es nur eine Hymne für den burgundischen Hof Karls des Kühnen, aber dann wurde daraus eines der faszinierendsten Leitmotive der frühen europäischen Musikgeschichte: die Melodie des Liedes vom gepanzerten Mann - "L’homme armé" - durchzieht, weit ab von ihrem ursprünglichen Inhalt, einige der bedeutendsten geistlichen Kompositionen der Renaissancezeit.
In einem – nicht ganz vollständigen – neapolitanischen Manuskript basieren sechs komplette Messen auf "L’homme-armé"-Motiven; insgesamt wurden es im Laufe der Zeit sogar über drei Dutzend, komponiert zuerst von den großen flämischen Polyphonisten, die das burgundische Hofleben noch als Zeitgenossen miterlebten, bis hin zu Palestrina und Carissimi nebst einigen Ausläufern ins 20. Jahrhundert hinein.

Mit dem neapolitanischen Konvolut hat sich nach dessen Entdeckung zuerst Paul van Nevel beschäftigt; seine Einspielung einiger Teile daraus leitete ihrerzeit eine Renaissance der Beschäftigung mit der Frühblüte der europäischen Polyphonie ein.

Nun ist van Nevel zu Gast in Johannes Jansens "Interpretationen"-Sendung und trägt sowohl historisch-analytische wie praktische Gesichtspunkte zu den verschiedenen Varianten bei, in denen sich die kriegerische Melodie über viele Jahrzehnte hin immer wieder neu verkörpert hat.